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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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durchgeprügelt und nach Nairobi abgeführt, wo sie kriegsgerichtlich zum Galgen verurteilt wurden. Aber einige Tage später wurde ein neuer Befehl erteilt, demgemäß sie nicht gehängt werden, sondern den schwarzen Truppen bei ihren Schießübungen als lebendige Scheiben dienen sollten. Eines Morgens im November vorigen Jahres wurden zehn dieser Gefangenen an einen Ort südlich von Nairobi gebracht, wo einige britische Askari kampierten. Die Verurteilten mußten vor allem eine sehr große Grube graben, in der sie nachher begraben werden sollten. Sie wurden dann an Händen und Füßen gebunden, geknebelt und in die Büsche, in hohes Gras oder an Bäume gestellt, so daß nur ein kleiner Teil ihres Körpers sichtbar war. Englische Offiziere erteilten den Schießunterricht. Die Rekruten schossen aus einer Entfernung von 100 bis 300 Schritten auf ihre lebendigen Scheiben. Diese Übung dauerte den ganzen Vormittag und den ganzen Nachmittag, und am Abend wurden zwei Männer tot aufgefunden, und die anderen, die schrecklich verwundet waren, wurden getötet. Die Leichname wurden dann in die Grube geworfen. Diese Schießübungen wurden täglich wiederholt, bis alle Verurteilen getötet waren.
     
    Ein Engländer, der in den ersten Kriegstagen in Berlin war, hörte in der Zentrale der Internationalen Gewerkschaft, wie beständig erörtert wurde, ob es möglich wäre, die britische Küste zu erreichen und anzugreifen. Es wurde angeführt, daß ein solcher Angriff das Ansehen Großbritanniens erschüttern würde. Der Engländer behauptete, daß er nur das Rekrutieren in großem Maße fördern würde.
    Als Hartlepool, Scarborough und Whitby tatsächlich bombardiert wurden, meldete die Morgenpresse das Ereignis in großen Lettern. „Die befestigten Städte Hartlepool, Whitby und Scarborough bombardiert.“ Dann folgte die Beschreibung des Wolff’schen Telegraphenbüros von der Art der Befestigungen aus dem Hügel von Scarborough und auch von Whitby. Aus dem Text war zu schließen, daß diese Orte für den Angriff ausgewählt worden waren, weil sie wohlbekannte befestigte Städte seien. Die Sache wurde am Tage der Veröffentlichung besprochen, und die Gewerkschaftler wiesen immer wieder aus das Zeugnis der Presse hinsichtlich des militärischen Charakters dieser drei Städte hin. Der Engländer beschrieb Hartlepool und Scarborough richtig als beliebte Ferienorte britischer Kinder und Whitby als einen von Engländern und Amerikanern viel besuchten Wallfahrtsort. Aber er erzielte keinen Eindruck. Die Deutschen ärgerten sich und gaben ihrer eigenen Lüge den Vorzug, die in ganz Deutschland Glauben fand. Man wird sich erinnern, daß der Daily Mail mit einer Reihe von Photographien von Babies darauf antwortete.
    Eine Lüge, die von keinem Geringeren als dem Außenminister bloßgestellt wurde, darf hier nicht fehlen. In seiner Rede vom 25. Mai 1916 im Unterhaus nahm Sir Edward Grey auf eine Ausführung des deutschen Kanzlers (Herrn von Bethmann Hollweg) mit folgenden Worten Bezug:
     
    Ich fand in der Ausführung des deutschen Kanzlers bezüglich der Friedensbedingungen etwas Neues. Das ist die Ausführung hinsichtlich der Haltung der britischen Regierung zur Zeit der diplomatischen Schwierigkeiten wegen Bosnien. Diese Ausführung ist, soweit sie uns betrifft, unwahr. Die Beschuldigung, daß unsere Haltung in bezug auf die Verhandlungen betreffs Bosniens kriegerisch waren, ist eine erstklassige Lüge. Die Idee, daß wir versuchten, Rußland zum Kriege anzuspornen, und daß wir sagten, dieses Land sei bereit, wegen Bosnien Krieg zu führen, ist das gerade Gegenteil von der Wahrheit.
     
     
    B. Frankreich
     
    Was auch immer gegen die Franzosen gesagt werden mag, so kann man sie sicherlich nicht der Heuchelei beschuldigen. Sie erkannten den großen Wert der „Propaganda“ und machten sich mit Eifer an die Arbeit. Sie schämen sich dieser Tatsache nicht und suchen auch nicht, sie zu verheimlichen. Wir vermengten unsere Lügen stets mit rechtschaffener Entrüstung und hoher Sittlichkeit und versuchten, sie so staatsmännisch und so edel als möglich zu gestalten, obgleich die Kadaver geschichte von allen Kriegslügen vielleicht die greulichste wie auch die erfolgreichste war. Die französischen Obrigkeiten waren davon entzückt, und ein englischer Kriegsberichterstatter hat erzählt, daß die französischen Korrespondenten aufgefordert wurden, Berichte über die Leichenfabrik mit ihrer eigenen Unterschrift einzusenden.
    Man wird sich
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