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Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Autoren: Elisabeth Naughton
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Stamm unter den restlichen Dschinn-Völkern einen üblen Ruf genoss, weil jene in den Ödländern außer Rand und Band waren – sie vergewaltigten und brandschatzten ohne Erbarmen –, doch hieß das nicht, dass alle Ghule schlecht waren.
    Unbehagen beschlich sie, wenn sie an Zayd und die Hochgeborenen im Allgemeinen dachte, die sich nahmen, was immer sie begehrten, ohne Rücksicht auf die Wünsche und Bedürfnisse anderer. Sie kleideten sich besser als die Ghule in den Ödländern, waren gebildet und entstammten aristokratischen Familien, aber unterschieden sie sich wirklich von ihnen? Dann dachte sie an ihre Eltern, die Zayds Geld genommen hatten, als wäre es ein Segen. Sie hatten nicht einen einzigen Versuch unternommen, sie zu finden, seit sie sie verkauft hatten. Am Ende kreisten ihre Gedanken um das, was einer Marid-Frau, die zu Kriegszeiten von Ghulen versklavt worden war, angetan worden sein könnte und sehr wahrscheinlich auch angetan worden war.
    Ihr Unbehagen wuchs sich zu einem schmerzhaften Knoten in ihrer Magengrube aus.
    Sie riss den Blick von Hanas Tätowierung los.
    »Sie hat ihren Test überlebt«, fuhr die Dienerin fort, während sie ihren Arm losließ und mit dem Schwamm über ihr Schlüsselbein schrubbte. »Aber sie kam völlig verändert zurück. Obwohl sie noch immer voll Hoffnung von ihrem Gefährten sprach, so als könnte er sie eines Tages befreien, war das Licht in ihren Augen erloschen. Ich riet ihr, ihr altes Leben zu vergessen und sich in ihr neues zu fügen, aber sie konnte es nicht. Sie hat ihre Zeit als jarriah nicht überlebt.«
    Kavin reagierte bestürzt. »Die Hochgeborenen haben sie umgebracht?«
    »Nein, jarriah . Sie hat sich selbst umgebracht.«
    Große Furcht bemächtigte sich ihrer, als sie in das seifige Wasser starrte, wo sich die Blasen so allmählich auflösten wie ihr Überlebenswille. Stand ihr dasselbe Schicksal bevor? Falls sie ihren Test überlebte – würde sie in der Lage sein, ihre neue Rolle zu akzeptieren? Oder würde sie mehr und mehr verkümmern und innerlich absterben, bis nichts mehr von ihr übrig wäre als die kalte, leere Hülle ihres alten Ichs?
    Zum ersten Mal stellte sich Kavin den sahad in dem Kerker nicht als Ungeheuer, sondern als Dschinn vor. Wie mochte er vor seiner Versklavung gewesen sein, bevor man ihn in die Kampfarena von Jahannam geschickt hatte? War er schon immer eine Bestie gewesen, die nichts anderes im Sinn hatte als Tod und Vernichtung? Oder war er eine andere, bessere Person gewesen?
    »Heb den Kopf an, jarriah .«
    Kavin gehorchte, dann schloss sie die Augen, während sie über all diesen Fragen brütete. Warmes Wasser tropfte aus ihren Haaren und platschte ihr auf die Schultern. Ein klackendes Geräusch warf sein Echo, als Hana den Krug auf den Beckenrand stellte, dann kräuselte sich das Wasser, während das Mädchen sich hinter Kavin positionierte. Starke Finger kneteten Seife in ihr Haar, bis es schäumte.
    Lange Momente des Schweigens drückten auf den gigantischen Raum nieder, bevor Kavin es schließlich brach. »Du sagtest, die Marid brächten den Frauen eine höhere Wertschätzung entgegen als die Ghule. Dass sie den Test nicht anwenden. Aber bestimmt haben sie andere Mittel, um ihre jarriahs auf ihren Platz zu verweisen.«
    »Sie halten sich keine jarriahs .«
    »Überhaupt keine?«
    »Überhaupt keine.«
    Kavin ließ sich das durch den Kopf gehen, während die Finger des Mädchens durch das lange, nasse Haar an ihrem Rücken kämmten. »Dann haben sie bestimmt viele Ehefrauen.«
    »Nein, nur eine.«
    Verdutzt drehte Kavin den Kopf zur Seite, in der Erwartung, ein Lächeln bei Hana zu entdecken, das verriet, dass sie scherzte. Doch ihre Miene blieb stoisch, während sie weiter ihrer Pflicht nachkam. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Und ob. Ich sagte es dir bereits. Die Männer der Marid binden sich für ein ganzes Leben. An eine einzige Frau.«
    Kavin konnte es kaum glauben. »Und wenn die Frau stirbt?«
    Dschinn waren bekannt dafür, tausend Jahre zu leben, trotzdem waren sie nicht unsterblich. Obwohl immun gegen die meisten Krankheiten, konnten sie, genau wie Menschen, einem gewaltsamen Tod zum Opfer fallen.
    »Das«, sagte Hana, als sie den Krug vom Beckenrand nahm und ihn mit Wasser füllte, »ist das Einzige, was einen Marid von zivilisiert zu barbarisch umschlagen lassen könnte.«
    Während Hana ihr die Haare ausspülte, zog sich Kavins Brust zusammen. Wieder sah sie den sahad vor ihrem geistigen Auge, wie er
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