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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition)
Autoren: Lost Place Vienna
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Killians altem Defender auf die Pelle. Killian sah in den Rückspiegel,
aber durch die getönte Scheibe konnte er nicht erkennen, wer in dem Wagen saß.
    Der Feuerwehrmann beendete seinen Funkverkehr und schielte grimmig
nach dem Hupgeräusch. Als er jedoch erkannte, dass es nicht Killian war, der
drängelte, sondern der Cherokee dahinter, wandelten sich Miene und
Körperhaltung des wichtigsten Menschen der Bruckmühlenstraße schlagartig. So
gut es das Hochwasser zuließ, sprintete er an Killians Wagen vorbei, um atemlos
neben dem Cherokee zu halten.
    Killian beobachtete im Außenspiegel, wie die Fensterscheibe der
Fahrerseite nach unten glitt. Der Winkel war allerdings zu spitz, sodass er
auch jetzt nicht zu erkennen vermochte, wer den Wagen fuhr. Schüttelte der
General aller Feuerwehrleute bei ihm noch kategorisch sein Haupt, begann er nun
devot zu nicken. Wobei auch hier das Doppelkinn wieder seinen eigenen Gesetzen
folgte. Durch den Kragen der Montur hatte das Fettpolster keine Möglichkeit
auszuweichen und stülpte sich mit jedem Nicken seines Besitzers nach oben,
sodass der Mund des Feuerwehrmanns immer wieder dahinter verschwand. Killian
musste erneut lachen, diesmal war es ihm aber nicht möglich, die Rolleiflex
anzusetzen. Dazu war sie nicht handlich und schnell genug.
    Der Feuerwehrmann eilte zu Killian und schnaufte: »Fahren Sie bitte
rechts ran, damit der Wagen hinter Ihnen vorbeikann.«
    Es wurde offiziell, dachte Killian, der Mann bemühte sich,
Hochdeutsch zu sprechen. »Ich denke, die Straße ist gesperrt? Wie kann der
Wagen hinter mir dann durchfahren?« Killian stellte sich dumm.
    Der Feuerwehrmann schnaubte, rang nach Worten, offenbar fiel ihm
aber kein passendes Argument ein. Deshalb begann er zu brüllen: »Fahre Sie ran
oder Sie kriege ä Anzeige wege Behinderung von …!« Den Rest verstand Killian
nicht mehr, da der Feuerwehrmann selbst nicht richtig wusste, wie der Terminus
tatsächlich lautete. Killian tat dem leidenden Mann den Gefallen und fuhr zur
Seite, um den Cherokee vorbeizulassen. Der Feuerwehrmann lächelte erleichtert
und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Killian dachte aber gar nicht daran, am Straßenrand stehen zu
bleiben, sondern hängte sich direkt an die Stoßstange des Cherokee.
    »Wo ein Auto durchkommt, schaffen es auch zwei«, grinste er den
Feuerwehrmann an, als er an ihm vorbeifuhr. Der grunzte missbilligend zurück,
gab sich aber geschlagen und kündigte über Funk die beiden Autos an, die die
Straße passieren durften. Dafür fuchtelte er wieder wichtig mit dem Arm, als er
einen weiteren Wagen auf sich zufahren sah. Den würde er wohl durch die
Weinreben schicken, und wenn es der Bürgermeister persönlich wäre.
    * * *
    Belledin empfand nicht nur die Tatsache, dass er der einzige Mann
auf der Beerdigung des toten Heilpraktikers gewesen war, sondern auch den
Umstand, dass offenbar kein Verwandter dem Toten die letzte Ehre erwiesen
hatte, als merkwürdig. Die Recherchen hatten nämlich ergeben, dass Thomas
Hartmann zwei Schwestern hatte und auch sein Vater noch lebte. Die Familie
wohnte zwar in Celle, aber für die Beerdigung eines nahen Verwandten sollte
diese Strecke doch nicht zu weit sein.
    Belledin dachte an seine eigene Schwester. Ob sie wohl zu seiner
Beerdigung käme? Kolumbien war nicht Celle – aber Belledin war sich sicher,
dass sie sich von Bogotá aufmachen würde, wenn man ihn in der Erde versenkte.
Sie hatten zwar kein herzliches Verhältnis, sich aber den gegenseitigen
Grundrespekt bewahrt. Gleichzeitig machte ihm aber der Gedanke zu schaffen, ob
er selbst nach Bogotá reisen würde, um seine Schwester zu beerdigen. Belledin
kam zu dem Schluss, dass er es tun würde – so es der Dienstplan zuließe.
    Biggi zupfte ihn wieder am Ärmel und riss ihn aus seinen Gedanken.
Sie deutete mit dem Kopf zu einer Bank am Rande des Kieswegs. Dort saß Silke
Brenn und schluchzte, ihre Schwester Margit war nirgendwo zu sehen. Die übrigen
Trauergäste hatten sich bereits auf den Weg gemacht. Die einen hatten zu
arbeiten, andere trafen sich noch im Wirtshaus Krone zum Leichenschmaus.
    Belledin gab Biggi ein Zeichen, dass sie schon mal vorgehen sollte.
Sie gehorchte, reichte ihm allerdings noch ein frisches Päckchen
Papiertaschentücher.
    Silke kauerte auf der Holzbank, die blonden Locken versteckten ihr
Gesicht. Sie hatte nicht wahrgenommen, dass Belledin zu ihr getreten war. Er
kannte Silke, jeder kannte sie. Immerhin war sie die schönste
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