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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten
Autoren: Arthur Ponsonby
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bezüglich des Zusammenwirkens der britischen und französischen Generalstäbe vor dem Kriege. Erst am Vorabend des Ausbruches der Feindseligkeiten erfuhr das Haus etwas über die Natur dieser Vereinbarungen. Sir Edward Grey erklärte dann, daß Großbritannien nicht endgültig gebunden sei, Frankreich militärischen Beistand zu leisten. Es bestehe kein Vertrag. Es bestehe keine Konvention. Großbritannien stehe es daher frei, Hilfe zu leisten oder solche vorzuenthalten, und dennoch waren wir, trotz des Fehlens einer formalen Bindung, auf Grund unserer Ehre fest gebunden, und das nationale Gewissen fühlte das instinktiv, wenn auch erst der Einmarsch in Belgien die Zauderer und Zweifler herbeibrachte. Diese Lage ergab sich aus der Geheimdiplomatie, und nie wieder darf eine solche aus derselben Ursache entstehen. Denn wir können uns für eine Regierung nichts Gefährlicheres denken, als wenn sie ehrenhalber, obwohl nicht technisch, gebunden ist, und dann aus dem Grunde, weil sie keine technische Bindung eingegangen hat, nicht die entsprechenden militärischen Vorbereitungen trifft.
    Daily Telegraph, September 1917.
     
    Lord Haldane gesteht in seinem Buche Before the War offen ein, was er im Jahre 1906 tat. Er sagt, daß ihn im Jahre 1906 vor allem das Problem beschäftigte, „wie man ein britisches Expeditionsheer in Stärke von 160 000 Mann auf einem Sammelplatz, der der belgischen Grenze gegenüber sein müßte, mobilisieren und konzentrieren könne“.
     
    Mr. Lloyd George (vom Beginn des Krieges sprechend): Wir hatten einen Pakt mit Frankreich, daß, wenn es mutwillig angegriffen würde, das Vereinigte Königreich ihm zu Hilfe kommen würde.
    Mr. Hogge: Wir wußten das nicht.
    Mr. Lloyd George: Wenn Frankreich mutwillig angegriffen würde.
    Ein ehrenwertes Mitglied: Das ist uns neu.
    Mr. Lloyd George: Es bestand kein Pakt bezüglich der Stärke der Truppen, die wir auf den Kampfplatz bringen sollten … Was für Vereinbarungen wir auch treffen mögen, ich glaube, daß die Geschichte bekunden wird, daß wir mehr als die Treue gehalten haben.
    Unterhaus, 7. August 1918.
     
    Trotz Lord Greys Versicherungen bezüglich der Entschlußfreiheit des Parlamentes wird es also klar, daß Großbritannien Frankreich die Treue gebrochen hätte, wenn das Parlament einen anderen Kurs eingeschlagen hätte.
    Es seien hier einige Ansichten des Auslandes gegeben:
     
    Als M. Franklin-Bouillon am 3. September 1919 die im Jahre 1919 von den britischen, französischen und amerikanischen Regierungen vorgeschlagene Tripelallianz in der französischen Kammer kritisierte, erklärte er, daß Frankreich durch das anglo-französische Übereinkommen von 1912, ,,das uns die Unterstützung von sechs Divisionen sicherte“, besser geschützt war, und – als M. Tardieu ihn unterbrach – gab er zu, daß der „Wortlaut“ des Übereinkommens sechs Divisionen nicht ausdrücklich benannte, daß aber die gemeinsame Arbeit der Stäbe „alle Vorbereitungen für die Mobilisierung und sofortige Einschiffung von sechs Divisionen getroffen hatte“.
     
    Im April 1913 berichtete Herr Sasonow an den Zaren:
     
    Ohne zu zaudern, erklärte Grey, daß, falls die besprochenen Verhältnisse eintreten sollten, England alles daransetzen würde, um der deutschen Machtstellung den fühlbarsten Schlag zu versetzen … Daraufhin bestätigte mir Grey aus eigenem Antriebe, was ich schon durch Poincaré wußte, nämlich, das Bestehen eines Abkommens zwischen Frankreich und Großbritannien, wonach England sich verpflichtete, Frankreich nicht nur zur See, sondern auch auf dem Festlande mit der Landung von Truppen zu unterstützen.
    Das Eingreifen Englands in den Krieg war vorausgesehen. Es bestand eine Militärkonvention mit England, die wegen ihres geheimen Charakters nicht bekanntgegeben werden konnte. Wir rechneten auf sechs englische Divisionen und auf den Beistand der Belgier.
    Marschall Joffre vor einer Pariser Kommission, 5. Juli 1919.
     
    Ein Vergleich der aufeinanderfolgenden Feldzugspläne des französischen Generalstabes ermöglicht es uns, den genauen Zeitpunkt festzustellen, zu dem, infolge dieser Versprechungen, die englische Mitwirkung bei unserer Strategie einsetzte; Plan 16 zog sie nicht in Betracht; Plan 16 a, der im September 1911 aufgestellt wurde, berücksichtigt die Anwesenheit einer englischen Armee an unserm linken Flügel. Der Kriegsminister (Messimy) sagte: „Unsere Unterredungen mit General Wilson, der zur Zeit der Agadir-Angelegenheit den
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