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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis
Autoren: Sabrina Jeffries
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in die Finger zu schneiden, erstarrte Maria.
      »Hören Sie mir gut zu, Miss Butterfield«, fuhr der Lord mit einer beängstigenden Ruhe fort. »Sie werden des versuchten Diebstahls beschuldigt, und soeben haben Sie auch noch einen Edelmann angegriffen. Beide Vergehen werden mit dem Strick bestraft. Was den Angriff angeht, lasse ich mit mir reden, aber nur wenn Sie das Schwert loslassen. Dann gestatte ich Ihnen, sich und Ihren ›Vetter‹ in Bezug auf den Diebstahl zu verteidigen.« Er sprach das Wort »Vetter« mit skeptischem Sarkasmus aus. »Wir werden die Angelegenheit klären, und wenn ich davon überzeugt bin, dass Sie nicht des Diebstahls schuldig sind, dürfen Sie und Ihr Begleiter gehen. Einverstanden?«
      Nun hatte er sie, und das wusste er natürlich. Wenn sie ihn verletzte, war ihr Leben für diese Leute keinen Pfifferling mehr wert.
      Bemüht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, fragte sie: »Würden Sie bei Ihrer Ehre als Gentleman schwören, dass Sie uns gehen lassen, wenn wir alles aufgeklärt haben?« Wenn er bereit war, mit sich reden zu lassen, war er möglicherweise kein gemeiner Schurke. Abgesehen davon ließ er ihr kaum eine andere Wahl.
      Er lächelte kaum merklich. »Ich schwöre es. Bei meiner Ehre als Gentleman.«
      Maria schaute zu Freddy, der aussah, als fiele er jeden Moment in Ohnmacht. Dann sah sie Lord Stoneville in die Augen. »Also gut. Wir haben eine Abmachung.«
     

 
     
  3
     
        »Ausgezeichnet«, sagte Oliver und atmete tief durch. Er war nicht sicher gewesen, ob er gewinnen würde. Eine Frau, die so kühn war, ihn mit einem Schwert zu bedrohen, war unberechenbar und konnte im schlimmsten Fall zu einer ernsten Gefahr werden. »Bei drei lassen wir beide das Schwert los, ja?«
      Sie nickte und schaute auf die Hand, mit der sie das Schwert hielt.
      »Eins. Zwei. Drei!«, zählte er.
      Das Schwert fiel scheppernd zu Boden.
      Im selben Moment ergriffen Porter und Tate den Bengel, den sie Freddy genannt hatte. Als der Bursche aufschrie, drehte sie sich erschrocken zu ihnen um. Oliver hob das Schwert auf und gab es einer Frau namens Polly, die es in Sicherheit brachte.
      »Schaffen Sie ihn hier herein!«, befahl Oliver, fasste Miss Butterfield energisch am Arm und führte sie in den Salon.
      »Seien Sie doch nicht so grob!«, fauchte sie ihn an, leistete aber keinen Widerstand.
      »Glauben Sie mir, Miss Butterfield, wenn ich grob werde, merken Sie es.« Er blieb mit ihr vor einem Stuhl stehen. »Hinsetzen!«, sagte er und schubste sie auf den gepolsterten Sitz. »Und versuchen Sie bitte, Ihren Drang, wildfremde Leute anzugreifen, eine Weile zu unterdrücken, ja?«
      »Das war doch gar kein …«
      »Und Sie«, knurrte er ihren Begleiter an, »Sie geben mir jetzt sofort die Aktentasche, die diesen ganzen Wirbel verursacht hat.«
      »Ja, Sir … ich meine, Eure Lordschaft.«
      Oliver nahm dem jungen Mann, aus dessen Gesicht alle Farbe gewichen war, die Tasche ab. Die Courage seiner Begleiterin ging ihm offensichtlich vollkommen ab.
      An der Tasche war nichts Außergewöhnliches zu entdecken. Sie war aus recht ordentlichem Leder gefertigt und hatte die üblichen Messingbeschläge. Sie enthielt zwar etliche Geldscheine, aber das musste nicht unbedingt bedeuten, dass der Bursche sie zu stehlen versucht hatte. Die meisten Diebe hätten wohl das Geld herausgenommen und die Tasche zurückgelassen.
      »Woher haben Sie sie, Tate?«, fragte Oliver.
      »Aus dem Pfandhaus um die Ecke. Ich habe sie dort schon vor Monaten erworben.«
      Als Miss Butterfield schnaubte, sah Oliver sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Und Sie behaupten, sie gehöre Ihrem Verlobten?«
      »Wenn Sie sich einmal die Prägungen ansehen würden?«, entgegnete sie voller Überheblichkeit. »Auf der einen Seite finden Sie seine Initialen NJH und den Schriftzug New Bedford Ships auf der anderen. Ich habe sie eigens für ihn anfertigen lassen.«
      »Tatsächlich?« Sie hatte zwar recht in Bezug auf die Prägungen, aber das war nicht von Bedeutung. Clevere Ganoven forschten das Objekt ihrer Begierde natürlich genauestens aus, bevor sie es zu stehlen versuchten. Vielleicht konnte sie die Tasche deshalb so gut beschreiben.
      Doch diese Leute kamen ihm nicht vor wie Ganoven. Dafür waren sie zu gut angezogen. Sie trugen beide Schwarz, offensichtlich Trauerkleidung. New Bedford lag in Amerika, und ihrem Akzent nach zu urteilen waren die beiden eindeutig Amerikaner.
     
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