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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition)
Autoren: Lost Place Vienna
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Sie wissen, das Image der Polizei ist nicht immer das
beste«, sagte ein Mann, der sich zu Bauer und Valentina gesellt hatte. Er war
groß, sportlich, hatte strahlend blaue Augen und ein gewinnendes Lächeln.
Valentina kannte ihn. Er hatte von allen Wahlplakaten der Stadt um Stimmen
geworben. Er war der Mann, der mehr Sicherheit forderte, im Islam den großen
Feind sah und sich gelegentlich auch mit »Blut und Boden«-Parolen bei der
rechtsextremen Wählerschaft anbiederte. Und er war durch seine zwanzig Prozent
seit der letzten Wahl als Koalitionspartner gesetzt. So devot, wie Bauer
lächelte, war Valentina klar, dass er bereits einen Fuß im Innenministerium
hatte.
    »Herr Stadtrat Strachmann, ich grüße Sie. Darf ich Ihnen Frau
Fleischhacker vorstellen?«
    »Ich glaube, sie kennt jeder. Aber wer sind Sie?«
    Bauer wurde blass um die Nase, stotterte, begriff dann erst, dass
Strachmann einen Scherz gemacht hatte, und lachte über seine eigene
Nichtigkeit. Ja, so war Politik. Bauer würde sich wohl nie daran gewöhnen, auch
wenn er nur zu gerne dabei sein wollte.
    »Wir müssen uns mal unter vier Augen unterhalten, Frau
Fleischhacker.« Strachmanns stahlblaue Augen bohrten sich in Valentinas. Er war
nicht uncharmant. Man wählte eben nicht aus politischer Argumentation, sondern aus
Emotion.
    Sein Plakatlächeln blitzte, er hatte es verinnerlicht. Auch sie
lächelte zurück, auch sie hatte ihre Rolle gepaukt. Den Stadtrat schien ihre
Professionalität zu beeindrucken.
    »Wir scheinen denselben Lehrer gehabt zu haben«, sagte er.
    Valentina hob fragend die Brauen.
    »Beste Grüße von Don Bernardo«, sagte Strachmann.
    Valentina entglitten die Züge. Nur für einen Moment, aber Strachmann
war es sicher nicht entgangen. Er wusste, dass er sie am Haken hatte.
    Er wandte sich Bauer zu, dem das Gesicht zu einem Dauergrinsen
eingefroren war, und empfahl sich. Dann drehte er sich wieder zu Valentina und
streckte ihr eine Visitenkarte entgegen.
    »Hier finden Sie mich«, sagte er und lächelte, während ein Fotograf
der Kronenzeitung das illustre Trio ablichtete. Strachmann verschwand im Pulk
der übrigen Empfangsgäste, der Fotograf mit ihm.
    »Gar nicht so übel, wie man immer denkt«, sagte Bauer. Valentina
blickte ihn scharf an. »Ich meine den Sekt.« Bauer lächelte unsicher, Valentina
ließ ihn stehen und ging.
    Nach einigen Metern hielt sie inne und blickte auf Strachmanns
Visitenkarte. Es stand weder Name noch Adresse darauf. Lediglich die
Koordinaten eines Cache-Punktes.

Michael Moritz
    ROTER REGEN
    Der Badische Krimi
    ISBN 978-3-86358-021-6
    »Ein facettenreicher, spannend und flott erzählter Kriminalfall – mit mehr als einem Toten.«
    Badische Zeitung

Leseprobe zu Michael Moritz,
ROTER REGEN
:
    EINS
    Belledin bemerkte es als
Erster: Es hatte aufgehört zu regnen. Nach sieben Wochen ununterbrochenen
Niederschlags war das rhythmische Plätschern endlich verstummt. Belledin
schielte lauschend hinauf in das Skelett seines Regenschirms. Tatsächlich
schlug kein Tropfen mehr auf das schwarze Tuch.
    Auch die anderen Trauergäste streckten vorsichtig ihre Hände unter
dem Schutz der Schirme hervor, da sie dem Frieden noch nicht trauen wollten.
Nach und nach sanken die Schirme, parallel dazu glitt der Sarg in das Grab
hinab. Als der Pfarrer die erste Schaufel Erde auf das Eichenholz warf, rissen
die Wolken auf und ein Sonnenstrahl erhellte den Friedhof.
    Hauptkommissar Belledin hatte den Toten nicht gekannt, aber er
musste sich mit ihm beschäftigen. Thomas Hartmann war mit aufgeschlitzter Kehle
von seiner türkischen Putzfrau in einer Lache Blut gefunden worden. In seiner
Praxis. Neben dem Toten war auch die Tatwaffe gelegen, ein Okuliermesser, wie
es die Bauern hier verwendeten, um Obstbäume zu veredeln. Belledin konnte
allerdings keinen Bauern oder Winzer unter den Trauergästen entdecken; dafür
einige ihrer Ehefrauen. Das fiel ihm auf. Neben ihm selbst und dem Pfarrer
waren lediglich die beiden Totengräber und Dr. Merz männlichen Geschlechts.
    Belledin musste unwillkürlich an seinen Lieblingsfilm von François
Truffaut denken. »Der Mann, der die Frauen liebte …«, murmelte er unter seinem
dicken Schnäuzer.
    »Was?«
    Biggi, die sich bei ihm untergehakt hatte, blickte ihn fragend an.
Belledin schüttelte abwehrend den Kopf, so wie er es gerne tat, wenn man ihn
beim lauten Nachdenken erwischt hatte.
    Biggi hatte es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls zur Beerdigung
des beliebten Heilpraktikers zu kommen.
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