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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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daß die Anweisung zu spät eingetroffen wäre, denn die jungen Leute seien schon über die Grenze gewesen. So scheiterte der Versuch der Regierung, das vorbereitete Attentat zu verhindern.
     
    Aus diesem geht klar hervor, daß das ganze Kabinett einige Zeit vor der Mordtat von der Verschwörung Kenntnis hatte; daß der Premier- und der Innenminister wußten, in welchen Vereinigungen die Vorbereitungen hierzu getroffen worden waren; daß die Grenzwache in die Sache tief verwickelt war und nach den Anweisungen der Veranstalter des Verbrechens handelte.
     
    Es mißglückte auch der von unserem Gesandten in Wien aus eigenem Antrieb beim Minister Bilinski unternommene Versuch, den Erzherzog von dem geplanten verhängnisvollen Pfade abzuhalten, und so vollzog sich der Tod des Erzherzogs unter schrecklicheren Umständen, als man vorausgesehen hatte und mit Folgen, die niemand sich hätte träumen lassen.
     
    Es wurde keine amtliche Anweisung nach Wien gesandt, um den Erzherzog zu warnen. Der Gesandte handelte aus eigenem Antriebe. Dies wird durch eine Erklärung des Herrn Paschitsch, die der Standard am 21. Juli 1914 anführte, weiter bestätigt.
     
    Hätten wir von dem Komplott gegen den verstorbenen Erzherzog Kenntnis gehabt, so hätten wir die österreichisch-ungarische Regierung sicherlich davon verständigt.
     
    Er hat von dem Komplott Kenntnis gehabt, hat aber der österreichisch-ungarischen Regierung keine Warnung zukommen lassen.
    In einem Artikel im Neuen Wiener Tagblatt , vom 28 Juni 1924 führte Jowan Jowanowitsch, der serbische Gesandte in Wien, aus, er habe in der Art eine Warnung erteilt, indem er unaufgefordert seiner persönlichen Meinung, daß die Manöver aufreizend wären und der Erzherzog von seinen eigenen Soldaten erschossen werden könnte, Ausdruck gab.
    Ljuba Jowanowitsch schildert, wie er die Nachricht empfing:
     
    Am Veitstage (Sonntag, 28. Juni 1914) verbrachte ich den Nachmittag in einem Landhause in Senjak. Ungefähr um 5 Uhr nachmittags rief mich ein Beamter vom Pressebüro an und teilte mir mit, was in Serajewo geschehen war. Und obgleich ich wußte, was dort in Vorbereitung war, so war mir doch, als ich den Hörer in der Hand hielt, als ob mir jemand unerwartet einen schweren Schlag verseht hätte. Als mir später die Nachricht von anderer Seite bestätigt wurde, drückte mich eine schwere Angst nieder … Ich sah ein, daß die Lage unserer Regierung anderen Regierungen gegenüber sehr schwierig sein würde, viel schwieriger als nach dem 29. Mai 1903 (der Ermordung des Königs Alexander).
     
    In La Fédération Balcanique behauptet Nicola Nenadowitsch, daß König Alexander, der russische Gesandte Hartwig und der russische militärische Bevollmächtigte Artmanow sowie Paschitsch in die Verschwörung eingeweiht waren.
    Die österreichische Regierung forderte in ihrem Ultimatum die Verhaftung eines gewissen Ciganowitsch. Er wurde gefunden, verschwand aber auf geheimnisvolle Weise. Dieser Mann spielte eine wichtige Rolle. Oberst Simitsch beschreibt ihn in Clarté , Mai 1925 als ein Bindeglied zwischen Paschitsch und den Verschwörern und sagt: „Herr Paschitsch schickte seinen Agenten nach Albanien.“ Der Bericht über den Prozeß in Saloniki bekundet, daß er ein Spion und ein Hetzagent (agent provocateur) der serbischen Regierung war. Er war „Nr. 412“ auf der Liste der „Schwarzen Hand“, einer revolutionären Gesellschaft, die der Regierung bekannt war und von ihr ermutigt wurde. (Der Neffe des Herrn Paschitsch war ein Mitglied derselben.) Ihr Haupt war Dimitrijewitsch, der Chef der Nachrichtenabteilung im serbischen Generalstabe, eine hervorstechende Figur, der die Ermordung des Königs Alexander und seiner Gemahlin 1903 geleitet hatte. Der Agent der Schwarzen Hand in Serajewo war Gatschinowitsch, der die Mordtat organisierte, nachdem Monate vorher die Pläne hierzu aufgestellt worden waren. Den ersten Versuch mit einer Bombe machte Cabrinowitsch, der in der serbischen Staatsdruckerei war. Printzip, ein zügelloser junger Mann, der nur ein Werkzeug war, führte den Mord tatsächlich aus. Als er und die anderen Mörder in Haft genommen wurden, bekannten sie, daß es Ciganowitsch war, der sie dem Major Tankositsch vorgestellt, sie mit Waffen versehen und im Schießen unterrichtet hatte. Nach dem Prozeß in Saloniki schickte die Regierung Paschitsch Ciganowitsch zur Belohnung für seine Dienste mit einem falschen Paß auf den Namen Danilowitsch nach Amerika. Nach Beendigung des

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