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Lockruf der Vergangenheit

Lockruf der Vergangenheit

Titel: Lockruf der Vergangenheit
Autoren: wood
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Thomas, Robert und auch – Richard.«
    Colin erstarrte. »Meinen Vater auch? Wie meinst du das?« Einen Moment lang schloß sie die Augen. »Großmutter, was meintest du, als du sagtest, Richard auch?« Langsam schlug sie die Augen wieder auf. »Der Unfall war kein Unfall. Er war herbeigeführt.«
    »Mein Gott!«
    »Colin«, sagte sie in flehendem Ton, und ihre knochigen Hände griffen suchend in die Luft. »Colin, hör mir zu. Setz dich zu mir und hör mir zu.«
    Colins Gesicht war bleich und tieftraurig, als er sich zu ihr auf den Bettrand setzte und zu ihr hinuntersah. Sie sprach stockend, aber sie war völlig klar. »Diese schreckliche Krankheit hat zuviel Leid verursacht, Colin. Es muß ein Ende haben damit. Seit Jahren versuche ich, das Ende herbeizuführen. Du bist kein Pemberton, doch du trägst unseren Namen. Daher sollst du das Familienvermögen erben und dafür sorgen, daß der Name Pemberton erhalten bleibt. Das ist der Grund, weshalb ich Henrys Testament vernichtet habe. Er wollte alles Theo hinterlassen, und das konnte ich nicht dulden. Du mußtest erben, Colin – kein Pemberton und doch ein Pemberton. Du bist ein neuer Anfang für die Familie.«
    »Aber das ist doch verrückt!« rief er.
    »Du hältst mich für verrückt? Ich habe meine drei Söhne getötet, damit du Alleinerbe werden konntest. Damit durch die Krankheit nicht weiteres Leid entsteht. Ich habe meine drei Söhne getötet, damit zukünftige Generationen nicht wie heute Martha und Theo in Angst und Schrecken leben müssen. Sieh sie dir doch an! Erbarmungswürdige Kreaturen! Keinem Menschen ist ein solches Leben zu wünschen.«
    »Aber die Krankheit existiert nicht, Großmutter«, sagte Colin. Er nahm ihre Hände und zog sie an seine Brust. »Die Krankheit war Erfindung. Ein Schwindel!«
    »Nein, nein«, entgegnete sie mit Entschiedenheit. »Sir John wollte mich das auch glauben machen, aber ich habe ihm das nicht geglaubt. Er behauptete, sein Bruder Michael sei geistig verwirrt gewesen und habe einen ausgeklügelten Plan entwickelt, um das Haus und das Vermögen an sich zu bringen. Die Sache war aufgrund seiner Verrücktheit ungeheuer kompliziert; Sir John sagte, er hätte einen Familienfluch erfunden und versucht, das durch einen gefälschten Beweis zu untermauern. Ja, mein Mann hatte die Stirn, zu behaupten, Michael – « Sie schnappte krampfhaft nach Luft – »Michael hätte in seinem Wahnsinn die Geschichte von dem unheilbaren Tumor erfunden und hätte dann John und ihre gemeinsame Mutter töten wollen. Michael glaubte, wie John mir erzählte, die Behörden würden jeden Mordverdacht gegen ihn fallenlassen, wenn er sie davon überzeugen könnte, daß es aufgrund einer Gehirnkrankheit zu den beiden Todesfällen gekommen sei. Doch mein Mann entdeckte den Plan, jedenfalls behauptete er das mir gegenüber, und drehte den Spieß um. Zwei Menschen wurden getötet – Michael und seine Mutter. Als John sah, was er getan hatte, hielt er die Geschichte von dem Gehirntumor aufrecht, um der Strafe zu entgehen. Man glaubte ihm, und es wurde amtlich festgestellt, daß die beiden Opfer im Wahnsinn als Folge eines Gehirntumors umgekommen seien. Das hat mir dein Großvater am Abend vor seinem Tod erzählt.« Sie hielt inne, um Atem zu holen. Sie röchelte schrecklich. Wir alle starrten sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Staunen an, während wir darauf warteten, daß sie fortfahren würde.
    »Ich habe Robert und den kleinen Thomas im Wäldchen getötet, weil ich die Familie ausrotten wollte«, berichtete sie keuchend. »Ich mußte Robert töten, ehe er noch mehr Kinder in die Welt setzte. Und ich mußte den kleinen Thomas töten, weil er eines Tages das unglückselige Erbe an seine Kinder weitergegeben hätte. Ich – ich hätte auch die – die kleine Leyla getötet, wenn ihre Mutter nicht spurlos mit ihr verschwunden wäre.«
    Ich schluchzte auf.
    »John, mein Mann, wußte, was ich getan hatte«, fuhr sie unter großer Anstrengung fort, »aber er schwieg, weil er mich liebte. Doch eines Tages sagte ich ihm, daß ich auch – Richard töten müsse – und natürlich Henry und Theo… und da…« Sie fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen. »Da erzählte mir John diese erfundene Geschichte von Michaels Plan, aber ich durchschaute ihn. Ich wußte, daß er sie sich ausgedacht hatte. Er sagte, er würde das nicht dulden – würde zur Polizei gehen… da habe ich ihn vergiftet und vom Turm gestoßen. John war ein Narr. Er
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