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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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Ehrfurcht ohnmächtig zu Boden sinke.
    »Und Eile ist natürlich ein legitimer Grund, unschuldige Menschen über den Haufen zu rennen, ihrer Süßigkeiten zu berauben und sich noch nicht einmal zu entschuldigen.«
    »Aber er entschuldigt sich doch. Oder wofür hältst du das Eis sonst?«
    Das überzeugt mich nicht recht.
    »Und weshalb hast du seine Visitenkarte?« Das fehlte gerade noch, dass Mia aus meiner Misere Vorteil zieht und sich mit diesem Anwalt verabredet.

    »Julius Humbert möchte sich gern mit mir zum Abendessen treffen. Ich soll ihn anrufen.«
    Sag ich’s doch! Mia kann man auch keine Sekunde allein lassen.
    Aus Männerperspektive kann ich es allerdings verstehen, denn sie ist mit ihrem coolen Uma-Thurman-Look einfach anbetungswürdig. Sehr blond, sehr groß, sehr …
    Ich, als kleine Dunkelhaarige mit Fältchen um die graublauen Augen, ähnle eher Diane Lane. Aber nur an guten Tagen, wenn ich drei bis vier Kilo weniger auf den Rippen habe, was leider momentan nicht der Fall ist.
    »Sammy, magst du mein Eis?«, frage ich und ärgere mich gleichzeitig darüber, dass ich soeben meine eigenen pädagogischen Grundsätze unterlaufe. Zuckerwatte UND Eis, das geht an sich gar nicht!
    »Musst du ihn eigentlich nicht bald bei Ralf abliefern?«, fragt Mia und sieht auf die Uhr. »Wir wollten doch noch ins Kino.«
    Stimmt, das hätte ich beinahe vergessen. Die Übergabe meines Sprösslings soll heute Nachmittag um fünf erfolgen. Also bleiben uns noch zwei Stunden bei Hagenbeck. Danach habe ich bis Sonntagabend Pause von meinem Vollzeit-Mama-Dasein.
     
    Um zwanzig Uhr sitzen wir statt im Kino in einem gemütlichen Restaurant am Hafen. Keiner der aktuell laufenden Filme hat Gnade vor unseren Augen gefunden, außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Mia immer noch scharf darauf ist, mir einen Mann zu angeln. Die Idee mit den Kontaktanzeigen stammte natürlich auch von
ihr, und meine Freundin ist von der beharrlichen Sorte, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Nach der Vorspeise kommt sie auch schon zum Punkt:
    »Wie wär’s mit Speed-Dating?«
    Ich verstehe nur Bahnhof.
    »Speed-Dating? Was ist das denn?«
    »Hast du den Film Shoppen nicht gesehen?«
    Nein, habe ich nicht. Ich bin eine alleinerziehende Mutter und habe kaum Zeit, geschweige denn Geld, um großartig ins Kino zu gehen. Filme schaue ich im Fernsehen an oder auf DVD.
    »Pass auf, das Prinzip ist … «, beginnt Mia.
    Angewidert lausche ich ihrer Beschreibung, wie sich fremde Menschen gegenübersitzen und nur ein paar Minuten haben, um sich kennenzulernen. Sobald die Zeit abgelaufen ist, müssen sie sich mit dem Nächsten unterhalten, egal, ob sie wollen oder nicht.
    Mir wird abwechselnd heiß und kalt, und mein Schädel dröhnt. Diese Form des Datings klingt anstrengend, widernatürlich, hektisch und absolut grauenhaft. Warum will Mia mir das antun?
    »Ich denke, du bist meine Freundin«, wehre ich mich gegen diese unwürdige Form der Kuppelei. Ehe ich so etwas mache, bleibe ich lieber allein! »Ich bin doch kein Stück Fleisch, das wie auf dem Markt geprüft, vermessen und gewogen wird.« Um womöglich anschließend als Restposten im Regal liegen zu bleiben …
    »Nun werd’ nicht gleich so dramatisch«, rügt mich Mia. Kunststück, eine Frau wie sie braucht derlei Situationen auch nicht zu scheuen.

    »Du musst nichts weiter tun, als dich hübsch zu machen, auf einen Stuhl zu setzen und ein wenig zu plaudern. Im Übrigen hast du es selbst in der Hand, wie die Sache läuft. Dreh doch einfach den Spieß um, und frag die Typen Löcher in den Bauch. Wer sagt denn, dass nur du Rede und Antwort stehen musst?«
    Ich sage das. Ich habe nämlich den fatalen Hang, mich in solchen Momenten um Kopf und Kragen zu reden. Aus lauter Sorge, man könne mich unsympathisch, unintelligent oder gar langweilig finden. Außerdem halte ich Gesprächspausen schlecht aus.
    »Ich weiß nicht. Für so einen Unsinn habe ich echt keine Zeit. Ich will keine emotionale Reise nach Jerusalem spielen, nur um festzustellen, dass ich gleich in der ersten Runde rausfliege. Die Erfahrung habe ich bereits mit Ralf gemacht. Danke, mein Bedarf ist vorerst gedeckt.«
    »Das Argument mit der fehlenden Zeit gilt schon mal nicht. Das nächste Speed-Dating im Catwalk-Café findet kommenden Sonntag statt. Ich melde dich an und passe auf Sammy auf. Die Veranstaltung beginnt um siebzehn Uhr, dauert ungefähr eine Stunde, und das Café ist gleich bei dir um die Ecke. Wenn
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