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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen
Autoren: Bethany Maines
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haben. So auch jetzt.
    Wieder schaute sie auf die Uhr und ließ ihren Blick durch die Halle schweifen: noch immer niemand. Nikki fing an zu schwitzen.
    Eine weitere unerträglich lange Minute verging, dann kam durch die Glastür ihr gegenüber ein älterer Herr in Khakihemd und dunkelblauer Hose. Er war groß, wirkte sportlich und schaffte es, sogar in zerknittertem Hemd vornehm auszusehen. Neben Nikki blieb er stehen, stützte einen Fuß auf die Bank und nahm das aufgestellte Bein als Schreibunterlage für einen Notizblock. Mit über dem linierten Blatt erhobenem Stift hielt er inne, drehte seine linke
Hand um und las etwas, das auf die Handfläche gekritzelt war. Von ihrem Platz aus konnte Nikki sehen, dass es »Nikki Lanier« war.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Nikki.
    »Einen Moment«, erwiderte der Mann ohne aufzusehen. »Ich will mich hier nicht verschreiben.«
    »Erst das i, dann das e«, verbesserte Nikki.
    »Danke«, sagte er und hielt das Schild dann auf Armeslänge von sich weg, um das Ergebnis zu begutachten. »So«, meinte er, klemmte sich den Block unter den Arm und setzte die Kappe auf den Stift. »Was kann ich für Sie tun, junge Dame?« Nikki lächelte. Sie mochte den Mann. Er erinnerte sie an einen zerstreuten Professor.
    »Ich glaube, ich bin die, die Sie suchen.«
    »Wirklich?«, fragte der Mann sichtlich überrascht. Wieder sah er auf seiner Hand nach. »Sie sind Nikki Lanier?«
    »Ja«, sagte Nikki lächelnd. »Die bin ich.«
    »Oh«, sagte der Mann und holte den Block mit ihrem Namen darauf hervor. »Na, dann dürfte ich das wohl nicht mehr brauchen.« Er schien ein bisschen enttäuscht.
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Nun denn«, meinte er achselzuckend. »Wollen wir Ihr Gepäck holen?« Er sah sich um, als erwarte er, dass ihre Koffer aus dem Nichts erscheinen würden.
    »Das ist schon alles«, sagte Nikki, nahm ihren Rucksack und stand auf.
    »Ach je«, sagte der Mann. »Sind Sie sicher, dass Sie bei Carrie Mae anfangen wollen?«
    »Schon«, meinte Nikki. »Obwohl ich noch nie irgendwas verkauft habe.«
    »Da machen Sie sich mal keine Sorge«, sagte er freundlich. »Manche Leute sind eben nicht für den Verkauf geschaffen.«
Als er lächelte, fiel Nikki ein Stein vom Herzen. Es stimmte - sie war nicht für den Verkauf geschaffen. So einfach war das.
    »Dann also hier entlang«, sagte der Mann und ging zurück zu der Tür, durch die er gekommen war.
    Nikki folgte ihm hinaus in den blendenden kalifornischen Sonnenschein und hinüber zum Parkhaus. Sein Wagen war ein großer, schwarz glänzender Mercedes und tadellos in Schuss - ein richtiges Alpha-Auto. Nikki betrachtete ihren Begleiter verstohlen. Seine schlaksige, fast noch jungenhafte Gestalt bildete einen interessanten Gegensatz zu seinem weißen Haarschopf und der selbstbewussten Ausstrahlung. Mittlerweile war sie sich ziemlich sicher, dass er nicht der Chauffeur war.
    »Schieben Sie die Golfschläger einfach zur Seite und werfen Sie Ihren Rucksack rein«, sagte der Mann und ließ den Kofferraum aufspringen. »Deshalb bin ich auch ein bisschen spät dran«, fuhr er fort, als er die Türen entriegelte. »Ich musste mit den Jungs noch ein paar Löcher fertig spielen, und es wollte einfach kein Ende nehmen.« Nikki schob die Schläger zur Seite, verstaute ihren Rucksack und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    »So«, sagte der Mann, als sie die Tür hinter sich zuzog. »Jetzt weiß ich zwar, wie Sie heißen, aber Sie haben wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung, wer ich bin.«
    »Ja, stimmt eigentlich«, gab Nikki zu.
    »John Merrivel«, stellte er sich vor und gab ihr die Hand. »Und Sie sollten ein bisschen vorsichtiger sein, und nicht einfach mit Fremden mitgehen.« Nikki seufzte leise. Er hatte natürlich Recht, und sie hatte sich nach ihrem Gespräch mit Mrs Merrivel auch fest vorgenommen, wachsamer und nicht mehr so vertrauensselig zu sein.

    »Das meinte Mrs Merrivel auch schon. Vielleicht hätte ich besser zuhören sollen.«
    Mr Merrivel lachte. »Manche Dinge wollen geübt werden«, sagte er. »Jetzt wüsste ich aber gern, warum meine Frau auch meint, dass Sie lernen müssten, nicht mit Fremden mitzugehen.« Gespannt sah er sie an.
    »Ach, da war diese Geschichte in Kanada …« Nikki suchte nach Worten, mit denen sich das Fiasko ihres jüngsten Abstechers nach Kanada beschreiben ließe. »Ziemlich dumme Sache«, meinte sie schließlich nur. »Dort habe ich Mrs Merrivel kennengelernt.«
    »Aha«, sagte Mr Merrivel, als ob das
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