Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste
Autoren: Barbara McMahon
Vom Netzwerk:
heiß. Die Vorstellung erschien ihr äußerst intim.
    Lisa schlüpfte durch die Öffnung. Am Holzgestell waren Haken angebracht, an denen sie ihr Handtuch und ihre frischen Sachen aufhängte. Sie nahm Shampoo und Seife aus ihrer Tasche und legte sie griffbereit hin. Bevor sie sich auszog, spähte sie kurz nach draußen. Niemand war zu sehen. Trotzdem zögerte sie, ihre Kleidung abzulegen. Doch sie musste sich beeilen, denn es konnte noch jemand anders kommen, der duschen wollte. So zog sie sich rasch aus, stellte sich unter die Dusche und zog an der Schnur.
    Sie genoss es, als das warme Wasser schmeichelnd an ihrem Körper herabfloss. Nach wenigen Augenblicken stellte sie es wieder ab.
    „Schon fertig?“ Karims Stimme klang so nahe, dass Lisa zusammenzuckte. „Nein, ich seife mich ein. Wir müssen sparsam mit dem Wasser umgehen.“
    „Ah, ich verstehe.“
    Ein kleiner Schauer überlief sie. „Du machst mich nervös“, beschwerte sie sich.
    „Warum das?“
    Lisa kaute auf ihrer Unterlippe. Rasch spülte sie den Seifenschaum ab. „Ich … ich bin es nicht gewöhnt, beim Duschen Gesellschaft zu haben.“
    Sie hörte, wie er leise lachte. Unwillkürlich zog sie einen Schmollmund. „Mach einen Spaziergang“, rief sie.
    „In Ordnung, aber ich bleibe in der Nähe.“
    Lisa lauschte nach draußen, konnte jedoch nicht sagen, ob er noch da war oder nicht.
    Hastig beendete sie ihre Dusche und trocknete sich ab. Die frischen Shorts und das T-Shirt fühlten sich wundervoll an. Sie bürstete ihr Haar, das in der warmen Luft rasch trocknen würde.
    Dann nahm sie ihre Tasche an sich und trat aus der Kabine. Draußen war niemand zu sehen. Karim musste zum Camp zurückgekehrt sein. Auch als sie zu ihrem Zelt ging, konnte sie ihn nirgendwo entdecken.
    Karim hatte sich in die Schatten zurückgezogen und beobachtete Lisa, wie sie ins Camp zurückging. Was sollte er nun tun? Statt einen ganzen weiteren Monat würde sie nur noch wenige Tage in seiner Nähe sein. Es konnte sein, dass sie schon übermorgen nach Hause flog.
    Er wusste, dass sie ihm auch weiterhin den Schlaf rauben würde. Oft lag er nachts lange wach und sah sie im Geist vor sich, wie sie voller Begeisterung altertümliche Funde fotografierte und dabei sorgfältig den richtigen Bildausschnitt wählte, damit der Gegenstand optimal zur Geltung kam.
    Karim kämpfte gegen das Verlangen an, zu ihr zu gehen, ihre Stimme zu hören, sich von ihrem Lachen anstecken zu lassen. Konnte er sich von Nura lösen und sein Herz an eine andere Frau verlieren? Immer wieder landeten seine Gedanken bei dieser Frage.

11. KAPITEL
    Zwei Tage noch, dann stand der Abschied bevor. Lisa würde nach Seattle zurückkehren, Karim in seine leere Villa.
    „Wann ist die beste Jahreszeit, um sich Seattle anzusehen?“, erkundigte er sich.
    Verwundert blickte Lisa auf. Sie saß auf ihrer Liege und kontrollierte, ob das Kulturministerium ihr tatsächlich alle Fotos zurückgegeben hatte. Karim saß am Tisch und schaute ihr dabei zu.
    „Sommer, würde ich sagen. Es regnet viel, aber bei trockenem Wetter ist es herrlich. Hast du vor, zu kommen?“
    „Eventuell.“
    „Dann warte besser nicht bis nächsten Sommer damit, sonst bin ich vielleicht nicht mehr da.“
    Ihre Worte erschreckten ihn. „Welche Pläne hast du?“
    „Das weiß ich noch nicht genau. Mir hat die Arbeit hier großen Spaß gemacht. Ich würde mich gern bei weiteren Expeditionen bewerben. Professor Sanders meint, er könne Grabungen in der Nähe von Damaskus genehmigt bekommen. Oder ich bewerbe mich bei Projekten in Mexiko. Das feuchtheiße Klima wird mir wahrscheinlich nicht so recht zusagen, aber bestimmt werde ich von den Funden dort ebenso fasziniert sein wie hier.“
    Sie hatte noch ein anderes Leben. Eines, das ihn nicht mit einschloss. Sie würde nicht in ihrem Apartment sitzen und auf ihn warten. Karim stand auf und lief unruhig im Zelt auf und ab.
    Lisa hob den Kopf. „Was ist los?“
    „Nichts.“
    „Ich bin gleich fertig.“
    Wie wird es sein, wenn sie nicht mehr da ist? fragte er sich mit einem schmerzhaften Ziehen im Herzen. Doch daran mochte er jetzt nicht denken. Lieber wollte er zusehen, dass er noch vor dem nächsten Sommer nach Seattle fliegen konnte.
    „Was hältst du von diesem hier?“ Lisa zeigte auf eine Aufnahme von der Statue im Park von Soluddai.
    Angestrengt konzentrierte er sich auf das Foto und die Beantwortung ihrer Frage. Aber plötzlich wurde er nur von dem einen Gedanken beherrscht: Wie konnte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher