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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste
Autoren: Barbara McMahon
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hergeschafft?“
    „Einiges wurde auf Kamelen transportiert“, antwortete er lächelnd.
    Lisa stellte sich eine Karawane wie zu alten Zeiten vor – eine lange Reihe von schwer beladenen Kamelen, die mit stoischem Gleichmut durch den Sand stapften.
    „Der Rest kam per Lastwagen“, fügte er hinzu, und Lisa war wieder ernüchtert.
    „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein paar Aufnahmen mache?“, fragte sie vorsichtig.
    „Allerdings“, lautete seine unmissverständliche Antwort.
    Enttäuscht ließ sie die Kamera sinken. Ein Foto von dem eindrucksvollen Inneren des Zeltes wäre ein echtes Highlight für ihr Buch gewesen.
    Er musterte sie einen Augenblick lang. „Es überrascht mich, dass Sie nicht versuchen, mich trotzdem zu überreden.“
    Verwundert schaute sie ihn an. „Hätte das denn einen Zweck, hartnäckig zu sein?“
    „Nein.“ Karim stand auf und ging zu einem kleinen Schrank aus dunklem Holz, dessen Türen mit kunstvollen Schnitzereien versehen waren. Er öffnete ihn und holte eine Flasche Wasser heraus, die er Lisa anbot.
    „Vielen Dank.“ Nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hatte, versuchte sie eine Position zu finden, die ihr keine Schmerzen bereitete, doch schon die geringste Bewegung tat ihr weh.
    „Lassen Sie mich sehen“, sagte er und kam zu ihr herüber.
    Er löste die Bandage, was den Schmerz merklich linderte. „Eis wäre das Beste für Ihren Fuß, aber ich habe keins da. Ich kann höchstens etwas Wasser aus dem Brunnen pumpen. Vielleicht hilft es, wenn Sie den Fuß darin baden.“
    Er verließ das Zelt und war wenig später mit einem Eimer Wasser zurück.
    Es war so kalt, dass Lisa scharf die Luft einzog, als sie ihren Fuß hineintauchte. Innerhalb von Sekunden wurden ihre Zehen taub.
    „Das ist alles, was ich im Moment für Sie tun kann. Morgen wird ein Arzt kommen und sich Ihren Knöchel ansehen.“ Karim nahm ein Kissen und legte es neben sie. „Kühlen Sie die Schwellung noch eine Weile und lagern Sie anschließend das Bein hoch.“
    Lisa suchte nach einem neuen Gesprächsthema. „Was machen Sie eigentlich beruflich, dass Sie hier draußen leben und nicht in der Stadt?“
    „Ich arbeite an einem Bauvorhaben“, erklärte er. „Dem Staudamm, der in der Assori-Schlucht errichtet werden soll.“
    „Die liegt nicht weit von unserer Ausgrabungsstätte entfernt.“
    „Was auch der Grund dafür ist, dass das Projekt im Moment auf Eis liegt. Ich musste die nächste Konstruktionsphase aufschieben, bis die Archäologen alles dokumentiert und ihre Arbeit beendet haben.“
    „Ein Staudamm würde alle historischen Stätten, die dahinter liegen, für immer begraben“, wandte Lisa ein.
    „Aus genau diesem Grund wurden die Grabungen gestattet, selbst einem ausländischen Team, denn Eile war geboten. Uns standen zu diesem Zeitpunkt keine eigenen Experten zur Verfügung. Sobald die amerikanischen Archäologen unserem Kulturministerium alle Funde und wichtigen Informationen übergeben haben, werden wir mit dem Dammbau weitermachen.“
    „Und das Landschaftsbild für alle Zeiten verändern. Macht es Ihnen denn nichts aus, eine wichtige historische Stätte zu zerstören? Was ist, wenn die Einwohner von Moquansaid das Land ihrer Vorfahren erkunden wollen, das seit Jahrtausenden unverändert war?“
    „Und was ist mit den Nomaden, für die eine konstante Wasserversorgung von größtem Vorteil wäre?“, hielt er ihr entgegen. „Denken Sie nur an die Kinder, die nicht mehr jedes Jahr Hunderte von Kilometern durch die Wüste marschieren müssten, sondern stattdessen zur Schule gehen und weitaus mehr lernen könnten als ein paar Einzelheiten über einen Bergpass, der seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden ist.“
    Aus diesem Blickwinkel gesehen, konnte Lisa natürlich verstehen, warum ihm der Staudamm so wichtig war. Trotzdem fand sie den Verlust historischen Kulturguts bedauerlich.
    „Haben Sie Hunger?“, unterbrach er ihre Gedanken.
    Sie nickte. Es war bereits später Nachmittag, und sie hatte zum Abendessen wieder zurück sein wollen. „Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.“
    „Und da vermutlich nur Toast und Kaffee.“ Er ging zum Schrank und nahm Früchte und Käse heraus.
    „Nein, es war sogar ein ziemlich üppiges Frühstück, weil ich wusste, dass es den ganzen Tag reichen musste“, erklärte Lisa. Niemals hätte sie es sich träumen lassen, dass sie das Abendessen mit einem Fremden in einem Luxuszelt in der Wüste einnehmen würde.
    Karim zerteilte
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