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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck
Autoren: Heinrich Steinfest
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wollte, daß Steinbeck Griechenland verließ. Nun, sein Wunsch würde jetzt gleich in Erfüllung gehen. Statt dessen also Russisch-Fernost, eine Gegend, die eigentlich niemand kannte und von der man sich vorstellte, daß die Leute dort alle wie Rübezahl aussahen.
    Lilli Steinbeck bat ihre Tochter, in der Zwischenzeit bei Inula zu bleiben und sich um den kleinen Leon zu kümmern.
    »Wie lange wirst du bleiben?« fragte Sarah.
    »Das kann ich nicht sagen. Aber ich werde mich beeilen. Oder die anderen beeilen sich.«
    »Was für andere?«
    »Mach dir keine Gedanken, Schatz. Und wenn ich zurückkomme, höre ich auf mit diesen Sachen. Versprochen. Ich werde mich zur Ruhe setzen.«
    »Bist du sicher? Sagen das nicht alle, bevor es dann zu spät ist?«
    Na, da hatte sie wohl recht. Lilli aber versicherte, auf sich aufzupassen. Sie küßte ihre Tochter, küßte Inula, küßte Leon und hinterließ ein paar Zeilen für Stavros. Zeilen zu hinterlassen wirkte heutzutage, als würde man jemand ein inneres Organ vermachen. Weil so ganz und gar persönlich, auch wenn die Zeilen nichts anderes als die Mitteilung enthielten, sich auf dem Weg nach Russisch-Fernost zu befinden.
    Draußen wartete bereits der Wagen. Darin saß erneut jener bekehrte Journalist, der glücklich auch ohne Peitsche war.
    »Gepäck?« fragte er.
    Lilli zeigte auf ihre Handtasche und bog ihre vollen Lippen zu einem kleinen Boot. Sie stieg ein, und der Fahrer reichte ihr ein Kuvert, darin befanden sich ein Ticket für Moskau und eines für Ochotsk sowie die Unterlagen betreffend den Mann, der als Nummer neun fungierte und hoffentlich noch am Leben war.
    Der Fahrer entließ Lilli vor dem Eingang zum Flughafen. Er winkte ihr und fuhr davon. Lilli begab sich zum Schalter von Aeroflot und erhielt ihre Bordkarte. Dann wechselte sie hinüber zur Eingangskontrolle, wo sie einem der Beamten ihren deutschen Dienstausweis zeigte. Der Mann holte einen anderen, welcher Lilli in der höflichsten Weise begrüßte und sie an der Kontrolle vorbei durch einen Extragang führte. Er wollte weder wissen, was sie in ihrer Tasche hatte, noch, in welcher Funktion sie diese Spezialbehandlung beanspruchte. Er wollte gar nichts wissen. Während er sie mit wellenartigen Handbewegungen geleitete, erzählte er ihr irgendeine kleine Geschichte auf Griechisch, das Lilli ja nicht verstand. Dann verabschiedete er sich und war schneller verschwunden als einer von diesen nervösen Korallenfischen.
    Es soll hier nicht gesagt werden, daß es heutzutage einfach ist, eine Waffe mit an Bord eines Flugzeugs zu nehmen. Natürlich nicht. Es soll ja auch nicht gesagt werden, daß Korallenfische gleichzeitig käuflich, weisungsgebunden und überfordert sind.
    Lilli gelangte in den Bereich der Einkaufsläden, betrat eine Parfümerie und erstand ein rundes, ultramarinblaues Fläschchen, in dem sich ein Parfüm mit dem Namen Dans la Nuit II befand. Sie nahm je eine Fingerspitze voll, die sie hinter ihren Ohrläppchen verrieb. Der Duft beruhigte sie. Darin bestand ihrer Meinung nach sowieso der eigentliche Sinn von Parfüms, das Gemüt zu besänftigen. Eine freundliche Sedierung vorzunehmen. In einer Wolke gefangen zu sein, wie in einem Bett, an das man liebevoll gefesselt wurde. Also gerne gefangen zu sein.
    Kurz darauf erreichte sie ihren Flugsteig. Schon von fern sah sie Kallimachos, welcher zwei Sitze für sich in Anspruch nahm. Die anderen Passagiere hielten Abstand, wie man vor ehrwürdigen oder ansteckenden Dingen Abstand hält. Kallimachos trug wieder seinen grauen Anzug. Seine Ausflugskleidung. Er hatte die Hände, eine auf der anderen, über den Knauf seines Stockes gelegt. Seine Augen waren geschlossen.
    »Ich wette«, sagte Lilli Steinbeck, als sie ihn erreicht hatte, »daß diese Esha-Ness-Leute bereits in Fernost sind.«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Kallimachos. Seine Augen sprangen auf wie die Türchen einer kleinen Startmaschine. Klick, klick!
    Ja, das war wohl richtig. Esha Ness hatte einen Vorsprung. Und vielleicht war der Mann, um den es ging, längst tot. Andererseits schien das raffinierte Wesen von Vorsprüngen darin zu bestehen, an viel zu früh gepflücktes Obst zu erinnern. Steinfest und sauer.
    Lilli Steinbeck hatte ein gutes Gefühl.

Epilog
    Zwei Jahre später
    Lilli Steinbeck kehrt aus Russisch-Fernost zurück, wo man sie zusammen mit Kallimachos in einem kleinen, entlegenen Dorf festgehalten hatte. Kallimachos bleibt dort. Er wird so eine Art Bürgermeister. Die Leute sehen
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