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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten
Autoren: Marian Keyes
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stoßen und mich auf ihn werfen? Aber das war zu peinlich, ich hätte es nicht fertiggebracht.
    So hockte ich mich auf die Bettkante, und er setzte sich neben mich. Die ganze Sache fiel mir weit leichter, wenn ich betrunken war.
    »Was hast du?« flüsterte er.
    »Und wenn du mich nun häßlich findest?«
    »Und wenn du mich häßlich findest?«
    »Aber du siehst doch sagenhaft aus«, kicherte ich.
    »Du auch.«
    »Ich bin so schrecklich nervös«, flüsterte ich.
    »Ich auch.«
    »Ich glaub dir kein Wort.«
    »Doch, ehrlich«, sagte er. »Hier, fühl mal mein Herz.« Das machte mich unruhig. Es war früher vorgekommen, daß ich einem jungen Mann meine Hand anvertraut hatte, weil ich angeblich sein Herz fühlen sollte, dann aber umschloß sie auf einmal seinen steifen Penis und wurde rasend schnell daran auf und ab geführt.
    Doch Daniel legte sich meine Hand wirklich auf das Herz, und es kam mir ganz so vor, als herrsche in seiner Brust beträchtliche Unruhe.
    »Ich liebe dich, Lucy«, sagte er.
    »Ich dich auch«, sagte ich schüchtern.
    »Komm, küß mich«, sagte er.
    »Wird gemacht.« Ich wandte ihm das Gesicht zu, schloß aber dabei die Augen. Er küßte mich auf die Augenlider, auf die Brauen, den Haaransatz und bis hinab zum Nacken. Es waren leicht hingehauchte, quälende Küsse, die mir eine fast unerträgliche Lust verursachten. Dann küßte er mich auf die Mundwinkel und nagte zärtlich mit den Zähnen an meiner Unterlippe.
    »Hör mit dem Erzverführer-Blödsinn auf«, beschwerte ich mich, »und gib mir ’nen anständigen Kuß.«
    »Sofern meine Art zu küssen der Dame nicht behagt...« Er lachte.
    Dann setzte er sein gekonntestes Lächeln auf, und ich küßte ihn – ich konnte nicht anders.
    »Hattest du nicht gesagt, daß du nervös bist?« fragte er.
    »Psst.« Ich legte einen Finger auf meine Lippen. »Ich hatte es einen Augenblick lang fast vergessen.«
    »Wie wäre es, wenn ich mich hinlegte und du dich in meinen Armen neben mich legtest?« schlug er vor, während er mich neben sich auf das Bett zog. »Ist dir das zu erzverführerisch?«
    »Nein, das hast du hübsch und recht ungeschickt gemacht«, sagte ich zu seiner Brust.
    »Besteht Aussicht, daß du mich noch einmal küßt?« flüsterte er.
    »Von mir aus«, flüsterte ich zurück. »Aber keine professionellen Manöver von der Art, daß du mir den BH mit einem Griff ausziehst.«
    »Keine Sorge, Lucy, ich werd dran rumfummeln.«
    »Und ich will auch nicht, daß du mir mit den Worten ›Was ist denn das?‹ den Slip hinter den Ohren hervorziehst«, sagte ich griesgrämig. »Hast du gehört?«
    »Aber das ist doch mein bestes Kunststück«, sagte er. »Es ist das Aufsehenerregendste, was ich im Bett zustande bring.«
    Ich küßte ihn erneut und entspannte mich ein wenig. Es war herrlich, so dicht neben Daniel zu liegen, seinen Geruch einzuatmen, sein schönes Gesicht zu berühren. Großer Gott, wie begehrenswert er war.
    »Liebst du mich wirklich?« fragte ich erneut.
    »Lucy, ich liebe dich sehr.«
    »Nein, ich meine, liebst du mich ganz , ganz wirklich?«
    »Ich liebe dich ganz, ganz wirklich«, sagte er und sah mir in die Augen. »Mehr als jeder andere, mehr als du dir vorstellen kannst.« Eine Sekunde lang beruhigte mich das. Aber nur eine Sekunde lang.
    »Wirklich?« fragte ich.
    »Wirklich.«
    »Nein, Daniel, ich meine, ganz wirklich?«
    »Ganz wirklich.«
    »Na schön.« Eine kurze Pause trat ein.
    »Es macht dir doch nichts aus, daß ich frage, oder?« fragte ich.
    »Überhaupt nicht.«
    »Ich muß nur meiner Sache sicher sein.«
    »Das verstehe ich. Glaubst du mir denn?«
    »Ich glaube dir.« Wir lächelten einander an.
    »Lucy?« fragte Daniel.
    »Was?«
    »Liebst du mich wirklich?«
    »Ich liebe dich wirklich.«
    »Nein«, sagte er verlegen. »Ich meine, wirklich ? Also ganz wirklich?«
    »Ich liebe dich ganz wirklich, Daniel.«
    »Bestimmt?«
    »Bestimmt.«
    Mit größter Behutsamkeit zog er mich aus, wobei er es geschickt verstand, dafür zu sorgen, daß Reißverschlüsse klemmten und es hier und da einen Ruck gab, wo es keinen hätte geben dürfen. Jedesmal, wenn er einen Knopf öffnete, küßte er mich ungefähr eine Stunde lang, bevor er sich den nächsten vornahm. Er küßte mich überall hin. Na ja, fast überall hin. Dankenswerterweise ließ er meine Füße zufrieden. Damit hatte Fergie ziemlich viel Unheil angerichtet – alle Männer schienen zu glauben, es gehörte zum Pflichtprogramm im Bett, einer Frau an den Zehen
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