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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste
Autoren: Barbara McMahon
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großartig. Ich sollte sie mir besorgen, dann kann ich den Leuten sagen, dass ich die Autorin persönlich kenne.“
    Sie schmunzelte. „Bestimmt werden sie alle mächtig beeindruckt sein.“
    Ihr Lächeln war ansteckend und berührte sein Herz auf seltsame Weise. Karim verspürte den Wunsch, es zu erwidern, doch da wandte sie schon den Blick ab und ließ ihn durch das Innere des Zeltes schweifen.
    „Ich hatte gehofft, ein paar Aufnahmen von Ihrem Zelt machen zu dürfen“, gestand sie immer noch lächelnd. „Es ist so eindrucksvoll und dekorativ, und ein Foto davon würde meinem Buch über Moquansaid eine ganz besondere Note verleihen.“
    „Sie arbeiten an einem Buch über Moquansaid?“
    „Ja. Deshalb bin ich bei dem alten Haus gewesen. Professor Sanders hatte mich darauf aufmerksam gemacht und mir auch von anderen interessanten Orten erzählt. Bevor wir unser Camp am Ende des Sommers abbrechen und nach Hause fliegen, möchte ich noch einige Gebäude in der Hauptstadt fotografieren. Die Mosaiken sind wunderschön. Besonders haben mir die Arabesken gefallen, die so typisch für die arabische Architektur sind. Als wir durch Soluddai fuhren, fielen mir auch die vielen Dattelpalmen auf. Für jemanden aus Seattle ist das alles sehr exotisch.“
    „Ah, dorther kommen Sie.“
    „Ja. Unsere Gegend ist das genaue Gegenteil zu Ihrer Wüste, denn es regnet ziemlich viel.“
    „Ich habe schon gehört, dass der pazifische Nordwesten viele Niederschläge haben soll.“
    Lisa setzte sich etwas auf und schaute sich um.
    „Brauchen Sie etwas?“, fragte Karim.
    „Ich müsste mal zur Toilette.“
    „So komfortabel ich es ansonsten habe, die Toilette befindet sich leider draußen und ist ziemlich primitiv.“ Er erhob sich. „Ich werde Sie hinbringen.“
    „Vielleicht schaffe ich es auch allein.“ Sie schwang die Beine über den Rand des Diwans, verzog dabei jedoch schmerzhaft das Gesicht.
    „Damit würden Sie Ihrem Knöchel nur noch mehr schaden.“ Karim hob sie auf seine Arme und trug sie aus dem Zelt.
    Eine samtschwarze Nacht empfing sie. Das Lampenlicht, das durch die Zeltwände fiel, warf seinen matten Schein auf den Wüstensand. Dahinter lag eine undurchdringliche Finsternis. Doch über ihnen funkelten Myriaden von Sternen.
    Lisa hatte ihren Arm um Karims Nacken gelegt. „Ein einmalig schöner Himmel!“, sagte sie mit einem sehnsüchtigen Seufzer. „Zu Hause in Seattle ist es nachts zu hell von den Lichtern der Stadt, da kann man nur wenige Sterne sehen.“
    Inzwischen hatten sie die Toilette erreicht, die an drei Seiten von Zeltplanen umgeben und nach Süden hin offen war. Karim zog sich ein paar Schritte zurück und blickte zum Himmel empor.
    Lisa hatte recht. Das Sternenmeer war ein fantastischer Anblick. Er liebte es, in einer dunklen Nacht wie dieser durch die Wüste zu reiten. Sein Pferd war trittsicher und schnell wie der Wind. Nura hatte für solche nächtlichen Ritte leider nicht viel übrig gehabt. Ihre Welt waren die Clubs und eleganten Restaurants gewesen, während er die Stille und die Einsamkeit der Wüste bevorzugte. Nun hatte er mehr davon, als er sich jemals wünschen konnte.
    „Ich bin fertig.“ Es war Lisa unangenehm, auf Karim angewiesen zu sein, aber sie musste sich vernünftig verhalten und sich helfen zu lassen. Allein bei den paar Schritten zum Toilettensitz hatte es in ihrem Knöchel wieder schmerzhaft zu pochen begonnen.
    Karim trat aus dem Dunkel und hob sie auf seine Arme. Lisa war noch nie zuvor von einem Mann getragen worden und fand es sehr romantisch. Unwillkürlich musste sie an eine Szene aus dem Film Vom Winde verweht denken, in der Rhett Butler das Gleiche mit Scarlett O’Hara getan hatte.
    Aber die beiden waren ein Liebespaar gewesen. Karim dagegen half ihr nur, weil sie einen verletzten Fuß hatte. Versonnen schloss Lisa die Augen und ließ ihrer Fantasie freien Lauf. Wenn er sie nun zum Diwan zurücktrug und sich neben sie legte, um eine Liebesnacht mit ihr zu verbringen? Wenn er sie in die Arme nahm, sie küsste und liebkoste?
    Erschrocken riss sie die Augen auf. Es war einfach verrückt, sich solchen Träumereien hinzugeben!
    Ihr praktisches Denken gewann wieder die Oberhand. Dieser Mann war ein Einheimischer. Sie sollte lieber versuchen, all das über Moquansaid von ihm zu erfahren, was sie für ihr Buch benötigte. Eine Chance wie diese würde sich nicht so schnell wieder ergeben.
    „Hätten Sie Lust, mir ein wenig über Ihr Land zu erzählen?“, fragte sie, als
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