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Lisa

Lisa

Titel: Lisa
Autoren: Thomas Glavinic
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nicht, wann es soweit sein wird, aber sie wird sehen!
    …
    Aber trotzdem, jedes Leben endet mit einer Tragödie.
    …
    Ich war gerade bei Alex. Er schläft. Es hat zu regnen aufgehört, ich musste die Fenster wieder zumachen. Es ist angenehm kühl … aber die Insekten, man kann es nicht offen lassen.
    Hilgert hat es mir nicht am Telefon sagen wollen. Er hat mich angerufen, ich fand es hinterher nett von ihm, dass er sogar einen dieser Wissenschaftler mitgenommen hat. Wir haben uns auf einem Autobahnparkplatz getroffen, nur ein paar Wochen ist es her, aber es fühlt sich an wie ein halbes Jahr.
    Ich weiß noch, ich parke, ich gehe in die Raststation, da sitzen die beiden. Ich sehe Hilgert und weiß gleich, irgendetwas Gewaltiges ist passiert, so sieht der normalerweise nicht aus, dem stehen sonst nicht die Haare zu Berge wie dem Struwwelpeter im Bilderbuch, und wie nach einer Woche Kotzen und Durchfall sieht er gewöhnlich auch nicht aus.
    Ich zünde mir noch eine … Ich habe Herzklopfen, ich muss dauernd schlucken, hört mans? Es ist so, wisst ihr … ich meine, es auszusprechen, das ist noch mal was anderes.
    Zuerst hat es der andere mir erklärt, da habe ich es nicht kapiert. Dann hat es Hilgert auf den Punkt gebracht, und ich sage es euch nun mit genau den Worten, die Hilgert gebraucht hat:
    Die DNA Lisas ist nicht die eines normalen Menschen, der heute lebt. Diese DNA ist die eines Wesens, das über zweihunderttausend Jahre alt ist.
    Ich weiß, wie verrückt sich das anhört, aber ich schwöre, dass die Wissenschaftler sagen, daran ist nicht zu rütteln. Lisa ist eine Spur anders als ihr und ich. Lisa ist … ich weiß nicht. Keine Ahnung. Weiß keiner. Niemand weiß es bis jetzt. Wir wissen nicht, wie sie aussieht, wir wissen nicht, woher sie kommt, wir wissen nicht, warum sie tut, was sie tut. Wir wissen nur, Lisa ist über zweihunderttausend Jahre alt. Das steht fest. Irrtum ausgeschlossen. Jemand da draußen ist zweihunderttausend Jahre alt. Wir nennen sie Lisa.
    …
    Ich würde jetzt so gern zum Mars fliegen.
    …
    Ich höre schon wieder dieses blöde Glöckchengebimmel. Bin gleich zurück.

 
    Über den Autor
     
    Thomas Glavinic
    Thomas Glavinic, 1972 in Graz geboren, lebt in Wien. 1998 erschien sein Debüt Carl Haffners Liebe zum Unentschiedenen. Es folgten Herr Susi (2000), Der Kameramörder (2001) und Wie man leben soll (2004). Bei Hanser erschien 2006 der Roman Die Arbeit der Nacht, der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, und zuletzt Das bin doch ich (2007).
     
    Daten, Fakten, Jahreszahlen
     
    1972 geboren in Graz
    seit 1991 Veröffentlichung von Romanen, Essays, Erzählungen, Hörspielen und Reportagen
    Seine Werke wuden vielfach ausgezeichnet und inzwischen in 12 Sprachen übersetzt.
    Thomas Glavinic lebt in Wien.
     
    Auszeichnungen
     
    2010    Literaturpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft
    2006    Österreichischer Förderungspreis für Literatur
    2002    Friedrich-Glauser-Krimipreis
     
    Lieferbare eBooks von Thomas Glavinic
    Das Leben der Wünsche
    978-3-446-23447-5
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