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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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kein unabhängiges Leben haben können, ohne daß ihre nationale Existenz schweren Gefahren ausgesetzt ist. – Die Jugoslawen sehen daher die Unmöglichkeit ein, ein unabhängiges serbisches Königreich, das alle jugoslawischen Gebiete umfaßt, zu bilden. Sie wünschen, daß die Einigung der slawischen Gebiete sich in dreieiniger Form vollziehen möge, nämlich, daß die slawischen Länder in die österreichisch-ungarische Monarchie eingeschlossen werden, und zwar mit denselben Rechten und Pflichten und in der gleichen Stellung wie Ungarn.
     
    Der Zweck dieser Veröffentlichung war, antijugoslawische Gefühle aufzustacheln, und die Politik Sonninos, der Österreich-Ungarn als einen Bundesstaat beibehalten wollte, zu fördern. Das Schriftstück war eine Fälschung, wurde aber in ganz Italien abgedruckt. Die Unita forderte die Stampa auf, die Quelle dieser Nachricht anzugeben, erhielt aber keine Antwort 23 .
    Aus den verschiedenen Distrikten Dalmatiens kam eine Reihe von Telegrammen an den Premierminister, in denen der Wunsch ausgesprochen war, Italien möge Dalmatien einverleiben. Diese Telegramme waren alle auf Anweisung der italienischen Militärbehörden geschickt worden. Die tatsächlichen Verordnungen, in denen die Dalmatiner aufgefordert wurden, Telegramme zu senden, die den heißen Wunsch der Bevölkerung nach Anschluß an Italien zum Ausdruck bringen, wurden in der Folge entdeckt und veröffentlicht.
    Eine slawenfeindliche Stimmung wurde mit allen erdenklichen Mitteln gefördert. Baron Sonnino erklärte z. B. im März 1918 durch seine Organe, daß es unmöglich sei, bezüglich des Londoner Paktes mit den Jugoslawen zu irgendeiner Verständigung zu gelangen, weil sie darauf bestünden, nicht nur Dalmatien, sondern auch Pola, Triest und Udine für sich zu beanspruchen. In Wirklichkeit hatte er von Herrn Paschitsch ausdrückliche Zusicherungen erhalten, daß diese letztgenannten Distrikte im Besitze Italiens bleiben sollten.
    Gute Beispiele von einem Umschwung der Presse unter dem Drucke der Regierung bieten zwei Auszüge aus dem Popolo d’Italia , die bekunden, wie man sich der Presse bediente, um die öffentliche Meinung zu leiten, und einem Volke zu sagen, wenn es ein anderes hassen oder lieben soll.
     
    Vor Rumäniens Kriegserklärung
     
    Es muß endlich damit aufgehört werden, die Rumänen unsere Brüder zu nennen. Sie sind überhaupt nicht Romanen, wie sehr sie sich auch mit dieser edlen Bezeichnung schmücken mögen. Sie sind ein Gemisch von den barbarischen Eingebornen, die von den Römern unterworfen wurden, und von Slawen, Chazaren, Avaren, Tartaren, Mongolen, Hunnen und Türken, und so kann man sich leicht vorstellen, was für eine Bande von Schurken einem solchen Ursprung entsprossen ist. Der Rumäne ist heutzutage noch ein Barbar und ein Individuum von geringem Werte, das zum allgemeinen Gespött der Franzosen den Pariser nachäfft. Er ist froh, wenn er in trüben Wassern fischen kann, wo keine von den Gefahren lauert, die er soviel als möglich zu vermeiden sucht, wie er schon im Jahre 1913 gezeigt hat.
     
    Dieselbe Zeitung schrieb nach der Kriegserklärung:
     
    Die Rumänen haben jetzt auf die deutlichste Art bewiesen, daß sie würdige Söhne der alten Römer sind, von denen sie gleich uns abstammen. Sie sind also unsere nächsten Brüder, die mit dem Mut und der Entschlossenheit, die ihnen besonders eigen sind, an dem Kampfe der lateinischen und slawischen Rassen gegen die deutsche Rasse teilnehmen … Es konnte von einem Volke, das die Ehre hat, jener lateinischen Rasse, die einst die Welt beherrschte, anzugehören, nichts anderes erwartet werden.
     
    Vor Italiens Eintritt in den Weltkrieg war die italienische Presse, wie sich wohl denken läßt, eine Masse von sich widersprechenden Berichten von den Kriegführenden beider Seiten, von Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen, Greuelanklagen und Ableugnungen, Paniken, Spionengeschichten und allen nur erdenklichen „Nachrichten“, die nicht nur aus Großbritannien, Frankreich, Rußland und von den Mittelmächten, sondern auch aus den Fabriken schauerlicherer und sensationellerer Berichte auf dem Balkan durchsickerten.
    Bezüglich der Behandlung des Kardinals Mercier wurden tagtäglich die unzuverlässigsten und widerspruchsvollsten Meldungen veröffentlicht. Die päpstlichen Behörden mußten das Vorhandensein einer radiotelegraphischen Station im Vatikan in Abrede stellen. Große Erregung rief das Gerücht von einer geheimen
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