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Lokale Erschuetterung

Lokale Erschuetterung

Titel: Lokale Erschuetterung
Autoren: Kathrin Gerlof
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Topf wirft mit so einem wie Macke. Bei Bosse ist das was anderes. Aber die hier. Wenn er an all den Schwachsinn denkt, den diese Pillentante im Stadtparlament schon von sich gegeben hat. Ihre Rede über die mangelnde Denkmalpflege der Kriegsgräber könnte fast als legendär gelten. Was die Gemengelage von Schwülstigkeit und Ressentiments anbelangt. Und alle paar Monate ein neuer Antrag zum Heimatkundeunterricht an Grundschulen. Obwohl er ihr zugestehen muss, dass sie zäh ist. Kriegt immer nur vier Stimmen für ihre Anträge und kann es dennoch nicht lassen.
    Die Apothekerin kassiert Daniel ab.
    Wenn Sie Kopfschmerzen bekommen, zum Arzt gehen. Und wenn Ihnen übel wird, Sie sich übergeben müssen, auch.
    Damit sind beide Männer entlassen und laufen schweigend zur Wohnung. Hanns bezieht für Daniel das Bett im kleinen Schlafzimmer und legt sich selbst im Wohnzimmer auf die Couch. Der Tag der Offenbarungen und Entscheidungen hat schon begonnen. Es ist kurz nach eins. Hanns kann nicht einschlafen. Nicht, dass ihn der kleine Zwischenfall in der Scharfen Ecke noch sonderlich beschäftigt. So einer wie Macke, der sich das Hirn weggesoffen hat, falls da jemals eins da war, wäre mit und ohne Hitler ein Schläger. Macke ist uninteressant. Max könnte ein bisschen interessant sein. Bosse interessiert ihn. Aber das ist jetzt alles nicht sein Problem. Sein Problem ist, dass er sich nach Katja Schwenkers großen Titten sehnt. Er braucht sie zum Schlafen. Wahrscheinlich könnte ihm jeder beschissene Psychotherapeut einen Reim darauf machen. Dass er sich nach den Titten von Katja Schwenker sehnt, wird ja wohl Gründe haben. Er hasst dicke Frauen. Eigentlich.
    Welch ein beschissenes Wort. Eigentlich.
    |328| Eigentlich hasse ich dicke Frauen. Hanns flüstert den Satz, damit der sich manifestieren kann im dunklen Zimmer. Eigentlich hasse ich dicke Frauen. Aber Katja Schwenker, die hasse ich nicht. Obwohl sie dick ist.
    Noch nie in seinem Journalistenleben hat er das Wort eigentlich geschrieben. Lieber ist er mit: ja, aber losgezogen, wenn es sein musste. Ja, Katja Schwenker ist dick. Schriebe er. Aber ihre Beleibtheit hat eine Sogwirkung auf Männer wie Hanns Grabowski, denen der Arsch auf Grundeis geht und die keinen Plan mehr haben. Männer wie Hanns Grabowski möchten nur noch eines: Zwischen den großen, schweren Brüsten der Marktfrau Katja Schwenker sterben, um danach wiedergeboren zu werden.
    Er kann es ja mal versuchen. So was aufzuschreiben und drucken zu lassen. Dann ist er den Job endlich los. Hanns denkt an sein letztes Treffen mit Jochen Moltke, dem alten Blattmacher. Siehst aus, als wäre das der falsche Job für dich, hatte der gesagt. Obwohl du gute Seiten machst. Lesbar das Zeug. Bist einer, der mit der Sprache noch was anfangen kann. Aber Spaß hast du keinen, das sehe ich dir an.
    Wahr gesprochen, flüstert Hanns und steht auf. Zieht sich an, steckt das Handy in die Hosentasche, den Schlüssel in die andere und geht. Auf dem Marktplatz setzt er sich für einen Moment an den Brunnen und schickt Veronika eine Nachricht. Melde mich gleich nach dem Frühstück, schreibt er. Tut mir leid, schreibt er. Kuss, schreibt er.
    Katja Schwenker ist zu Hause. Er sieht das Licht in ihrer Wohnung brennen. Demütigend ist das auch, was ich hier mache, denkt er. Und klingelt. Klingelt noch einmal, als Katja Schwenker nicht reagiert.
    Vielleicht hat sie einen Kerl in der Wohnung, flüstert er. Vielleicht bin ich nicht der Einzige, der zwischen ihren Titten sterben will.
    |329| Aber dann summt der Summer die Tür auf, und in der zweiten Etage steht die Marktfrau in der Wohnungstür.
    Du willst nicht mal wissen, wer dich nachts besuchen kommt.
    Ich habe mir gedacht, dass du es bist. Der unglücklichste Mann der Stadt. Die Chance meines Lebens.
    Es tut mir leid.
    Tut es nicht.
    Zehn Minuten später liegt Hanns da, wo er sich hingesehnt hat. Liegt. Atmet. Verspricht Katja Schwenker, dass er nach dem Aufwachen mit ihr vögeln wird. Ein Mal, zwei Mal, so oft sie möchte. Schläft ein. Endlich.

|330| 27. Kapitel
    Veronika wacht auf, und die Welt hat sich nicht gedreht. Nicht für sie jedenfalls. Sie geht aufs Klo und kotzt die Reste der Nacht in die Schüssel. Die Reste der Nacht sind grün. Und eklig. Auf der Konsole unterm Spiegel steht eine kleine Uhr, ein hässliches silbernes Teil, kombiniert mit einem kleinen Stundenglas, das als Eieruhr angedient wird. Die Uhr zeigt halb acht. Warum sie hier steht, ist Veronika schon immer ein
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