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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste
Autoren: Barbara McMahon
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Grund, uns zu beeilen.“
    „Oh, und warum das?“
    „Weil ich unsere Flitterwochen im Zelt verbringen möchte – bevor die Gegend überschwemmt ist. Oh, Karim, ich liebe dich so sehr!“
    Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da zog er sie fest in seine Arme und küsste sie.

EPILOG
    Lisa stand am Ufer und blickte hinaus aufs Wasser. Die Sonne strahlte vom wolkenlos blauen Himmel, und eine leichte Brise kräuselte die Oberfläche des Stausees. Er war so groß, dass sie das andere Ufer nicht erkennen konnte. Trotz ihres Bedauerns darüber, dass die alten Ruinen nun für immer verschwunden waren, fand sie die Landschaft mit dem See wunderschön.
    Bald würde hier eine neue Vegetation entstehen. Lisa machte einige Aufnahmen, dann wandte sie sich der Frau aus dem Beduinendorf zu, dem sie gerade einen Besuch abstattete. Ihr Arabisch war zwar noch alles andere als perfekt, doch sie übte fleißig jeden Tag und unterhielt sich mit ihren neuen Angehörigen ausschließlich in dieser Sprache. Sie nahm es mit Humor, wenn sie Fehler machte und alle lachten. Karims Familie hatte sie ins Herz geschlossen, und umgekehrt war es genauso. Lisa hatte ihren Platz in dieser Welt gefunden. Sie war in jeder Hinsicht glücklich.
    „Wie gefällt Ihnen der neue Stausee?“, fragte sie.
    Die Beduinenfrau blickte über das frisch bestellte Feld, auf dem lange Reihen kleiner Pflänzchen zu sehen waren. „Es ist vieles anders geworden, aber wir haben jetzt ein gutes Leben. Unseren Männern fällt es schwerer als uns Frauen, sich umzustellen. Sie liebten es, von einem Ort zum anderen zu ziehen. Nun werden wir sesshaft.“
    Lisa machte auch von den neuen Häusern, die am Ufer des Stausees entstanden waren, eine Aufnahme. Dann holte sie ein gerahmtes Foto aus ihrer Tasche und überreichte es ihrer Gastgeberin. Es zeigte die Frau im Kreise ihrer Kinder. Lisa hatte das Bild bei ihrem ersten Besuch im Nomadenlager gemacht.
    „Das Foto wird in einem Bildband über Moquansaid erscheinen, den ich nächstes Jahr veröffentlichen werde“, erklärte sie. Karim und sie hatten die Aufnahmen für ihr neues Buch gemeinsam ausgewählt. Durch seine Vermittlung war sie auch mit einem Professor der Universität in Soluddai in Kontakt gekommen, von dem sie viele interessante geschichtliche Fakten erfahren hatte. Bei ihrem Verlag war man von ihrem neuen Werk begeistert. Es würde sich nicht nur an die Leser gut verkaufen lassen, sondern auch Universitäten und Schulen als Lehrmaterial dienen.
    Die Nomadenfrau neigte den Kopf und bedankte sich lächelnd. „Ich wünsche Ihnen alles Glück der Welt“, sagte sie mit einer Geste auf Lisas stark gewölbten Leib.
    In vier Wochen würde ihr erstes Kind zur Welt kommen. Lisa lächelte strahlend.
    „Danke. Mein Glück wird mit diesem Baby vollkommen sein.“
    „Was wird vollkommen sein?“, ertönte hinter ihr die geliebte Stimme ihres Mannes. Karim trat neben sie und betrachtete die ordentlichen Pflanzenreihen auf dem Feld.
    „Mein Glück“, erwiderte sie schlicht. Sie wusste, dass es sie ein ganzes gemeinsames Leben lang begleiten würde.
    – ENDE –
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