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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste
Autoren: Barbara McMahon
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vor. „Er ist hier, um sich Ihren Knöchel anzusehen. Da er kein Englisch spricht, werde ich den Dolmetscher spielen.“
    Sorgfältig untersuchte der Arzt ihren Fuß. Dabei stellte er ihr durch Karim einige Fragen und nickte zu ihren Antworten, als hätte er nichts anderes erwartet. Zum Schluss legte er ihr einen kühlenden Verband an, wobei er Karim etwas zu erklären schien.
    „Was hat er gesagt?“, wollte Lisa wissen, als der Arzt fertig war.
    „Es ist nur eine Verstauchung, keine Fraktur. Dr. al Biminan wird Ihnen ein Schmerzmittel verschreiben. Zwei Tage lang sollten Sie mit dem Fuß nicht auftreten.“
    „Darf ich ins Camp zurückkehren?“
    „Bald. Die nächsten zwei Tage werden Sie erst einmal hier bleiben. Der Arzt will dann noch einmal herkommen und Sie nachuntersuchen.“
    „Ich kann doch nicht einfach hier bleiben!“, protestierte Lisa.
    „Natürlich können Sie das“, versicherte Karim. „Dies ist meine Privatresidenz, und ich bitte Sie, mein Gast zu sein.“

3. KAPITEL
    Genüsslich räkelte Lisa sich in der riesigen Wanne. Zum ersten Mal seit zwei Tagen fühlte sie sich wieder sauber. Scheich Karim al Shaldor hatte ihr versichert, dass ihre Anwesenheit keine Umstände machte, und so war sie dankbar für seine Gastfreundschaft.
    Jeder Raum in der Villa, den sie bisher gesehen hatte, strahlte Luxus und Reichtum aus. Die Einrichtung des Gästezimmers musste ein Vermögen wert sein, und das Bad war fast so groß wie ihr gesamtes Apartment in Seattle. Lisa hob den verstauchten Fuß und betrachtete ihren noch immer geschwollenen Knöchel. Bevor sie in die Wanne gestiegen war, hatte sie den Verband abgenommen, doch nach dem Bad musste sie ihn wieder anlegen.
    Karim hatte Maliq, eine der Dienerinnen gebeten, in der Nähe zu bleiben, falls Lisa etwas brauchte. Im Moment war sie jedoch allein, und sie genoss jede Minute. In zwei Tagen würde sie wieder in ihrem Camp bei der Ausgrabungsstätte sein, wo die Duschen rationiert waren und sie nirgends eine Privatsphäre hatte, außer in ihrem Zelt.
    Sie trocknete sich ab und wickelte eines der großen Frotteehandtücher um sich. Es widerstrebte ihr, die Sachen anzuziehen, die sie jetzt seit zwei Tagen am Leib trug, doch sie hatte nichts anderes dabei.
    Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufblicken. „Ja, bitte?“
    Es war Maliq, die in den Raum trat. „Miss? Seine Hoheit lässt Ihnen dies hier schicken.“ Sie hielt ein hellblau geblümtes Kleid hoch und Unterwäsche, die sich noch in der Verpackung befand. „Ihre eigenen Kleider werde ich waschen und sie Ihnen später zurückbringen. Brauchen Sie Hilfe?“
    „Danke, ich komme zurecht.“ Lisa fragte sich, wo die Sachen herkamen. Hielt Karim stets Kleidungsstücke für unerwartete Besucher bereit?
    Als sie fertig angezogen war und ihr Haar getrocknet hatte, schmerzte ihr Fuß trotz der Tabletten wieder heftig. Mühsam humpelte sie zur Tür und öffnete sie. Diensteifrig sprang Maliq, die im angrenzenden Zimmer wartete, von einem Sessel auf. „Ich habe einen Rollstuhl für Sie“, erklärte sie lächelnd. „Seine Hoheit erwartet Sie zum Lunch. Ich werde Sie hinbringen.“
    Dankbar sank Lisa in den Rollstuhl. „Ihr Englisch ist sehr gut. Wird es hier an den Schulen gelehrt?“
    Das Dienstmädchen schob den Rollstuhl einen langen Korridor hinunter. „Ja, Englisch ist ein Unterrichtsfach. Aber darüber hinaus habe ich Seine Hoheit und dessen Frau oft begleitet, wenn sie andere Länder bereisten. Ich spreche auch Französisch.“
    „Ich spreche nur Englisch und ein paar Wörter Arabisch“, erwiderte Lisa bedauernd. „Ich könnte Ihnen etwas beibringen, wenn Sie möchten“, erbot Maliq sich.
    „Das wäre prima“, stimmte Lisa erfreut zu.
    Karim hat also eine Frau, dachte sie dann. Natürlich war ein Mann wie er verheiratet. Ob sie Kinder hatten? Einen Moment lang wünschte Lisa sich, ebenfalls jemanden zu haben, der zu ihr gehörte. Leider war ihr bisher noch kein Mann begegnet, der ihre große Liebe hätte werden können.
    Die junge Dienerin brachte sie zu einem weitläufigen Patio, über dem ein Dach aus Weinlaub angenehmen Schatten spendete. Auch hier war Lisa begeistert von der Blütenpracht. In der Mitte des Innenhofs plätscherte munter ein Springbrunnen, eine leichte Brise sorgte für Kühle.
    Beinahe hätte sie den Mann nicht erkannt, der sich von dem gedeckten Tisch am Brunnen erhob. Karim hatte sich ebenfalls frisch gemacht und trug Kakihosen und ein Poloshirt – Kleidung, die seine
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