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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen
Autoren: Bethany Maines
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die hinaus zum Parkplatz führte, und warf einen Blick auf die Uhr. Okay, sie war auch ein bisschen früh dran.
    Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und schaltete es wieder
ein. Es arbeitete sich durch das Menü und zeigte drei neue Nachrichten an. Nikki hörte die Mailbox ab und lauschte pflichtschuldigst den drei Nachrichten, die allesamt von ihrer Mutter stammten. In Tacoma regne es, wo habe sie nur die Fernbedienung gelassen, und ob sie immer noch nicht gelandet sei? Nach jeder Nachricht drückte Nikki sofort auf Löschen, klappte das Handy zu und beschloss, keinen einzigen der Anrufe zu erwidern. Was sich erübrigte, als das Telefon klingte. Seufzend ging Nikki ran.
    »Ich dachte, du hättest nur diesen albernen Rucksack mitgenommen.« Nell kam gleich zur Sache.
    »Habe ich auch.« Nikki wusste genau, worauf ihre Mutter hinauswollte.
    »Ich war gerade in deinem Zimmer, und der Schrank ist leer. Wo sind deine ganzen Sachen geblieben?«
    »Mom, das meiste davon habe ich nicht mehr getragen.« Nikki versuchte, Zeit zu schinden. »Da waren noch Klamotten aus der Highschool drin.«
    »Da waren einige sehr gute und teure Kleidungsstücke drin! Was hast du mit denen gemacht?«
    »Zur Kleiderkammer gebracht«, murmelte Nikki.
    »Was?!« Der Aufschrei war so schrill, dass Nikki das Telefon vom Ohr weghielt, während Nell sich in voller Lautstärke weiter empörte. »Diese Sachen habe ich bezahlt! Wie konntest du nur? Es stand dir überhaupt nicht zu …« Nikki hielt das Handy noch ein Stückchen weiter weg, bis die Worte nur noch ein hochfrequentes Rauschen waren. Als die Tonlage sich senkte, hielt sie es wieder ans Ohr.
    »Ich bin wirklich enttäuscht von dir«, sagte Nell.
    »Tut mir leid, Mom«, sagte Nikki und achtete dabei mehr auf die vorbeieilende Menschenmenge als auf das Gespräch. Sie kannte das Drehbuch in- und auswendig.

    »Pfff«, schnaubte Nell, von Nikkis an dieser Stelle üblichen Entschuldigung keineswegs beschwichtigt. »Die Fernbedienung hast du wahrscheinlich auch gleich weggegeben, was?«
    »Nein. Hast du mal unter den Sofakissen nachgeschaut?«
    »Natürlich!«, schnauzte ihre Mutter zurück. »Und im Schubkasten und unter dem Sofa. Ich bin ja vielleicht nicht aufs College gegangen wie gewisse andere Leute, aber blöd bin ich nicht.«
    »Und unter der Zeitung? Manchmal rutscht sie unter die Zeitung.« Die Stichelei mit dem College überhörte Nikki geflissentlich - auf Nells Richterskala der persönlichen Kränkungen ein vergleichsweise geringer Ausschlag. Am anderen Ende der Leitung herrschte plötzlich Schweigen, woraus Nikki schloss, dass ihre Mutter nicht unter die Zeitung geschaut hatte.
    »Wie dumm muss man denn sein, um die Fernbedienung unter die Zeitung zu legen? Ich wüsste nicht, warum sie da sein sollte.«
    »Stimmt, aber manchmal breitet man die Zeitung einfach zufällig darüber aus«, sagte Nikki beschwichtigend. Im Hintergrund hörte sie leises Rascheln, dann ein Klicken und die Titelmelodie von Jeopardy .
    »Und du bist dir ganz sicher, dass du diesen Job machen willst?«, wechselte ihre Mutter das Thema. »Ich dachte, du suchst was auf deinem Gebiet. Um Kosmetik zu verkaufen, hättest du nicht studieren müssen.«
    »Stellen für Linguisten fallen nicht gerade vom Himmel, und ich muss nicht unbedingt Kosmetik verkaufen. Carrie Mae ist ja auch eine Stiftung, die sich in sozialen Projekten engagiert. Das ist eine wirklich gute Chance.«
    »Weißt du überhaupt, was du da machen sollst?«

    »Nein, eigentlich nicht«, gab Nikki zu. »Aber deshalb nehme ich ja an dem Training teil.«
    »Ich finde das ja alles ziemlich komisch. Ich meine, warum gerade du? Warum hat Mrs Merrivel ausgerechnet dir eine Stelle angeboten?« Warum Mrs Merrivel, die Chefin von Carrie Mae, ausgerechnet ihr einen Job angeboten hatte, wusste Nikki ehrlich gesagt auch nicht, aber das würde sie ihrer Mutter ganz bestimmt nicht sagen.
    »Hör zu, ich bin gerade am Flughafen und halte nach meiner Mitfahrgelegenheit Ausschau. Ich muss jetzt auflegen.«
    »Nächstes Mal kannst du ja mich anrufen. Ich sitze hier oben und sorge mich noch zu Tode um dich.« Im Hintergrund hörte man Alex Trebek die Kandidaten vorstellen.
    »Ja, ich rufe dich an. Bye, Mom.«
    »Mach’s gut, meine Kleine.«
    Nikki legte auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Schlimm war, dass Nell ihr nicht nur auf die Nerven ging, sondern es auch bestens verstand, dort Unsicherheit zu säen, wo Nikki meinte, alle Zweifel sorgsam ausgemerzt zu
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