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Lord Stonevilles Geheimnis

Lord Stonevilles Geheimnis

Titel: Lord Stonevilles Geheimnis
Autoren: Sabrina Jeffries
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Gedanken auf. Oh nein, Freddy hatte doch wohl nicht …?
      Aber natürlich hatte er. Er dachte nämlich nie nach.
      Maria eilte mit dem Schwert in der Hand los, und als sie zur Tür hereinstürzte, sah sie, wie Freddy gerade die Treppe vom ersten Stock herunterkam und von einem Mann aufgehalten wurde, der sich ihm in den Weg stellte. Freddy hielt die Tasche an seine Brust gedrückt wie einen Schutzschild.
      »Der Dieb ist gefasst!«, sagte der Mann.
      Maria blieb fast das Herz stehen.
      Einige Stufen über Freddy stand mit hochrotem Gesicht und halb nackt der Mann, den sie verfolgt hatten, und zahlreiche andere Männer scharten sich neugierig um die Treppe. Mehr oder weniger spärlich bekleidete Frauen kamen herbeigelaufen.
      »Polly, hol den Constable!«, rief der Mann einer der Frauen zu.
      Oh nein! Was für eine Katastrophe!
      Die beiden Männer auf der Treppe kamen Freddy immer näher, während er in einem fort stammelte, er habe »doch nur einen Blick darauf werfen wollen, mehr nicht«.
      Maria richtete das Schwert drohend auf den Kerl am unteren Ende der Treppe. »Lassen Sie ihn gehen! Sonst schneide ich Sie durch wie eine Orange!«
      »Wie eine Orange ? Das klingt ja furchterregend, meine Verehrteste«, ließ sich jemand zu ihrer Rechten vernehmen.
      Als Maria den groß gewachsenen Mann erblickte, der aus einem Nebenzimmer gekommen war, geriet sie in Panik. Er trug weder Mantel noch Weste, die Schleife fehlte, und sein Hemd war bis zur Brustmitte aufgeknöpft, aber sein gebieterisches Auftreten verriet, dass er stets Herr der Lage war, ganz gleich, was er trug oder nicht trug. Und er kam ihr viel zu nah.
      »Treten Sie zurück!« Sie richtete das Schwert auf ihn und hoffte inständig, dass sie das verfluchte Ding auch richtig zum Einsatz bringen konnte. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie schwer so ein Schwert war. »Ich will nur meinen Vetter, Sir, dann gehen wir.«
      »Ihr ›Vetter‹ hat versucht, mir meine Aktentasche zu stehlen, Eure Lordschaft!«, rief der Rotgesichtige.
      Eure Lordschaft? Maria stockte das Herz. Der große Kerl sah nicht so aus, wie sie sich die eleganten Männer in Miss Sharpes Romanen vorgestellt hatte, obwohl er ebenso arrogant zu sein schien wie sie. Aber seine Haut war dunkler, als Maria es bei einem englischen Adeligen erwartet hätte, und in seinen Augen lag ein unheimliches Funkeln, das ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Wenn er tatsächlich ein Lord war, dann waren sie und Freddy in noch größeren Schwierigkeiten.
      »Kümmern Sie sich um die Frau, Lord Stoneville«, sagte der andere Mann, »und wir schnappen uns den Jungen. Wir halten die Diebe fest, bis der Constable da ist.«
      »Wir sind keine Diebe!« Maria schwang das Schwert zwischen den beiden Männern hin und her, und ihr Arm begann allmählich zu schmerzen, weil es so schwer war. Sie starrte den Mann am oberen Ende der Treppe wütend an. »Sie sind hier der Dieb, Sir! Diese Tasche gehört meinem Verlobten. Nicht wahr, Freddy?«
      »Ich bin mir nicht sicher«, krächzte Freddy eingeschüchtert. »Ich musste sie in den Korridor tragen, um sie mir richtig ansehen zu können, und dann hat dieser Mann da angefangen herumzubrüllen, und ich wusste nicht, was ich tun sollte, und bin weggerannt.«
      »Das klingt ja sehr glaubwürdig«, spottete der Rotgesichtige.
      »Hören Sie, Tate«, sagte Lord Stoneville, »wenn Miss …«
      Als er sie fragend ansah, sagte sie ohne nachzudenken: »Butterfield. Maria Butterfield.«
      »Wenn Miss Butterfield mir das Schwert aushändigt, werde ich diesen kleinen Streit zur Zufriedenheit aller schlichten, das verspreche ich Ihnen.«
      Als könnte man sich darauf verlassen, dass ein halb nackter Lord in einem Bordell irgendetwas gerecht und korrekt regelte! In der Literatur teilten sich die englischen Lords in zwei Kategorien auf: in ehrenhafte Gentlemen und verkommene Schurken. Dieser Mann hier schien eher zu den Schurken zu gehören, und Maria war nicht so dumm, einem solchen Mann zu vertrauen.
      »Ich habe einen besseren Vorschlag.« Mit heftig pochendem Herzen stürzte sie auf ihn zu und drückte die Schwertspitze gegen seine Kehle. »Entweder sagen Sie den Männern, sie sollen meinen Vetter gehen lassen, oder ich durchbohre Ihren Hals!«
      Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Mit einem unverschämten Grinsen schloss er seine Hand um die Schwertklinge. »Das halte ich für ausgeschlossen, meine Liebe.«
      Aus Angst, ihm
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