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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition)
Autoren: Lost Place Vienna
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machten ihm verschiedene Angebote: Ein Schritt nach
vorne, Drehung mit Oberkörperneigung nach rechts, gleichzeitiger Schlag mit dem
linken Arm gegen den Handrücken des Schützen wäre eine Möglichkeit. Andere
Variante: Schritt zurück gegen den Lauf, mit überraschender Kopfnuss gegen das
Nasenbein des Schützen, dann sofort abtauchen und Tritt von vorne gegen die
Kniescheibe des Gegners. So lange es dauerte, die Aktionen zu beschreiben, so
schnell waren sie durchgeführt. Aber Killian wählte keine dieser Optionen,
sondern drehte sich einfach nur um, weil sich der Lauf der Pistole von allein
aus seinem Rücken entfernt hatte.
    Belledin hob die buschigen Augenbrauen und steckte die Walther ein.
»Du spielst doch nicht etwa wieder Detektiv?«
    Killian blickte nicht nur unschuldig, diesmal war er es auch. Er
wusste nicht, was Belledin damit meinte.
    »Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du sagst mir, dass du aus
reiner Langeweile wieder unseren Job machen willst, oder du gestehst, dass du
in geheimer Mission für das BKA und den Mossad unterwegs bist. In beiden Fällen erschieße ich dich auf der
Stelle.«
    Killian war überrascht von Belledins Humor. Vermutlich hatte er sich
wieder mal einen Dirty-Harry-Film angeguckt und litt jetzt darunter, dass er im
Dienst keine Magnum tragen durfte. Aber Killian verkniff sich die Riposte und
blieb sachlich.
    »Ich suche lediglich den Heilpraktiker Thomas Hartmann.«
    Belledin kniff die Augen zusammen. »Kennt ihr euch?«
    »Noch nicht. Ich wollte einen Termin mit ihm vereinbaren.«
    »Dann muss ich dich doch erschießen.« Belledin kam Dirty Harry wirklich
nahe. »Hartmann ist nämlich tot. Den kannst du nur im Jenseits konsultieren.
Aber erzähl mir jetzt bloß nicht, dass du das noch nicht weißt. Laut meinen
Informationen bist du nämlich schon seit Juni wieder von der Front zurück. Und
der Mord an Hartmann ist das Ereignis
seit einer Woche.«
    »Der Heilpraktiker wurde ermordet?« Killian stutzte. Er hatte nichts
davon mitbekommen. Um ungestört an den Entwicklungen seiner Fotos arbeiten zu
können, hatte er in den letzten Tagen auch Computer und Telefon gemieden.
Lediglich den Pizzabringdienst hatte er an sich herangelassen.
    »Ich war so mit meiner Arbeit beschäftigt, das habe ich gar nicht
mitgekriegt. Ich wollte den Heilpraktiker aufsuchen, weil ich gerade nicht so
in Form bin«, sagte Killian mehr zu sich.
    »Siehst auch ziemlich scheiße aus«, attestierte Belledin sachlich.
    »Könntest mir ein paar Pfunde von deinen abgeben, dann ginge es mir
bestimmt besser«, konterte Killian.
    Belledin verzog das Gesicht. Er wusste, dass er zu fett geworden
war. Aber der Kreuzbandriss im Januar hatte ihn noch fauler werden lassen. Und
als Biggi dann auch noch angefangen hatte, abzunehmen, hatte sich Belledin aus
Trotz ein paar Zusatzpolster zugelegt.
    »Hast du schon zu Mittag gegessen?«, fragte er zu seiner eigenen
Überraschung. Der Gedanke ans Abnehmen machte ihn sofort hungrig. Killian
schüttelte verneinend den Kopf.
    »Ich lade dich ein. Und du erzählst mir, wie es an der Front war.
Natürlich nur das, was du erzählen darfst«, lächelte Belledin kalt.
    Wenn Killian bloß selbst wüsste, wovon er erzählen durfte und wovon
nicht. Schließlich war er genau um dieser Frage willen hier. Er hatte sich
Hilfe von dem angepriesenen Heilpraktiker versprochen; aber der war tot, noch
ehe Killian auch nur eine einzige Frage an ihn richten hatte können. Immer
wieder war es der Tod, der ihm begegnete und ihn anschwieg. Fast glaubte
Killian, dass der Heilpraktiker hatte sterben müssen, weil er ihn konsultieren wollte. Es schien die Einlösung
eines unausgesprochenen Paktes zu sein. Der Tod hatte sich von Killian auf den
Schlachtfeldern in die Karten schauen lassen, dafür hatte dieser nun die
dunklen Schatten der Negative in sich zu tragen.
    Killian lachte laut bei dem Gedanken, dass er Belledin davon
erzählen sollte. Der würde überhaupt nichts verstehen und ihn für verrückt
erklären, wenn er es nicht ohnehin schon längst tat.
    »Bedeutet dieses irre Lachen ein Ja?«, fragte Belledin, nahm die
Blätter aus dem Druckerfach und verstaute sie in einer leeren Kladde, die er
auf Hartmanns Schreibtisch gefunden hatte. Dann ließ er Killian den Vortritt
und zog die Tür der Praxis hinter sich zu.
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