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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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legen.
    Beinahe beängstigend.
    »Und worum ging’s diesmal?«, frage ich, ganz Freund und Psychologe. Schließlich bin ich erfolgreicher Autor von Büchern zum Thema Selbstcoaching, positives Denken und Glückssuche.
    »Na ja, Carla fällt zu Hause die Decke auf den Kopf, aber wenn ich ihr vorschlage, den Einkauf zu erledigen,
damit sie mal rauskommt, ist es ihr auch wieder nicht recht.«
    Ich kann mir kaum ein Grinsen verkneifen.
    »Du bist wirklich ein Blindfisch! Carla ist eine intelligente Frau, die ihren Beruf zugunsten der Kinder aufgegeben hat und die mehr will, als sich nur mit anderen Müttern über Windeln und Kinderkrankheiten zu unterhalten. Ist das so schwer zu kapieren?«
    Dominic guckt beleidigt.
    »Hey, auf wessen Seite stehst du eigentlich? Hallo? Ich bin’s! Dein bester Freund und nicht irgendein Käufer deines Ratgebergeblubbers.«
    Ratgebergeblubbers?
    »Vorsicht, Freundchen. Sonst kannst du deinen Espresso woanders trinken. Ich will dir doch nur helfen.«
    »Bitte entschuldige.« Zerknirschter Blick.
    Wie aufs Stichwort klingelt Dominics Handy in einer der Plastiktüten, doch er macht einen auf taubstumm.
    »Willst du nicht rangehen? Das ist bestimmt Carla, die sich mit dir versöhnen will. Mach’s ihr nicht unnötig schwer!«
    »Ach, die kann mich mal!«
    Harte Worte. Aber er wird schon wissen, was er tut. Hoffe ich zumindest …
    »Und wie geht’s dir so?« Dominic will sich anscheinend nicht länger über seine Beziehung unterhalten.
    »Alles im grünen Bereich.«
    Mein Freund nickt.
    Das ist das Schöne an einer Männerfreundschaft. Man versteht sich auch ohne viele Worte.

    Während wir weiter Kaffee trinken und Dominic sich ein Croissant schnappt, klingelt sein Handy noch ein paarmal.
    Dann läutet es auf meinem Festnetz. Ich lasse den Anrufbeantworter anspringen, schließlich habe ich gerade Besuch.
    Die Anruferin ist Carla.
    »Hey, Oliver, geh ran! Ich weiß, dass Dominic bei dir ist. Wo sollte er sonst sein? Sag ihm, dass ich die Kinder jetzt zu seiner Mutter bringe und den nächsten Flieger nach Palermo nehme. Schönen Tag noch.«
    Dominic und ich sehen uns stumm an.
    Erfahrungsgemäß ergreift Carla nach einem Streit folgende Maßnahmen:
    1. Sie kocht eine Woche lang ausschließlich Gesundes. Weder Fleisch noch Sahnesaucen. Auch Frittiertes oder Desserts sind gestrichen.
    2. Sie entzieht sich jeglicher Form körperlicher Annäherung. Selbst ein Gutenmorgenkuss gilt bereits als schweres Vergehen.
    3. Sie droht mit Abreise. Egal wohin. Meistens Sizilien, wo sie geboren ist.
    Keine Ahnung, was Dominic wegen Punkt drei unternehmen würde. Wenn es um Punkt eins geht, ergibt er sich in der Regel immer sofort, weil er sehr gerne isst. Persönlich vermute ich ja, dass ihn eine erzwungene Pommes-frites-Abstinenz weitaus härter trifft als die Verweigerung des ehelichen Beischlafs.

    »Willst du nicht mal los, um die Sache in Ordnung zu bringen?«, frage ich vorsichtig.
    Ich kann nicht fassen, dass er hier in aller Seelenruhe sitzt und sich den Bauch vollschlägt, während seine Ehe den Bach runtergeht.
    Doch Dominic hat offenbar nichts dergleichen vor.
    »Mann, du hast es gut«, seufzt er und angelt nach einem zweiten Croissant. »Du lebst allein, kannst tun und lassen, was du willst. Kein Mensch schreibt dir vor, was du zu essen, zu tragen und zu denken hast. Du hast Sex im Überfluss, und dein einziges Problem besteht darin, nach einer Garage für dein Alfa-Cabrio zu suchen. Und vielleicht noch, dir zu überlegen, ob du deinen Urlaub lieber auf den Seychellen oder in St. Moritz verbringen willst.«
    Wenn’s nach mir geht, gern beides!, denke ich, lenke aber gleich ein: »Dafür hast du wunderbare Kinder, eine tolle Ehefrau, eine gut gehende Praxis und existenzielle Sicherheit. Manchmal würde ich gern mit dir tauschen.« Okay, das stimmt nicht ganz, aber was soll’s!
    »Nein, würdest du nicht. Du bist gerne der einsame Wolf, weil du genau weißt, wie sehr das die Frauen anmacht. Dein einziger Boss ist dein Verleger, und nicht mal der traut sich, dir reinzureden, dazu verkaufen sich deine Bücher einfach zu gut. Du hast Kohle, bist attraktiv, dein Handicap ist grandios, und eine Garage für dein Spaßmobil findest du sicher auch bald. Ich weiß nur nicht, ob dich das auf Dauer glücklich macht.«
    Diesen letzten Satz überhöre ich geflissentlich. Ich lebe im Hier und Jetzt, und das sehr gut. Sollten sich meine
Bedürfnisse irgendwann ändern, kann ich mir darüber immer noch Gedanken
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