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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis
Autoren: Sabrina Jeffries
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Das würde die Unerschrockenheit der jungen Frau erklären. Er hatte schon oft gehört, dass Amerikanerinnen impertinent waren. Aber Impertinenz war eine Sache; den Mut zu besitzen, ein Bordell zu betreten und einen Mann mit einem Schwert zu bedrohen, war etwas ganz anderes. Vielleicht waren die beiden einfach Diebe von höherer Klasse. Wenn ja, dann war die schwarze Kleidung eine hervorragende Idee. Wer würde schon eine trauernde Frau irgendwelcher Verbrechen verdächtigen?
      Erst recht nicht, wenn sie so hübsch war. Unter der Haube aus schwarzer Seide und Crêpe umrahmten rotblonde Locken ihr liebreizendes Gesicht. Sie hatte eine Stupsnase, Sommersprossen auf den Wangen und einen verführerischen, wie zum Küssen geschaffenen Mund. Er musterte sie mit dem fachmännischen Blick eines Mannes, der sehr erfahren darin war, Frauen zu entkleiden. Unter dem schweren Stoff ihrer Redingote versteckte sich zweifellos ein äußerst sinnlicher Körper mit üppigen Hüften und noch üppigeren Brüsten. Genau nach seinem Geschmack.
      Hmmm …
      Vielleicht konnte er sich die Situation zunutze machen. Er hatte bisher noch kein Glück bei seiner Suche nach einer annehmbaren Hure für die Durchführung seines Plans gehabt.
      Er wendete sich Porter und Tate zu. »Geben Sie den Knaben frei, und lassen Sie uns allein.«
      »Aber hören Sie, Eure Lordschaft, ich glaube nicht …«, begann Porter.
      »Die beiden werden schon ihre gerechte Strafe bekommen«, versicherte ihm Oliver. »Sie werden keinen Grund zur Klage haben.«
      »Und was ist mit meiner Tasche?«, fragte Tate.
      »Mit Ihrer Tasche!« Miss Butterfield sprang auf. »Wie können Sie es wagen …?«
      »Setzen Sie sich, Miss Butterfield!«, befahl ihr Oliver mit strengem Blick. »An Ihrer Stelle würde ich jetzt den Mund halten!«
      Sie errötete, fügte sich aber.
      Oliver warf Tate die Tasche zu. »Hier! Und nun gehen Sie. Ich werde Sie in Kürze wissen lassen, welches Urteil ich über die beiden gefällt habe.«
      Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Amerikanerin sich empört aufplusterte, aber sie schwieg, bis die Männer den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatten. Dann sprang sie auch schon von ihrem Stuhl auf und ging wutschnaubend auf ihn los. »Die Tasche gehört meinem Verlobten, und das wissen Sie! Mr Tate hat sie offensichtlich gestohlen …«
      »Ich kenne Tate schon seit Jahren, Madam. Er hat seine Fehler, aber er ist kein Dieb. Wenn er sagt, dass er die Tasche im Pfandhaus erworben habe, dann verhält es sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch so.«
      »Auf sein Wort geben Sie also mehr als auf das Wort einer Dame?«
      »Sie sind eine Dame?« Oliver bedachte sie mit einem herablassenden Blick, während er sein Hemd zuknöpfte. »Sie kommen in ein Bordell und haben als Beschützer nur diesen grünen Burschen dabei. Sie halten mir ein Schwert an den Hals, um ihn gewaltsam aus diesem Haus herauszuholen. Und Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen Ihre Geschichte abnehme, nur weil Sie ein weibliches Wesen sind?« Er wies auf den unglückseligen Freddy, der vor Angst erstarrt war. »Sie denken offenbar, ich wäre ebenso dumm wie Ihr ›Vetter‹ hier.«
      Sie baute sich mit den Händen in den Hüften vor ihm auf. »Sagen Sie das Wort ›Vetter‹ nicht ständig mit so einem spöttischen Unterton! Freddy ist nicht mein Komplize oder so etwas.«
      »Warum ist er dann an Ihrer Seite und nicht Ihr angeblicher Verlobter?«
      »Mein Verlobter ist verschwunden!« Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Er heißt Nathan Hyatt und ist der Geschäftspartner meines Vaters. Wir sind nach London gekommen, um nach ihm zu suchen. Papa ist nach Nathans Abreise gestorben, deshalb muss er umgehend nach Hause kommen und die Leitung von New Bedford Ships übernehmen. Ich habe ihm mehrere Briefe geschrieben, aber er hat seit Monaten nichts von sich hören lassen. Seine Tasche habe ich wiedererkannt, als ich Ihren Bekannten zufällig damit gesehen habe, und zwar in der Nähe des Ortes, an dem Nathan zuletzt gesehen wurde. Wir sind ihm in der Hoffnung gefolgt, dass er uns zu Nathan führt.«
      »Aha.« Oliver nahm seine Schleife von einem Stuhl, legte sie um seinen Hemdkragen und band sie vorn mit einem Knoten. »Und ich soll Ihnen diese abstruse Geschichte glauben, weil …?«
      »Weil sie wahr ist! Fragen Sie doch bei London Maritime nach! Nathan ist vor vier Monaten hergekommen, um mit der Reederei über den Verkauf einiger
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