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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts
Autoren: Catherine Webb
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sich neben das Bett, schob einen abgetretenen roten Teppich beiseite und legte die Hand auf ein Bodenbrett. Es gab ein Aufblitzen darunter, wie von einem Zündfunken. Als das Licht erloschen war, zog er das Brett zurück und nahm verschiedene Gegenstande aus der Öffnung, darunter ein langes, schlankes Objekt und ein kürzeres, schmaleres, beide sorgsam in geöltes Leder eingewickelt, sowie einen zugebundenen Schuhkarton.
    In dem Karton lagen ein Bündel Fünfzig-Pfund-Scheine, noch mit der Banderole der Bank versehen, und fünf abgegriffene Reisepässe: amerikanisch, britisch, deutsch, schweizerisch und kanadisch. Jeder war mit Länderstempeln von Grönland bis Ägypten, Nigeria bis Tibet versehen. Zwei, der kanadische und der Schweizer Pass, waren auf Luc Satise ausgestellt. Das Gesicht, das mit der üblichen Beliebigkeit von Passfotos daraus hervorblickte, war Sams eigenes, wenngleich ungewöhnlich hart und ausdruckslos. Es war bemerkenswert, dachte er, dass Pässe jeden wie einen Betrüger aussehen ließen. Der deutsche Pass trug den Namen Sebastian Teufel, die anderen beiden lauteten auf Sam Linnfer.
    Aus seinem Schrank holte er eine Reisetasche, bereits fertig gepackt. Er hielt immer eine gepackte Tasche bereit, um für den Fall, dass er eines Tages Hals über Kopf verschwinden musste, nichts Lebenswichtiges zu vergessen. Er nahm auch eine Schachtel vom Boden des Kleiderschrankes auf, in der
    Generalstabskarten und ein London A to Z steckten. Den Straßenführer schlug er am Ende des Verzeichnisses auf, wo in säuberlicher Schrift »Höllentore« geschrieben stand. Darunter fand sich eine Reihe von Ortsangaben: Hyde Park. Camden Market. The Embankment. Mare Street. Drei weitere Einträge unter der Überschrift »Himmelstore« trugen dieselbe Handschrift.
    Sam machte nicht gerne von diesen Toren Gebrauch. Als Reisemethode waren die Weltenpfade, die jenseits der Tore lagen, riskant und oft ungenau. Wenn er ein Ziel stattdessen per Intercity erreichen konnte, dann tat er es, ohne auf die Kosten zu achten. Doch es war immer gut zu wissen, wo die Fluchtwege für den Ernstfall lagen.
    Als Nächstes griff er zum Telefon.
    »Hi, ich bin's, Sam.« Es war nicht sein üblicher Name, wenn er mit dieser Person sprach, doch er wusste, dass der andere ihn erkennen würde. Er wusste auch, wenn er sagen würde: »Hallo, hier ist Luc«, konnten seine Probleme noch schlimmer werden. Es war nicht auszuschließen, dass sein Telefon angezapft wurde, insbesondere, wenn er ein Tatverdächtiger war. Und selbst wenn die Polizei nicht mithört, dann vielleicht andere. Sam war nicht davon überzeugt, dass seine Tarnung gehalten hatte.
    »Sam? Wie in ...«
    »Adam, Gott sei Dank, du bist es!«, rief er aus, bevor der andere weiterreden konnte.
    Adam schluckte das, was er hatte sagen wollen, runter, als er seinen eigenen alternativen Namen erkannte. Auch dass Sam so pointiert »Gott sei Dank!« gesagt hatte, wo er doch dergleichen aus Prinzip nicht in den Mund nahm, ließ Adam auf der Hut sein. »Oh. Ja. Hi, Sam ...«
    Es gab keine richtige Art, eine Nachricht wie diese zu verpacken. Also sagte Sam es ihm geradeheraus.
    »Freya? Tot? Wie?«
    »Ich kann jetzt nicht reden. Kann ich dich im King's Head treffen, morgen, zur üblichen Zeit? Ich brauche Hilfe.«
    Adam hätte ihm gern sein Beileid ausgedrückt oder ihn zumindest gefragt, wie es ihm ginge, aber er wagte es nicht. Wenn Sam Linnfer einen bat, sich mit ihm zu treffen, dann tat man das. Es war eine Sache von Respekt und Rang. Und wenn er sagte: »Ich brauche Hilfe «, dann musste es schon sehr schlimm stehen.
    Und die Frage, die beide beschäftigte, war: Wer würde Freya etwas antun wollen? Sie hatte keinen Feind auf der Welt - weder auf Erden noch sonst wo. Was für ein Gedanke! Natürlich hatte sie einen Feind — sonst wäre sie jetzt nicht tot.
    Sam wusste, als er den Hörer auflegte, dass morgen, nachdem er alle Verfolger abgeschüttelt hatte, Adam alles über Freyas Tod herausgefunden haben würde, was er konnte. Adam hatte Augen überall, so ging das Gerücht. Gerüchte gibt es immer. Und wie stolz, würden einige Leute sein, wenn sie herausfänden, dass die fantastischsten davon wahr waren.
    Er ging in die Küche und tastete hinter einer großen Blechdose voll altbackener Pfannkuchen herum, die ihm ein Freund aufgedrängt hatte, der sich für einen hervorragenden Koch hielt und den aufzuklären Sam nicht das Herz gehabt hatte. Bei Köchen wie diesem wäre es praktisch, einen
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