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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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britischen Generalstab vertrat, berechtigten uns, im Falle eines Konfliktes mit Sicherheit auf ein englisches Eingreifen zu rechnen.“ Der Vertreter des britischen Generalstabes hatte die Zusage von der Unterstützung von 100 000 Mann, aber unter der Bedingung, daß diese in Frankreich gelandet werden sollen, da eine Landung in Antwerpen viel mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.
    Aus „La Victoire“, von Fabre Luce.
     
    Die britischen und französischen Generalstäbe hatten über diesen Gegenstand jahrelang die engsten Beratungen miteinander gepflogen. Der Sammelraum für die britischen Streitkräfte war auf der linken Flanke der französischen, und die eigentlichen Ausladestationen der verschiedenen Einheiten waren sämtlich auf dem Gelände zwischen Maubeuge und Le Cateau festgelegt worden. Die Hauptquartiere der Armee sollten in dem letztgenannten Orte aufgeschlagen werden.
    Lord French in seinem Buche über den Krieg, 1919.
     
    Es seien hier drei Aussagen bezüglich der Gefahr der Verheimlichung, welche die Ursache der Ableugnungen und Ausflüchte war, angeführt:
     
    Mr. Bonar Law: … Es ist gesagt worden – und ich glaube, es ist sehr wahrscheinlich richtig – , daß der Krieg nie stattgefunden hätte, wenn Deutschland bestimmt gewußt hätte, daß England sich am Kriege beteiligen werde.
    Unterhaus, 18. Juli 1918.
     
    In seinem Buche How the War Came sagt Lord Loreburn: „Die Geheimhaltung dem Kabinett gegenüber wurde in die Länge gezogen und muß absichtlich gewesen sein.“
    Mr. Austen Chamberlain: … An einem gewissen Montag geschah es, daß wir einer Rede Lord Greys in dieser Loge lauschten, die uns dem Kriege gegenüberstellte und worauf unsere Kriegserklärung erfolgte. Das war die erste öffentliche Bekanntmachung, die das Land oder irgend jemand von der damaligen Regierung über die Lage der britischen Regierung und den Verpflichtungen, die sie auf sich genommen hatte, erhielt … War das Unterhaus frei zu entscheiden? Im Vertrauen auf die zwischen den zwei Regierungen getroffenen Vereinbarungen war die französische Küste unbeschützt – ich spreche nicht von Belgien, sondern von Frankreich. Zwischen unseren zwei Regierungen und unseren zwei Stäben hatten die engsten Verhandlungen und Vereinbarungen stattgefunden. Kein Wort, das dieses Land band, stand auf dem Papier, aber es war ehrenhalber so fest gebunden wie nie zuvor – ich sage nicht zu Unrecht; ich glaube zu Recht.
    Mr. T. P. O’Connor: Es hätte nicht geheim sein sollen.
    Mr. Chamberlain: Ich stimme dem zu. Das ist mein Hauptpunkt, und ich komme dazu. Kann uns die französische Grenze oder das Geschick Frankreichs je gleichgültig sein? Eine freundliche Macht im Besitz der Häfen des Kanals ist ein britisches Interesse, ob nun ein Vertrag besteht oder nicht … Nehmen wir an, jenes Abkommen wäre öffentlich im hellen Tageslichte getroffen worden. Nehmen wir an, es wäre diesem Hause vorgelegt und von ihm gebilligt worden. Hätten dann die Geschehnisse jener Augusttage sich nicht anders gestalten können? … Wenn wir das gehabt hätten, wenn unsere Verpflichtungen bekannt und bestimmt gewesen wären, so ist es wenigstens möglich, und ich halte es für wahrscheinlich, daß im Jahre 1914 der Krieg vermieden worden wäre.
    Unterhaus, 8. Februar 1922.
     
    Es steht daher außer Frage, daß die absichtlichen Ableugnungen und Ausflüchte, die bis zum letzten Augenblicke aufrechterhalten wurden und mit solch ungeheuren Folgen beladen waren, in der Geschichte der Geheimdiplomatie einzig dastehen und eine bemerkenswerte Illustration der schlüpfrigen, abschüssigen Bahn amtlicher Verheimlichungen bieten.

 
    2
    Serbien und die Ermordung des Erzherzogs
     
    Die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand, des Neffen des Kaisers Franz Joseph, in Serajewo und das daraus erfolgende österreichische Ultimatum werden manchmal als die Ursache des Krieges bezeichnet, während sie selbstverständlich nur der Anlaß dazu waren – das Streichholz, das das wohlgefüllte Pulvermagazin in Brand setzte. Das Geschehnis eignete sich keineswegs gut zu Propagandazwecken. Zum Glück für die Regierung durfte die Mordtat in Serajewo nebst der geheimen Bindung an Frankreich nach dem Einfall in Belgien in den Hintergrund treten. Es war äußerst schwierig, die serbische Sache volkstümlich zu machen. John Bull platzte sogleich mit seinem „Zur Hölle mit Serbien“ heraus, und die meisten Leute waren natürlicherweise nicht geneigt, sich wegen einer
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