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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts
Autoren: Catherine Webb
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hielt, lockerte sich, löste sich, wurde aufgehoben. Dann war der Rabe mit einem Mal wieder nur ein Rabe und schoss in Panik davon, völlig desorientiert und ohne die geringste Erinnerung daran, was soeben geschehen war.
    Im Bett drehte sich Sam um und öffnete die Augen. Er war nicht überrascht, dass irgendjemand versucht hatte, ihn auszuspionieren; vielmehr hatte er damit gerechnet, weshalb er auch gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte. Seine Wirtin, in ihrer geistigen Verwirrung, hatte nie bemerkt, wie er viele Stunden damit verbracht hatte, im ganzen Haus Symbole zu zeichnen, die gelegentlich bei Gewittern Funken sprühten, obwohl sie nicht mit dem Stromnetz verbunden waren. Es war kein gutes Zeichen, sagte er sich, bevor er sich wieder in den Schlaf sinken ließ, dass seine Schutzvorkehrungen aktiviert worden waren, aber er würde sich damit abfinden müssen.
    Fürs Erste.

4
    Adamarus
     
    Es gibt viele Pubs namens King's Head in London. Doch für Adam kam nur einer in Frage: die gemütliche Kneipe dieses Namens in einer der vielen Querstraßen der Fleet Street. Gewöhnlich war sie voller Journalisten, die das taten, was Journalisten am besten können: reden und Geld ausgeben. An dem verschwiegenen Platz, wo der König seinen Kopf versteckte, versprach eine Tafel, dies sei »An Authentic Pub, Lunch at the Bar«.
    Adam hielt sich seit einer Stunde in einer Ecke an einem Glas Bier fest, und die Essenstheke zog seinen Blick inzwischen magisch an. Er war klein und ein wenig untersetzt, mit klammen Händen, einem sommersprossigen Gesicht und rotem Haar. Der Gedanke, Sam zu treffen, machte ihn nervös, und er fand es schwer, still zu sitzen.
    Als die Tür endlich von einer schwarzen Gestalt verdunkelt wurde und Sam hereintrat, den Regen von seinem Mantel schüttelte und pfeilgerade auf ihn zu kam, erkannte Adam in ihm einen Mann, der in den Krieg zog. Davon zeugten die Reisetasche und die ach-so-bequeme Jacke mit wenigstens drei Taschen, die ein gewöhnliches Auge nicht sehen konnte. Die Ärmel des Anoraks waren ausgebeult, und als Sam ihn auszog, bemerkte Adam, dass sein Pullover auch lose hing.
    So sah es also aus. Zum ersten Mal nach Jahren der Ruhe war Sam bereit, zu der Waffe zu greifen, die verborgen in ihrer Scheide in seinem Ärmel steckte. Und ja, auf seinem Rücken hing eine schmale Plastikhülle, kaum länger als ein Beutel mit Golfschlägern. Sam war auf dem Kriegspfad.
    All das machte Adam noch nervöser, sodass er, als Sam sich zu ihm setzte und ihn grüßte, am liebsten herausgeplatzt wäre: »Ich war's nicht!« Sam erweckte bei Adam und verwandten Geistern eine Ehrfurcht, die jemand, der die Wahrheit nicht kannte, nie verstehen würde.
    »Hast du etwas in Erfahrung bringen können?« »Ich hab mich gestern Abend umgehört. Habe mit ein paar Leuten in Devon gesprochen.«
    »Lass hören!« Sam war nicht an dem Wie interessiert. Im Augenblick ging es ihm nur um das Was und das Warum.
    »Es klingt nicht gut.« Adam erzählte ihm, was er an einem Abend hektischen Telefonierens herausgefunden hatte. Eine Nachbarin behauptete, sie habe an dem Nachmittag, bevor Freya tot aufgefunden wurde, einen Mann in ihr Haus gehen sehen. Er sei mehrere Stunden dort geblieben, erklärte die Frau, die angeblich die ganze Zeit im Garten nebenan gearbeitet hatte. Sie gehörte offensichtlich zu der Art von Frauen im Rentenalter, die ihre Nase gern in die Angelegenheiten anderer Leute steckten.
    »Sie beschrieb den Mann als dunkelhaarig, groß. Elegant.« »Dunkles Haar?«
    »Sehr dunkel. Und sehr dunkle Augen. Das ist ihr sogar vom Nachbarsgarten aus aufgefallen.«
    »Verdammt.« Sam sah Adams Blick und fügte hinzu: »Ich habe ein Alibi, falls irgendjemand meint, ich sei's gewesen. Und ich bin nicht >elegant<.«
    Adam runzelte die Stirn, wie als Eröffnung für den schlimmen Teil, der jetzt kam: »Ihr Mörder muss sie sehr gut gekannt haben. Und sie muss sich sehr gefreut haben, ihn zu sehen. Das heißt, bevor er sie mit dem Drachenbeindolch erstochen hat. Was ich meine, ist ... sie wurde in ihrem Schlafzimmer ermordet.«
    »Du meinst, es war einer ihrer Liebhaber?«, fragte Sam.
    »Ziemlich sicher. Zumindest wissen wir, dass es nicht einer von ihrer Sippschaft gewesen sein kann, da er nicht blond und blauäugig war.«
    Nein, dachte Sam. Dunkles Haar und dunkle Augen, das klingt eher nach einem der jüngeren Riege. Jemandem aus meinem Umfeld. Wen davon kannte sie gut genug, um ihm nicht zu misstrauen? Vielleicht sogar
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