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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten
Autoren: Marian Keyes
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ich im nächsten Augenblick würde weinen müssen. Aber noch ging ich nicht. Wie ein Dummkopf wartete ich und hoffte, er könnte nett zu mir sein und mir einige tröstende Worte sagen.
    »Ich hab dir nichts vorgemacht«, erklärte er. »Ich hatte wirklich Sorge um dich.« Ich haßte den Ausdruck des Mitleids auf seinem Gesicht.
    »Dazu besteht nicht der geringste Anlaß«, sagte ich boshaft. »Ich kann mich selbst um mich kümmern.«
    »Tatsächlich?« Es klang erbärmlich hoffnungsvoll.
    Wie konnte er es wagen! »Natürlich kann ich das«, schleuderte ich ihm entgegen.
    »Dann ist es ja gut«, sagte er.
    Wie kann er so grausam sein? fragte ich mich, während ich sämtliche Höllenqualen durchlitt. Es fiel ihm ganz leicht, begriff ich. Er hatte sich bei zahlreichen anderen Frauen zahllose Male so verhalten – warum sollte er mich da anders behandeln?
    »Mach’s gut, Daniel. Ich hoffe, daß es mit dir und der schönen Sascha klappt«, sagte ich boshaft.
    »Danke, Lucy, und viel Glück mit dem reichen Tom.« Seine Boshaftigkeit stand der meinen in nichts nach.
    »Welchen Grund hast du, so sauer zu sein?« fragte ich wütend und überrascht.
    »Was glaubst du wohl?« Die Lautstärke seiner Stimme hatte sich mit einem Mal um mehrere Dezibel gesteigert.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?« brüllte ich zurück.
    »Du bist nicht die einzige, die eifersüchtig ist!« schrie er wütend.
    »Das weiß ich!« sagte ich. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, ist mir Karen im Augenblick piepegal.«
    »Wovon zum Teufel redest du?« fragte er. »Ich sprech von mir ! Ich bin selber verdammt eifersüchtig! Seit Monaten warte ich auf den richtigen Augenblick, warte darauf, daß du über deinen Vater wegkommst. Ich hab mir alle Mühe gegeben und mich zurückgehalten, um dir nicht zu nahe zu kommen. Es war zum Wahnsinnigwerden.«
    Er holte Luft. Sprachlos sah ich ihn an. Bevor ich verstanden hatte, was er sagte, fing er wieder an zu brüllen.
    »Und wie ich es endlich geschafft hab, dich zu überzeugen, daß du anfangen mußt, über eine Beziehung mit einem Mann nachzudenken«, schrie er mir ins Gesicht, »gehst du her und hängst dich an ’nen anderen. Ich meinte mich, ich wollte, daß du an eine Beziehung mit mir dachtest, und statt dessen hat irgendein reicher Drecksack das Glück, dich zu kriegen!«
    In meinem Kopf drehte sich alles, während ich die Situation zu verstehen versuchte.
    »Augenblick mal, wieso hat Tom Glück?« fragte ich. »Weil er reich ist?«
    »Nein«, brüllte Daniel. »Natürlich weil er mit dir geht.«
    »Aber das tut er doch gar nicht«, sagte ich. »Ich war nur ein einziges Mal mit ihm aus, und das auch nur, weil ich dich ärgern wollte. Nur hat es nicht geklappt.«
    »So, meinst du?« brach es aus Daniel heraus. »Und wie es geklappt hat! Ich hab mich am Sonntag abend so volllaufen lassen, daß ich am Montag nicht zur Arbeit gehen konnte.«
    »Ach wirklich?« fragte ich, einen Augenblick lang abgelenkt. »War dir richtig übel? So, daß du dich übergeben mußtest?«
    »Ich hab bis Dienstag abend keinen Bissen runtergekriegt«, sagte er. Ein kurzes Schweigen trat ein, und einen Augenblick lang waren wir einfach wieder Daniel und Lucy.
    »Was hast du da gerade gesagt, daß du dich zurückhalten mußtest, um mir nicht zu nahe zu kommen?« fragte ich.
    »Nichts. Vergiß es«, sagte er mürrisch.
    »Sag’s mir!« schrie ich.
    »Da gibt’s nichts zu sagen«, knurrte er. »Es ist mir einfach wahnsinnig schwer gefallen, dich nicht anzufassen, aber ich wußte, daß ich das nicht durfte, weil du so verletzlich warst. Wenn zwischen uns was gewesen wäre, hätte ich immer Angst gehabt, du hättest es nur getan, weil du so verwirrt warst. Und deshalb hab ich dir auch den Vortrag gehalten und dir gesagt, du müßtest unter die Lebenden zurückkehren«, sagte er. »Ich wollte, daß du dir über deine eigenen Empfindungen klar wurdest und Entscheidungen treffen konntest, damit ich nicht das Gefühl hatte, deine Lage auszunutzen, wenn ich dich zum Ausgehen einlud und du ja sagtest.«
    »Mich zum Ausgehen einladen?« fragte ich vorsichtig.
    »Ja, zum Kuckuck«, sagte er verlegen. »So wie ein Mann und eine Frau ausgehen.«
    »Ach ja?« fragte ich. »Ist das dein Ernst? Heißt das, du wolltest mich mit all deinem Gerede darüber, daß ich unter Leute müßte, nicht aus dem Weg räumen, um Platz für Sascha zu schaffen?«
    »Du hast es erfaßt.«
    »Wer ist diese Sascha überhaupt?« fragte ich eifersüchtig.
    »’ne
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