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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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Natur bleibt.
    ,,Morning Post“, 20. Oktober 1915.
     
    Insofern, als es den Weltkrieg betrifft, scheint die Morning Post bis jetzt recht zu haben. Seit dem Jahre 1918 ist in der Welt beständig gekämpft worden. Die Alliierten haben gegen Rußland Krieg geführt, es gab einen Krieg zwischen der Türkei und Griechenland, die Black and Tans kämpften in Irland, dann hatten wir die bewaffnete Besetzung des Ruhrgebietes, einen Krieg der Franzosen und Spanier gegen die Riffbewohner, den Krieg Frankreichs gegen die Syrer, die militärische Aktion der Vereinigten Staaten in Nicaragua, Kämpfe in Mexiko und andauernden Krieg in China.

     
    Kein Gebiet für Großbritannien
     
    Es wurde uns oft gesagt, daß wir, für was immer wir auch kämpfen mögen, kein neues Gebiet wollen. In Anbetracht der Tatsache, daß das britische Reich im Jahre 1914 über dreizehn Millionen englische Quadratmeilen von der Erdoberfläche umfaßte, wurde diese Erklärung als klug und vernünftig angesehen. Es seien einige der hauptsächlichsten Erklärungen über diesen Punkt angeführt:
     
    Wir haben nicht den Wunsch, die Bürden unseres Reiches durch neuen Flächenraum oder größere Verantwortung zu vermehren.
    Mr. Asquith, Oktober 1914.
     
    Unsere direkten und eigennützigen Interessen sind gering.
    Mr. Asquith, November 1914.
     
    Wir kämpfen nicht um Gebiet.
    Mr. Bonar Law, Dezember 1916.
     
    Wir führen keinen Eroberungskrieg.
    Mr. Lloyd George, Februar 1917.
     
    Solch ein Sieg, der uns weder eine Gebietsvermehrung noch irgendeine Ausdehnung unseres Reiches bringen wird.
    Mr. Long, Februar 1917.
     
    Das waren die Beteuerungen, die dem Volke zur Kost vorgesetzt wurden. Nun zu dem, was uns tatsächlich „zufiel“, nachdem alles vorbei war:
    Englische Quadratmeilen
Ägypten , früher unter türkischer Oberherrschaft, wurde ein Teil des britischen Reiches
 
    350 000
Zypern , früher unter türkischer Oberherrschaft, wurde ein Teil des britischen Reiches
 
    3 584
Deutsch-Südwestafrika , Mandat der südafrikanischen Union
322 450
Deutsch-Ostafrika , Mandat Großbritanniens
384 180
Togo und Kamerun zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt (ungefähr halb und halb)
 
    112 415
Samoa , Mandat von Neuseeland
1 050
Deutsch-Neuguinea und die Südseeinseln , Mandat Australiens
90 000
Palästina , Mandat Großbritanniens
9 000
Mesopotamien (Irak), Mandat Großbritanniens
143 250
Gesamtfläche in englischen Quadratmeilen
1 415 929
     
    Das ist kein schlechtes Gesamtergebnis an „Eroberungen“, „Gebiet“, „Vermehrung der Bürden unseres Reiches durch neuen Flächenraum und größere Verantwortung“ und „Ausdehnung des Reiches“. Sicher wäre es aber besser gewesen, keine falschen Erklärungen abzugeben, die uns unvermeidlich den Vorwurf der Heuchelei eintragen müssen.

 
    30
    Lügen des Auslandes
     
     
    A. Deutschland
     
    Die Ähnlichkeit der Art und Weise, auf welche in Deutschland das Lügen besorgt wurde, mit der unsrigen in diesem Lande zeigt, wie aus der ganzen Welt die Täuschung des Volkes ein notwendiges Attribut des Krieges ist.
    Innerhalb der Nation war die Zensur strenger als hier. Kein anständiges Wort über den Feind war erlaubt, und die gute Behandlung der Gefangenen in den englischen Lagern wurde unterdrückt. In bezug aus Verheimlichungen herrschte die gleiche verblüffende Dummheit wie in diesem Lande. Aber ein schlimmerer Fehler bestand darin, daß die Lage bis zum Ende in rosigen Farben und mit übertriebenem Optimismus geschildert wurde. Die wirkliche Wahrheit über den Gang der Geschehnisse wurde verschwiegen, jeder Erfolg des Feindes wurde unterschätzt, die Wirkung des amerikanischen Eingreifens auf das Mindestmaß herabgesetzt, der Stand der deutschen Hilfsquellen übertrieben, so daß viele Leute überrascht waren, als die Endkatastrophe eintrat. In dieser Hinsicht haben die Deutschen einen schwerwiegenderen Anklagepunkt gegen ihre Obrigkeiten als wir. An Ermahnungen und Warnungen hat es in diesem Lande nicht gefehlt.
    An der Spitze der Pressekonferenz stand ein Militär. Verluste wurden soviel als möglich verheimlicht. Am 15. November 1914 teilte die Pressekonferenz mit, daß die Verluste ein paar hundert Mann betragen, während die amtliche Liste damals 55 000 Namen auswies. Eines der Mitglieder der Pressekonferenz wiederholte die Worte des Rundschreibens unseres Kriegsministeriums 15 , als es bei einer Gelegenheit, bei der es sich um einen falschen amtlichen Bericht handelte, sagte: „Es
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