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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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Pershing und das Kriegsdepartement der Vereinigten Staaten die Veröffentlichung folgender Kabeldepesche:
     
    Eine Zeitung von St. Louis (Missouri), die wir vor kurzem hier erhielten, berichtet, daß einer von fünfzig Männern, die in Verbindung mit dem Liberty-Loan-Feldzug heimgeschickt wurden, Reden hält, in denen er ausführt: „Die Deutschen geben den Kindern vergifteten Kandiszucker zum Essen und Handgranaten zum Spielen. Sie freuen sich, wenn die Kinder sich vor Schmerzen winden und lachen, wenn die Granaten explodieren. Ich sah einen ungefähr siebzehnjährigen amerikanischen Jungen, der von den Deutschen gefangengenommen war, in unsere Schützengräben zurückkehren. Er hatte Watte in und um den Ohren. Ich fragte jemanden, wofür die Watte sei.
    „Die Deutschen haben ihm die Ohren abgeschnitten und ihn zurückgeschickt, um uns zu sagen, daß sie mit Männern kämpfen wollen“, war die Antwort. „Sie geben den Amerikanern Tuberkelbazillen zu essen.“
    Da nach allen unseren Erfahrungen solche Aussagen völlig unbegründet sind, empfehle ich, daß dieser Unteroffizier, wenn er die obigen Angaben gemacht hat, sofort zum Heeresdienst zurückgeschickt wird, und daß die Ausführungen widerrufen werden.
    Pershing.
     
    Die amerikanische Version der Kreuzigungsgeschichte 18   entstammt der folgenden Erzählung eines amerikanischen Soldaten:
     
    Es war am 23. Oktober 1918, als unser Detachement, fünftes Marineregiment, zweite Division, in Suippes, nördlich von Châlons und westlich vom Argonner Wald gelegen, einrückte, nachdem der Ort soeben von den Deutschen geräumt worden war. Da fanden wir ein nacktes Mädchen an ein Scheunentor genagelt. Überdies war die Hälfte der Särge im Dorffriedhof aus den Gräbern gerissen und geöffnet worden, augenscheinlich in der Absicht, sie zu plündern.
     
    Als man in den Soldaten drang, genauere Einzelheiten anzugeben, bezog er sich aus die Nummer vom 2. Februar 1919 der Pittsburger Sunday Post , die eine Schilderung des angeblichen Vorkommnisses mit Zeichnungen – nicht mit Photographien – enthielt.
    Nachdem die Sache dem deutschen Staatsarchiv unterbreitet worden war, wurde am 27. September 1924 nachstehendes mitgeteilt:
     
    Während des Jahres 1918 waren keine Deutschen in Suippes, das an der Suippes und nordöstlich von Châlons liegt. Die deutsche Front erstreckte sich, besonders im Oktober 1918, nördlich von Souain. Dieses Dorf war in den Händen der Franzosen, und Suippes liegt sieben Kilometer weiter zurück gegen Süden.
     
    Ein katholischer Geistlicher in Suippes, an den eine diesbezügliche Anfrage ergangen war, erwiderte am 18. Februar 1925:
     
    Ihr amerikanischer Soldat kann nicht gesehen haben, daß ein junges Mädchen gekreuzigt worden ist, denn hier ist von dieser Geschichte nicht das Geringste bekannt. Es ist möglich, daß Gräber geplündert worden sind, aber nicht im Friedhofe von Suippes.
     
    Trotzdem die Geschichte von General March in Washington in Abrede gestellt worden war, wurde sie zur Grundlage eines Kriegspropagandadramas gemacht, dem Präsident Wilson seinen Segen verlieh 19 .
    Scheußliche, deutschen U-Bootkommandanten zugeschriebene Grausamkeiten wurden ebenfalls in weiten Kreisen erzählt. Im April 1923 erklärte Admiral Sims in der New York Tribune :
     
    Es gibt keinen authentischen Bericht darüber, daß je von dem Kommandanten oder der Mannschaft eines deutschen Unterseebootes Grausamkeiten verübt worden sind.
    Die Presseberichte über Grausamkeiten sollten nur Propagandazwecken dienen.
     
    Spuren von der Lügenflut lassen sich noch heutzutage unter den unwissenderen Teilen der Bevölkerung finden. Aber viel größer ist der Groll jener, die jetzt, da der Wahn gewichen ist, den Lügenschlamm erkennen, aus dem das ganze Kriegsfieber herrührte.
    Mr. Kirby Page faßt die Tätigkeit des Ausschusses für Public Information (für die Unterrichtung der Öffentlichkeit) also zusammen:
     
    Eine Prüfung all dieser Propaganda offenbart die Übertreibungen und falschen Darstellungen, denen das amerikanische Vo1k preisgegeben war … Jede Regierung plante systematisch, ihr eigenes Volk zu täuschen, und überall herrschte eine strenge Zensur.
     
    Ein interessantes Werk über die Technik der Propaganda ist kürzlich von Professor Laßwell von Chicago 20   veröffentlicht worden, dem der folgende Auszug entnommen ist:
     
    So groß sind die psychologischen Widerstände gegen den Krieg bei den modernen Völkern, daß jeder Krieg
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