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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Ein suendiger Engel
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ist
meistens unten im Brass Eagle. Er kommt nur selten her.« Zusätzlich zu ihrer
Übelkeit begann Bonnie nun unter Kopfschmerzen zu leiden. »Das wundert mich
nicht«, antwortete sie und wandte sich zum Gehen. Jetzt wußte sie wenigstens,
warum Genoa all ihren Fragen nach dem Laden ausgewichen war!
    »Ein
hübsches Ding wie Sie könnte im Brass Eagle ein schönes Stück Geld verdienen!«
rief die Verkäuferin ihr nach.
    Die
Ladenglocke bimmelte heftig, als Bonnie die Tür hinter sich zuschlug. Sie war
wütend und fest entschlossen, Forbes Durrant unverzüglich zur Rede zu stellen.
Sie wußte natürlich, daß er die Hüttenwerks- und Grubenarbeiten in Northridge
leitete, denn Josiah McKutchen hatte ihn persönlich für diese Aufgabe
ausgesucht und ausgebildet. Bisher hatte sie auch keinen Grund gehabt, die Wahl
ihres Schwiegervaters in Frage zu stellen. Doch nun, nachdem sie gesehen
hatte, wie Forbes den Laden vernachlässigte, hatte sich ihre Einstellung
geändert.
    Der Brass
Eagle Saloon und Ballroom, ein Gebäude aus hellem Sandstein, stand ganz allein
am Rand von Patch Town. Weiße Marmorstufen führten zum Eingang hinauf, die
oberste Stufe zierte eine wundervolle Einlegearbeit, die einen bronzenen Adler
darstellte. Die großen Fenster im ersten und zweiten Stock waren mit
dunkelblauen Samtportieren verhangen.
    Empört, daß
ein solches Gebäude nur einen Steinwurf entfernt von Armut, Elend und
teerpappengedeckten Hütten errichtet worden war, stürmte Bonnie die Stufen
hinauf, drehte den bronzenen Türknauf und trat unaufgefordert ein. Denn wer
klopft an der Tür eines Saloons schon an?
    Drinnen
fand sie sich in einer Halle wieder, die man nur als > prachtvoll < bezeichnen konnte. Ein kostbarer Aubussonteppich bedeckte den polierten
Parkettboden, an der Treppe in den ersten Stock stand eine wunderschöne
Standuhr aus hellem Kirschbaumholz. Über die Dinge, die dort oben vorgehen
mochten, wollte Bonnie gar nicht erst nachdenken.
    Zu ihrer
Rechten befand sich ein elegant ausgestatteter Saloon mit einer
handgeschnitzten Mahagonitheke und Dutzenden runder, filzbedeckter
Spieltische. Einige sehr gute Gemälde und geschmackvolle Spiegel zierten die
Wände. Links von der Eingangshalle öffnete sich eine Tür in einen Ballsaal, der
jenen, die Bonnie in New York gesehen hatte, um nichts nachstand. Die Plattform
für das Orchester war mit saphirblauem Plüsch bespannt, und die Wände waren mit
Spiegelpaneelen bedeckt, die vom Boden bis zur Zimmerdecke reichten.
    Obwohl
Bonnie diesen überschwenglichen Luxus in unmittelbarer Nähe von Armut und
Elend als sehr empörend empfand, konnte sie nicht umhin, die Eleganz dieses
Hauses zu bewundern. Für einen Moment stellte sie sich vor, in einem jener
Kleider, die sie in New York zurückgelassen hatte, in Elis Armen über das
schimmernde Parkett zu schweben. Wie hinreißend er in seinem schwarzen Frack
aussehen würde ...
    »Im Moment
brauchen wir keine neuen Tänzerinnen«, ließ sich eine weibliche Stimme
vernehmen.
    Überrascht
drehte Bonnie sich um. Hinter ihr stand eine der auffallend gekleideten Frauen,
die sie am Bahnhof gesehen hatte – die Rothaarige, die Webb einen koketten Gruß
zugerufen hatte.
    Bonnie
straffte die Schultern. »Ich bin nicht hier, um mich um eine ... Stellung zu
bewerben. Mein Name ist Mrs. Eli McKutchen. Ich möchte Mr. Durrant sehen – und
zwar unverzüglich!«
    Die
rothaarige Frau, die einen tiefausgeschnittenen Morgenrock aus blauem Satin
trug, der ihr nicht einmal bis an die Knie reichte, machte ein erschrockenes
Gesicht. »Mrs. – mein Gott – Forbes!« Sie trat an den Fuß der Treppe. »Forbes!«
    Ein Mann,
der wie ein Eichhörnchen wirkte und aussah, als müsse er mit dem Wesen verwandt
sein, das im Laden arbeitete, erschien am oberen Geländer. »Psst, Dottie – Mr.
Durrant arbeitet!«
    Dottie
deutete auf Bonnie. »Diese Dame hier ist Mrs. Eli McKutchen. Hast du gehört,
Walter? Mrs. Eh McKutchen.«
    Walter
erblaßte und eilte davon. Einen Augenblick später kehrte er zurück und bat um
die Ehre, Mrs. McKutchen zu Mr. Durrants Büro begleiten zu dürfen.
    Der Engel war also wieder da.
    Forbes
Durrant prüfte sein Aussehen in der spiegelnden Glasplatte des Schreibtisches
und zupfte seine Krawatte zurecht. Sein hellbraunes Haar war tadellos frisiert,
kein Bartstoppel zeigte sich auf seinen glatten Wangen, und seine dunklen Augen
verrieten nichts von dem, was die aufgeschlagenen Bücher vor ihm zeigten. Er
schloß sie rasch und lehnte sich
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