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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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Häusern zu bergen, aber es konnte dies nie erwiesen werden. Ein Fall, von dem verschiedenartige Versionen in Umlauf waren, war der des Priesters Demange von Lagarde. Es hieß, er habe dem Feinde die Stellung deutscher Truppen verraten und im Turme seiner Kirche ein Maschinengewehr aufgestellt, um die Deutschen damit niederzuschießen. Es wurde ferner berichtet, er sei erschossen worden, und sein Leichnam sei, von dreißig Bajonettstichen durchbohrt, vor der Kirchentür in Lagarde gesehen worden. Die ganze Geschichte war nicht nur eine Erfindung, sondern es stellte sich nach einer amtlichen Mitteilung hin sogar heraus, daß Demange, der am Leben war, sich beim Widerstand gegen die Feinde heldenhaft benommen hatte und von deutschen Offizieren gelobt worden war.
    Die verschiedenartigen Darstellungen der Geschichte und ihre Aufdeckung als eine Legende erschien in der Frankfurter Zeitung (18. September 1914) und in der Kölnischen Volkszeitung (11. Oktober 1914).
    Am 31. Oktober 1914 berichtete der Berliner Lokalanzeiger : Eine Krankenschwester in Amsterdam habe von einem deutschen Offizier gehört, wie nach der Besetzung von Löwen alles ruhig gewesen sei, aber später habe man im Keller eines Klosters fünfzig, von Mönchen erschossene deutsche Soldaten gefunden. Die Insassen seien hierauf verhaftet und der Prior erschossen worden.
    Diese Geschichte war weitverbreitet, und da sie geeignet war, religiöse Gefühle zu erbittern, erließ General von Bissing eine vollständige Widerrufung des Gerüchtes und das Verbot, es in der Presse zirkulieren zu lassen (Münster, 6. September 1914). Dessenungeachtet ist die Geschichte einigen deutschen Kriegsbüchern einverleibt worden.
    Im September 1914 erzählte der Unteroffizier Adolf Schmidt in einem Briefe an seine Angehörigen, er und seine Truppe seien von einem französischen Priester zum Kaffee eingeladen worden. Da er jedoch Verdacht hegte, ließ er den Kaffee von einem Arzte untersuchen, und dieser fand, daß demselben Strychnin beigemischt war. Der Priester und seine Köchin wurden am nächsten Morgen erschossen ( Schwarzwälder Chronik , 18. September 1914).
    Die ganze Geschichte erwies sich als eine Erdichtung des Unteroffiziers, der sie auch widerrief.
    Im April 1915 meldete die Vossische Zeitung , daß die Senussi mit einem Heer von 70 000 Mann in Ägypten eingefallen seien. Diese Erfindung wurde vom Corriere della Sera in Italien abgedruckt und von der britischen Botschaft widerlegt.
    In einem Briefe (26. August 1914) an das Hamburger Fremdenblatt wurde erzählt, daß die Belgier den deutschen Truppen mit Schießpulver gefüllte Zigarren liefern, so daß sie erblinden, wenn sie dieselben anzünden. Ein anderer Brief an das Berliner Tageblatt (26. August) berichtete, daß die Belgier die Briefe der Deutschen mit betäubendem Pulver füllen.
    Am 23. Januar 1915 brachte die Kölnische Zeitung die schauerlichste Schilderung eines Augenzeugen von einem Vorkommnis an der Front, bei dem ein zwölfjähriger Knabe mit Nägeln, die ihm durch jeden seiner Finger geschlagen worden waren, an einem Tisch festgenagelt wurde. Der Richter Rosenberg von Essen nahm die Sache in die Hand und erkundigte sich nach dem Namen des Ortes, wo dies geschehen war. Nach längerem Aufschub und Ausflüchten und beträchtlichen Schwierigkeiten gelang es ihm, den Urheber der Geschichte zu ermitteln, und er stellte fest, daß der Fall sich in Prostken zugetragen hatte. Er schrieb daher an die dortigen Behörden und erhielt am 14. September 1914 ein Antwortschreiben des Inhaltes, daß von irgendeinem solchen Vorkommnis im Distrikte nichts bekannt sei.
    Es steht außer Zweifel, daß es an der Ostfront Fälle von Grausamkeit und Roheit gab. Diese wurden aber übertrieben, und schließlich wurden die Russen im allgemeinen beschuldigt, daß sie gewohnheitsmäßig den Männern Arme und Beine und den Frauen die Brüste abschneiden.
    Sowohl im Osten wie im Westen wurden Greuelgeschichten ohne Angabe des Ortes und der Person in Umlauf gesetzt.
    Folgende Geschichte ist ein Beispiel von der Art von Geschichten, wie sie der deutschen Bevölkerung als typisch für die Methoden ihrer Feinde ausgetischt wurden.
    Am 29. Oktober 1915 schilderte die Kölnische Volkszeitung den folgenden Vorfall:
     
    Infolge der Proklamation des Heiligen Krieges weigerte sich eine Anzahl britischer Askari mohammedanischer .Religion, gegen die Deutschen in Ostafrika zu kämpfen. Hieraus wurden diese 112 „Rebellen“ gefesselt,
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