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Lloyd, Sienna

Lloyd, Sienna

Titel: Lloyd, Sienna
Autoren: 04 Verführt von einem Vampir
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rammen.
Du weißt vielleicht, wie sehr mich ihr Verschwinden aus der Bahn geworfen hat. Ich bin jede Nacht mit dem Auto durch die Stadt gefahren und habe gehofft, sie zu finden. Zwischen uns war nicht alles nur eitel Sonnenschein, doch ihr Verschwinden hat mir eine Sache klar gemacht: Sie war meine Gefährtin, meine Vertraute, meine Mätresse …
    Ich mache eine Pause, um mich wieder zu fassen. Um Gabriel zu verstehen, muss ich seine Vergangenheit kennen. Ich trinke mein Glas Wasser aus und konzentriere mich wieder auf seine gestochen schöne Schrift, die Schrift aus einer anderen Zeit.
    … Das Gefühl, nicht zu wissen, ob ich sie jemals wiedersehen werde, war für mich unerträglich. Ich habe viel getrunken, viel geweint und gebetet. Man hat von mir verlangt, sie zu vergessen, sie loszulassen, doch dann sah ich immer wieder ihr verlassenes Auto am Straßenrand, ihre durchwühlten Sachen, und unzählige Szenarien, eines scheußlicher als das andere, drängten sich in meinem Kopf. Dann kam jener folgenschwere Abend, an dem ich sie suchte und auf dich stieß; der Himmel hat dich mir geschickt und ich habe wieder daran geglaubt, dass alles möglich ist.
Dies stand auf den herausgerissenen Seiten des Tagebuches, das ich dir gegeben habe. Auf diesen Seiten habe ich erzählt, warum ich an jenem Abend in der Zone der M war.
Als du mir erzählt hast, was Rebecca getan hatte, wusste ich sofort, dass du die Wahrheit sagst. Es war das einzige Szenario, an das ich nicht gedacht hatte.
Ich fühle mich verraten, von dieser Frau, meiner Frau, gedemütigt. Wer ist grausam genug, so etwas fertigzubringen? Trotz alledem steckt in dieser enttäuschenden Geschichte auch etwas, das mich tröstet, nämlich, dass ich es durch niemanden lieber erfahren hätte als durch dich.
Verzeihe mir bitte, ich konzentriere mich zu sehr auf Unwichtiges, ich sollte sie aus meinen Gedanken verbannen und vergessen. Es scheint wichtig, zu verzeihen, doch ich kann es nicht. Meine Héloïse, du fehlst mir unglaublich, doch ich darf dich nicht aufhalten. Eine wunderbare Zukunft steht dir offen. Mit nur einem Buch kannst du unsere Welt verändern.
Ich kann dir nicht sagen, wann wir einander wiedersehen werden, ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt möglich ist. Hättest du mehr Zeit, wäre alles ganz anders. Ich liebe dich, doch ich muss mich um vieles kümmern. Bitte denke immer daran, dass du das Allerbeste bist, das mir jemals passiert ist …
    Auf ewig,
    Gabriel.
    P.S.:
    Dein Körper, dein Körper, mein Körper, dein Körper.
    Ich konnte nicht aufhören, Gabriels Collier zu berühren. Erschöpft schlafe ich ein.

2. Wiedersehen
    Ich höre, wie Magda aus vollem Halse meinen Namen ruft. Natürlich könnte ich mich taub stellen und mich unter der dicken Decke verstecken, doch ich muss mit Magdas Beharrlichkeit rechnen; wenn sie mich aus dem Bett bekommen will, wird sie es auch schaffen. Ich stehe auf, streiche meine Haare glatt, strecke mich genüsslich wie eine Katze und ziehe den königsblau-goldenen Morgenmantel und die japanischen Pantoffeln an, die mir die liebenswerte Hausdame zu Weihnachten geschenkt hat.
    „Ich komme, Magda!“
    Die kleine, aber resolute Frau ist wieder still und ich kann in Frieden richtig wach werden. Ich spreche am Morgen nicht gerne. Ich bin dann gerne in einer Art Blase, sammle die Gedanken, die mir mein Unterbewusstsein in Form von Träumen nähergebracht hat, und schreibe. Doch an diesem Morgen kann ich nicht allzu viel sagen. Ich habe beschlossen, hier zu bleiben, bis sich beruflich einiges geklärt hat. Gestern war der 1. Januar, und Sol, Magda und ich haben es uns im Kinosaal gemütlich gemacht, um den besten „Liebesklassiker“ anzusehen.
    Magda zeigte uns
Ist das Leben nicht schön?
von Frank Capra, ein perfekter Ansporn, um positiv zu denken. Danach sahen wir uns Solveigs Film an; ich hatte eine kitschige romantische Komödie erwartet, doch sie zeigte uns
Vergiss mein nicht!
von Michel Gondry. – Ein poetischer, romantischer und verrückter Film über Liebesgeschichten, die wir niemals aus unserem Gedächtnis löschen können. Da ich danach an der Reihe war und diesen Film um jeden Preis wieder einmal sehen wollte, wählte ich
William Shakespeares Romeo + Julia
von Baz Luhrmann, denn meiner Meinung nach wird es niemals eine schönere Liebesgeschichte geben als die zwischen Romeo und Julia.
    Gestern hatte ich also genug Zeit, um über die Liebe und das Leben nachzudenken, und es ging mir richtig gut dabei, nach den
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