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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts
Autoren: Catherine Webb
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»wird niemand ihn aufhalten.«
    Sam erhob sich langsam aus seiner hockenden Stellung und zog dabei sein Schwert. »Warum versuchst du, ihn zu befreien?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    »Oh, bitte. Jetzt komm mir nicht mit Moral.«
    »Ich bin einfach nur neugierig.«
    »Nach all dem? Nachdem du durch die halbe Welt gehetzt bist, um einen Weg zu finden, mich aufzuhalten, jetzt, da die Pandora-Geister meinem Willen gehorchen, bist du einfach nur neugierig? Bitte.« Seth trat plötzlich einen Schritt auf Sam zu. Sam wich unwillkürlich zurück, taumelte leicht unter seinem eigenen Gewicht. Er fühlte sich sehr, sehr müde.
    »Du solltest die Geister hören, Bruder«, flüsterte Seth. »Sie können das Land selbst zum Hass aufrütteln, wenn sie es wollen. Sie können im Handumdrehen Freude in Missgunst verwandeln, Liebende zur Feindschaft gegeneinander bewegen und Brüder, ihrem eigenen Zwilling zu misstrauen. Aber dich ... dich können sie nicht anrühren. Du bist gefährlich. Du bist der Träger des Lichts.«
    »Du hast Andrew umgebracht.«
    »Er wusste zu viel. Wo die Schlüssel verborgen waren. Wo Uranos ist und wie man ihn finden kann.«
    »Willst du es mir nicht sagen?«
    Seth stieß ein verächtliches Schnauben aus und begann Sam zu umkreisen. Sam hob sein schweres, schweres Schwert in
    Abwehrhaltung und drehte sich mit ihm. »Ich schätze, er muss irgendwo in der Hölle sein«, meinte er. »An einem schwer bewachten Ort. Da ist es nur logisch, dass du eine Armee von Dämonen rekrutiert hast, um an Uranos heranzukommen. Sonst hättest du Asmodeus nicht gebraucht. Belial ist schlauer, als er aussieht, und hat dir die Hilfe verweigert.«
    »Für einen Narren denkst du sehr logisch.«
    »Danke. Aber da hört meine Logik auf. Warum versuchst du, Uranos zu befreien?«
    Seth täuschte einen Ausfall an, aber Sam gab seine Deckung nicht auf. »Sag es mir doch«, fuhr er fort, mit so schmeichlerischer Stimme wie möglich. »Wenn du mich schon töten willst, kannst du mir wenigstens sagen warum. Uranos ist Anti-Zeit, das Ende von allem. Welcher Wahnsinn treibt dich dazu, ihn zu befreien?«
    »Du bist so engstirnig, liebster Bruder. Uranos ist nicht das Ende von allem; er ist das Ende von allem, wie wir es kennen. Ein Ende der Zeit - ein Ende des Todes, ein Ende des Schicksals, ein Ende der Gefangenschaft, in der wir leben.«
    »Und du würdest ihn befreien? Du würdest deinen eigenen Vater vernichten?«
    »Vater, Bruder, Schwester - hast du denn gar nichts gelernt, lieber Junge? Sie sind alle gleich. Für Uranos ist alles nur ein Teil von ihm selbst.«
    »Du bist nicht Uranos! Du bist Seth! Du bist ein Sohn von Zeit und Nacht! Du hast ihnen geholfen, Freya zu töten, du hast Andrew getötet!«
    »Andrew!« Wieder dieses verächtliche Schnauben. »Er war ein Mensch, sie hätte sich nie mit ihm abgeben sollen. Natürlich war es nicht leicht, und er wehrte sich nach Kräften. Doch er besaß Wissen, das ich haben wollte, und am Ende war er zu schwach. Ich konnte es seinem Geist entreißen, alles rausziehen, was ich wissen wollte, und das ließ ihn leer zurück. Bei weitem nicht so scheußlich wie das Licht. Es überrascht wohl nicht, dass der Tod ihm dann leicht fiel.«
    Sam sagte nichts. Sein Gesicht war starr wie Eisen. Er brauchte
    dringend Schlaf. Doch er fühlte sich so losgelöst von allem, so entfremdet, dass allein der Gedanke, von etwas so Warmem und Weichem wie Schlaf berührt zu werden, unvorstellbar war.
    Seths Lächeln wurde breiter. »Das bringt dich aus der Fassung, liebster Bruder? Du bist ihm durch die halbe Welt nachgereist, und er ist dir weggestorben. Er hat mir gegeben, was ich wollte, und das war's dann. Er hat mir verraten, wo der vierte Schlüssel ist; er hat mir gesagt, wie ich Uranos finden kann. Mit den Heerscharen der Hölle und den Pandora-Geistern im Rücken werde ich ihn befreien. Ich werde diese stupide, sinnlose Form der Existenz beenden und eine andere schaffen.«
    »Was mich betrifft, so hänge ich an dieser Existenz. Also kann ich das nicht so recht nachvollziehen.«
    »Nicht nachvollziehen?« Seths Klinge zuckte vor, und Sam parierte sie unbeholfen. »Du hattest Glück im Unglück, Lucifer. Du kriegtest zwar Hass und Misstrauen zu spüren, du musstest aus dem Himmel fliehen und dich in der Hölle verstecken, aber du fandest Trost bei Sterblichen und Schwächlingen.
    Aber ich nicht. Nein, ich bin der Sohn der Nacht, der Bruder Lokis, der Mörder Baldurs. Ich bekam den Argwohn, das
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