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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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machen.
    Das Telefon klingelt. Carla. Diesmal ein wenig kleinlauter.
    »Hallo, Oliver. Dominic hat sich nicht gemeldet. Vielleicht ist er ja doch nicht bei dir. Hoffentlich ist ihm nichts passiert. Ich mache mir Sorgen … ich … (kleiner Schluchzer) … ich liebe ihn doch so. Sag ihm das bitte, wenn er bei dir anrufen sollte. Und sag ihm auch, dass seine Kinder ihn lieben.«
    Dominic legt sein Frühstück beiseite. Die Botschaft scheint bei ihm angekommen zu sein.
    Und plötzlich geht alles ganz schnell: Er rafft seine Tüten zusammen, ruft »Ciao!«, und rums! fliegt die Tür hinter ihm ins Schloss. Zurück bleiben die Erinnerung an seinen beseelten Gesichtsausdruck, Tränen der Rührung in meinen Augen und ein halbes Croissant mit Erdbeermarmelade. Ein Zeichen, wie sehr ihm Carla und die Kinder am Herzen liegen.
    Ich schnappe mir den Rest und kaue gedankenverloren vor mich hin. Vielleicht sollte ich mich gleich an den Rechner setzen und arbeiten, bevor ich noch ins Grübeln komme. Mein neues Buch hat es in sich, und der Verlag erhofft sich einiges. Unter anderem einen Spitzenplatz auf der Bestsellerliste.
    Ein bisschen unwillig fahre ich wenig später den PC hoch und öffne die Datei »Wie finde ich die Liebe meines Lebens? - Tipps und Strategien rund um die schönste Sache der Welt«.
    Der Arbeitstitel ist natürlich noch ausbaufähig, ebenso
wie der Inhalt. Bislang habe ich noch nicht viel Nennenswertes zu Papier gebracht, weil mich das Thema unglaublich langweilt. Seit Wochen verbringe ich meine Zeit damit, mich in Internet-Foren herumzutreiben, Kontaktanzeigen aufzugeben oder zu beantworten, Blinddates durchzuziehen und Frauen beim Spaziergang oder in Bars und Cafés anzusprechen.
    Letzte Punkte auf meiner To-do-Liste: Museumsbesuch und Speed-Dating. Ins Museum will ich morgen, speed-daten kommenden Sonntag.
    Ich bemühe mich, so gut es geht, einen sensiblen, positiven Ton zu finden, der meinen Leserkreis ermutigt, offen zu sein für die wahre Liebe, der sie jeden Tag begegnen könnten. Und deshalb gibt es natürlich ein paar Regeln zu beachten, wenn man will, dass die Sache auch wirklich klappt. Also lege ich los:
    1. Verlassen Sie das Haus nur, wenn Sie frisch geduscht sind, Ihre Haare gut sitzen und Sie gut duften! Die erste Sekunde entscheidet über den weiteren Verlauf einer Begegnung.
    2. Achten Sie auf Ihren Gesichtsausdruck! Steile Falten auf der Stirn, heruntergezogene Mundwinkel und kritisches Zusammenkneifen der Augen sind keine Türöffner für fremde Herzen. Denken Sie an etwas Angenehmes und lächeln Sie!
    3. Seien Sie freundlich, wenn Sie angesprochen werden. Überschlagen Sie sich nicht, seien Sie nicht reserviert, sondern offen und natürlich. Vermeiden Sie künstliches Lachen, zu schnelles Sprechen, und reißen
Sie keine Witze, wenn Sie es nicht wirklich gut können!
    4. Achten Sie auf Ihre Körpersprache. Hängende Schultern, ein vorgewölbter Bauch, ein auf der Brust thronendes Doppelkinn wirken nicht attraktiv. Nehmen Sie die Schultern zurück, ziehen Sie den Bauch ein, und heben Sie den Kopf. Der andere soll sehen, mit wem er es zu tun hat.
    Bei Punkt fünf weiß ich nicht mehr weiter.
    Das Problem ist, dass ich selbst niemals ein Problem mit diesen Dingen hatte. Wann auch immer ich einer attraktiven Frau begegne und mit ihr ins Gespräch komme, bin ich innerhalb von ein paar Minuten im Besitz ihrer Telefonnummer, ob ich sie nun will oder nicht. Irgendetwas scheine ich wohl richtig zu machen. Und genau an diesem Talent sollte ich eigentlich meine Leser teilhaben lassen. Aber wie erklärt man eine Naturbegabung?
    Am besten ich vertage das Projekt bis Montag. So bleibt mir der heutige Tag, um ins Fitnessstudio zu gehen. Nicht dass ich irgendwann selbst ein Doppelkinn habe und mein Bauch sich über der Gürtelschnalle wölbt.
     
    Um drei Uhr nachmittags komme ich zu der Erkenntnis, dass schweißtreibende Sit-ups und das Betätigen eines Ergometers eine ziemlich sinnfreie Angelegenheit sind.
    Um fünf Uhr habe ich zwei Saunagänge hinter mir und fühle mich schlapp. Außerdem dröhnt mir der Schädel
von den Gesprächen der anderen Saunabesucher. Sie drehen sich ausnahmslos um Job oder Beziehungen. Gibt es denn nichts anderes, worüber es sich zu reden lohnt?
    Um sechs Uhr abends sinke ich erschöpft und hungrig auf die Couch. Soll ich essen gehen oder mir etwas vom Lieferservice kommen lassen? Thai-Food? Pizza? Sushi? Indisch? Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass ich einschlafe,
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