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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck
Autoren: Heinrich Steinfest
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sich.«
    »Das Haus gehört Ihnen«, erklärte Viola Stransky und vollzog eine Armbewegung, als lade sie einen Haufen rotarschiger Paviane zum Essen ein.
    Baby Hübner teilte seine Leute ein und schickte sie in alle Himmelsrichtungen. Gleichzeitig erschien eine Dame von der Gerichtsmedizin. Offensichtlich hatte irgend jemand geglaubt, bei Familie Stransky wäre eine Leiche zu begutachten. Da die Frau Doktor aber schon einmal da war und kein Terminstreß sie plagte, entschied Hübner, sie solle bleiben. Für alle Fälle.
    »Für welchen Fall?« fragte die Dame des Hauses. »Denken Sie, ich habe meinen Mann im Garten verscharrt?«
    »Bei allem Respekt, Frau Stransky, so was kommt schon mal vor. Es ist natürlich nicht das, was ich erwarte. Ich meine nur, eine Ärztin in nächster Nähe kann nicht schaden.«
    Die Ärztin schnaubte verächtlich. Viola Stransky tat es ihr gleich.
    Lilli Steinbeck gab Hübner ein Zeichen. Die beiden wechselten in die Diele, wo Steinbeck fragte, ob es störe, wenn sie sich mit Frau Stransky einmal allein unterhalte.
    »Das wäre sicher sinnvoll«, fand Hübner, der es zu schätzen wußte, daß Steinbeck, die ihm in dieser Sache untergeordnet war, eine Eigenmächtigkeit freundlich ankündigte.
    Lilli Steinbeck ging zurück, hakte sich bei Frau Stransky im Stil einer alten Freundin unter und führte sie nach draußen. Die beiden Frauen traten in ein Licht aus tausend Röhren. Die vom Morgentau noch feuchten Pflanzen dampften wie in einem Geschirrspüler. Auch die Geräusche aus der Stadt hatten etwas Dampfendes, ferne Loks, die sich im Kreis drehten. Auf halber Höhe stand eine Dunstglocke aus toten Luftgeistern. Vögel zwitscherten. Die Zäune knarrten, obwohl sich kein Lüftlein regte.
    Steinbeck zog ihr Gegenüber in einen schattigen, beinahe schwarzen Flecken, den eine dicht stehende Reihe hoher Holunderbüsche warf.
    »Ich will Sie nicht nerven, Frau Stransky«, begann Steinbeck, »aber die Fragerei gehört nun mal dazu. Zumindest anfangs.«
    »Fragen Sie.«
    »Können Sie sich einen vernünftigen Grund denken, warum jemand Ihren Mann betäubt und dann entführt? Und sich auch noch Zeit läßt, eine Forderung zu stellen.«
    »Nein. Keinen vernünftigen Grund.«
    »Und einen unvernünftigen?«
    »Mein Gott«, seufzte Frau Stransky, »da käme alles mögliche in Frage.«
    »Zum Beispiel?«
    »Na, zum Beispiel eine durchgeknallte Studentin meines Mannes.«
    »Ihr Mann ist Zoologe, nicht wahr?«
    »Spezialgebiet: Wasservögel«, äußerte Viola Stransky, wie man äußert: Mission: Impossible.
    »Sie meinen also, das Herz einer angehenden Ornithologin sei im Spiel?«
    »Vielleicht. Das würde wenigstens die Lächerlichkeit eines geworfenen Apfels erklären.«
    »Äpfel sind keine Vögel«, stellte Steinbeck fest.
    »Wäre ja noch schöner, hätte uns das einsame Herz mit einer toten Ente bombardiert.«
    Steinbeck nickte. Und fügte an, daß eine solche Ente dann eine gebratene hätte sein müssen. Freilich wäre auf diese Weise die Wirkung des Betäubungsmittels dahin gewesen. Anders im Falle eines auch roh genießbaren Apfels.
    »Ich frage mich nur«, setzte Steinbeck fort, »wieso Ihr Mann in diesen Apfel gebissen hat. Wenn man bedenkt, daß er ihn aus dem Müll holen mußte.«
    »Aus dem Kompost«, korrigierte Stransky.
    »Von mir aus. Verstehbar ist es in keinem Fall.«
    »Ach, ich weiß nicht …«, überlegte Stransky, erklärte dann aber, daß eine solche Handlung tatsächlich nicht zu ihrem Mann passe. Und auch wenn Georg kaum als Hausmann zu bezeichnen sei, wäre ihm niemals der Fehler unterlaufen, ein kompostierbares Obststück in den falschen Eimer zu befördern.
    »Könnten Sie sich vorstellen …?« Steinbeck zögerte. »Es ist nur eine Frage. Ist es denkbar, daß Ihr Mann selbst es war, der eine seiner Studentinnen ermutigt hat, etwas Derartiges zu tun? Ihn zu betäuben und zu entführen.«
    »Das halte ich für unmöglich. Und zwar nicht, weil ich meine, auch noch hinter den sieben Bergen die Schönste zu sein und jede andere auszustechen. Aber Georg ist nun mal kein Mann für die Liebe. Er ist zufrieden. Mit sich und dem Rest. Nur die Unzufriedenen flüchten stetig in Liebschaften.«
    »Es könnte ihn aber trotzdem einmal gepackt haben. Das kann man nicht ausschließen.«
    »Das kann man ausschließen«, erwiderte Viola Stransky in ruhigem Ton. So ruhig, daß Steinbeck ihr glaubte.
    »Wir werden eine Fangschaltung einrichten«, kündigte Steinbeck an. »Falls sich jemand
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