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Die Hüter des Lichts - nach dem Drehbuch von William Joyce

Die Hüter des Lichts - nach dem Drehbuch von William Joyce

Titel: Die Hüter des Lichts - nach dem Drehbuch von William Joyce
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kapitel 1
    Es war einmal ein eisiger Wintertag vor langer Zeit, als die Oberfläche eines gefrorenen Teichs aufbrach und Jack Frost aus den kalten Fluten emporstieg. Er war dünn, blass und barfuß. Sein weißes Haar glitzerte im Mondlicht. Er sah sich um. Nichts hier kam ihm bekannt vor, nicht einmal sein eigenes Spiegelbild.
    »Aber dann sah ich den Mond. Er war so groß und leuchtete so hell, dass er die Dunkelheit zu vertreiben schien. Und da hatte ich keine Angst mehr«, erinnerte er sich.
    Jack ging über den eisbedeckten Teich, bis er mit dem Fuß gegen etwas stieß. Als er sich danach bückte, sah er, dass es ein Holzstab war. Kaum hatte Jack den Stab berührt, begann dieser in einem hellen Blau zu leuchten.
    Das war so merkwürdig, dass Jack ihn fast fallen gelassen hätte. Als er mit dem unteren Ende des Stabs die Erde berührte, schoss Raureif daraus hervor und überzog die Eisfläche des Sees.
    Jack schüttelte den Kopf. Was ging hier bloß vor sich?
    Versuchsweise schlug er mit dem Stab gegen einen Baum – und ein Strom von Eiskristallen kletterte den Stamm hinauf.
    Der Stab hatte magische Kräfte! Jack entdeckte bald, dass er ihm auch Macht über den Wind gab. Er ließ sich in die Spitze eines Baumes tragen. Von einem hohen Ast aus sah er ein Dorf. Vielleicht, dachte er, finde ich dort ein paar Antworten. Vielleicht weiß dort jemand, wer ich bin.
    Jack ritt den Wind, bis er auf ein paar Dorfbewohner traf, die sich an einem Feuer wärmten.
    »Hallo«, begrüßte er sie. »Hallo. Guten Abend.«
    Die Dorfbewohner blickten durch ihn hindurch, als ob er gar nicht da wäre.
    »Gute Frau?« Er blieb neben einer Frau stehen. Sie sah ihn nicht.
    Er fragte einen kleinen Jungen: »Entschuldigung, kannst du mir sagen, wo ich hier bin?« Der Junge rannte direkt durch Jack hindurch. »Hallo! Hallo!«, rief Jack.
    In diesem Moment begriff Jack, dass er unsichtbar war. Niemand konnte ihn sehen oder hören. Erschüttert kehrte Jack in den Wald zurück. Er wusste, dass sein Name Jack Frost war. Das hatte der Mond ihm gesagt. Doch das war alles, was er über sich und seine Herkunft wusste. So vergingen Jahre, doch Jack gab die Hoffnung nie auf, dass er eines Tages herausfinden würde, warum man ihn erschaffen hatte und was seine Bestimmung war.
    Weit, weit entfernt schmiegte sich eine Festung in einen versteckten Winkel eines gewaltigen Eisgebirges. Die Burg des Weihnachtsmanns war riesig, überfüllt, geschäftig, laut – und das bestgehütete Geheimnis der Welt.
    Hier, am Nordpol, wurde der Weihnachtsmann »Nord« genannt.
    Auf der einen Seite von Nords Werkstatt warfen seine berühmte rote Jacke und die passende Mütze lange Schatten auf den Boden. Auf der anderen Seite stand ihr Besitzer höchstpersönlich mit einer Kettensäge vor einem großen Eisblock. Nord hob die Kettensäge und dabei kam eine Tätowierung an seinem Unterarm zum Vorschein. »Unartig« war da zu lesen. Er grub die Kettensäge in den Eisblock und scharfe Splitter flogen durch die Werkstatt.
    Drei Weihnachtselfen standen im Türrahmen und mampften die Plätzchen, die eigentlich für Nord bestimmt waren.
    »Ich warte immer noch auf meinen Imbiss!« Nords tiefe Stimme hallte mit russischem Akzent durch die weiten Hallen seiner Werkstatt. Er war wirklich hungrig.
    Seine kleinen Helfer huschten aus dem Weg, als Nord sich in seinen Stuhl fallen ließ. Daneben stand ein Regal, das übervoll war mit den verschiedensten Werkzeugen.
    Er schnappte sich einen winzigen Hammer, dann krempelte er die Ärmel hoch. Auch sein anderer Arm war tätowiert – dort stand »brav«.
    Mit seinem feinsten Werkzeug gab Nord dem Eisblock den letzten Schliff. Als die Skulptur fertig war, hob Nord die gefrorene Lokomotive hoch, die er geschaffen hatte, und setzte sie vorsichtig auf eine Schiene aus Eis. Fauchend erwachte der Zug zum Leben und stieß eiskalten Dampf hervor, als er davontuckerte.
    Nord nahm sich ein Plätzchen. Er schaute zu, wie sein neu geschaffenes Spielzeug einen Looping machte und in die Luft abhob. Flügel entfalteten sich aus dem Eis und ein Düsentriebwerk setzte sich zischend in Bewegung.
    Plötzlich flog mit einem gewaltigen Schlag die Tür auf und krachte in den herumfliegenden Zug. Ein riesiger, haariger, grässlicher Schneemann wälzte sich in die Werkstatt. Das pelzige Gesicht des Yeti hatte einen besorgten Ausdruck. Der Eiszug krachte herunter und zersprang in tausend Stücke.
    Kopfschüttelnd betrachtete Nord sein Spielzeug, als der Yeti
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