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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts
Autoren: Catherine Webb
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als der Krieg im Himmel auf seinem Höhepunkt war. Wenn es Krieg im Himmel gab, ob die Streiter nun altbekannten Parteien wie Walhalla und Olymp, Elysium oder Arcadia oder solch neuen und unerwarteten Gruppierungen wie Nirwana oder Shangri-La angehörten, konnte man sicher sein, dass es Rückkoppelungen auf der Erde gab. Manchmal kam es einfach daher, dass der Krieg im Himmel die Ressourcen der Erde anzapfte - Waffen, Soldaten-, um
    die Verbündeten ihrer Feinde dort wie im Himmel auszumerzen. Häufiger jedoch war es einfach eine Sache der menschlichen Empathie. Das Bewusstsein der Sterblichen war bedauernswert unterentwickelt, doch sie konnten es immer noch spüren, wenn die Wesen des Himmels kämpften - der Tod all jener Engel, Avatare, Walküren und Seraphim hallte auf Erden wider, und auf eine blinde Art wussten die Menschen davon. Und sie kämpften auch. Es war ansteckend. Und was ihnen an himmlischer Magie fehlte, machten sie dabei durch schieren Einfallsreichtum an Zerstörungskraft wett.
    Eine Sirene heulte. Die Straßen waren leer bis auf ein paar Ratten, die durch die zerstörten Häuser strichen. Der Himmel war voller Rauch, und er konnte das Brummen von Flugzeugen und die fernen dumpfen Einschläge von Bomben hören.
    Warum war er hierhergekommen? Die ganze Welt stand ihm offen, was also tat Sam Linnfer, auch bekannt als Sebastian Teufel, mit seinem jungenhaften Lächeln im zerstörten Berlin der Luftangriffe des Jahres 1944?
    Er kannte die Antwort bereits. Er war gekommen, weil er sich selbst hatte überzeugen wollen. Er war gekommen, um zu sehen, was ein Land so vielen Millionen Menschen angetan hatte, und um sich zu vergewissern, dass dieser Ort noch menschlich war. Er war gekommen, nachdem er vier Jahre lang in Frankreich für die Franzosen gekämpft hatte und nun sah, wie die Waage sich zur anderen Seite neigte, und er hatte immer auf der Seite der Verlierer gestanden. Er war gekommen, weil tief in seinem Inneren ein Teil von ihm, der immer noch in jener vollkommenen Welt der guten alten Zeiten von damals wandelte, gewusst hatte, dass dies hier nur ein Schatten des Kriegs im Himmel war. Es war seine Aufgabe, diesen Schatten zu erhellen, wie und wo auch immer er es vermochte.
    Der Luftangriff war zu Ende, und die Menschen von Berlin begannen aus ihren Bunkern hervorzukriechen. In ähnlichen Szenarios wie diesem hatte er vor nicht allzu langer Zeit geholfen, Verschüttete aus den Ruinen von Dover und London freizugraben oder Verwundete mit einem Funken seiner Magie am Leben zu erhalten. Selbst wenn er nicht schuld war an ihren Leiden, war es doch die Schuld seiner Familie, und daher fühlte er sich irgendwie mitverantwortlich. Diesen Menschen zu helfen, sah er als seine Pflicht an. Diese Einstellung war ihm weder angeboren noch anerzogen worden. Doch wie verschiedene andere menschliche Werte half ihm dieses Ideal, Handlungen nachträglich zu rechtfertigen, die allein aus einer plötzlichen Eingebung zustande gekommen waren.
    Er traf auf einen Zug von Feuerwehrleuten, die ein brennendes Gebäude zu löschen versuchten. Sie bemühten sich, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, bevor es auf die wenigen intakten Häuser in der Nachbarschaft übergriff. Sam blieb auf der anderen Seite der Straße stehen und starrte auf das Feuer. Unter seinem Blick schienen die Flammen zu schrumpfen. Schließlich waren nur noch ein paar glimmende Kohlen übrig, deren Glut erlosch, als er die Fäuste ballte. Der ganze Prozess hatte ihn zehn Minuten Konzentration gekostet
    Zehn Minuten, in denen er dastand wie auf dem Präsentierteller.
    »Papiere!«
    Ein Braunhemd-Offizier, in Uniform, deren blankgeputzte Knöpfe einen absurden Kontrast zu den zerbombten Häusern im Hintergrund bildeten. Herrisch streckte er die Hand aus. Sam wühlte in seinen Taschen und zog seine Ausweispapiere hervor. Der Mann blätterte sie durch, als suchte er nach einem Grund für einen Streit Ein einziger Schwachpunkt in Sams Dokumenten, ein falscher Blick, und Sam könnte sich gezwungen sehen, mythologisch zu werden. Was sehr peinlich wäre.
    Doch die Papiere, wie Sam wohl wusste, waren einwandfrei. Dafür war sein Blick schäbiger Unterwürfigkeit ziemlich aus der Übung, und so musterte er den Braunhemdmann mit unverfrorener Neugierde.
    Wie nicht anderes zu erwarten, machte das den Mann zornig.
    »Was stehen Sie hier so herum?« »Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll.« Eine andere Stimme. »Er kann mit mir kommen.« Die Sprecherin war blond, hoch
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