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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck
Autoren: Heinrich Steinfest
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Das sei so eine fixe Idee von ihr. Allerdings habe sie wenig Lust, sich anzubiedern, um überhaupt erst einmal in die richtigen Kreise zu gelangen. Das sei ihr zu langwierig und zu blödsinnig.
    »Ah, ich verstehe«, sagte Zoe.
    »Ich verlange nicht, daß Sie mich verkuppeln.«
    »Ich sagte, ich verstehe«, wiederholte Zoe. Wahrscheinlich verstand sie wirklich. Und setzte fort: »Wenn ich Ihnen verspreche, das für Sie in die Hand zu nehmen, werden Sie uns dann helfen, Nummer neun sicher in seinen Stall zurückzubringen?«
    »Das wäre dann ja wohl der Deal. Wobei eines klar sein muß: keine Erfolgsgarantie. Und nach Nummer neun, wie Sie das nennen, ist Schluß. Für mich wird es eine zehnte Runde nicht geben.«
    »Darauf können wir uns einigen. Sie und Herr Kallimachos…«
    »Moment«, unterbrach Lilli. »Ich möchte vorher noch etwas geklärt haben.« Sie richtete sich an den Detektiv und fragte ihn geradeheraus, was die üppig gerahmten Fotos in seinem Hinterzimmer zu bedeuten hätten.
    »Das sieht man doch, oder?« meinte Kallimachos ruhig. »Es ist eine Sammlung.«
    »Warum sammeln Sie so was?« Lilli zog die zwei Abbildungen aus der Tasche, die sie aus Kallimachos’ Wohnung mitgenommen hatte. Das eine Bild, auf dem sie selbst und der Batmanmann zu sehen waren. Das andere mit Kallimachos und seinen hilflosen Folterern. Lilli tippte auf das Batmanfoto: »Wieso dieses hier? Woher haben Sie es?«
    »Man kann solche Dinge kaufen. Sie wissen ja, daß das Hotelzimmer verwanzt war. Auch mit Kameras. Das Foto stammt von der Polizei. Ich sage nicht, daß die Polizei solche Bilder verkauft. Aber es gibt nun mal undichte Stellen, wie überall.«
    »Und es gibt Leute, die sich an solchen Bildern aufgeilen. Erst recht, wenn sie nicht gestellt sind.«
    »Die gibt es«, bestätigte Kallimachos. »Das ist wahrlich kein Scherz.«
    »Und Sie?«
    »Denken Sie«, fragte der Mann, dem die Dinge auswichen, »irgendeine Geilheit könnte in mir wüten?«
    »Kann man das wissen, was in jemand wütet?«
    »Diese Fotos sind Teil meiner Wissenschaft. Ich erforsche die Folter. Ich studiere sie, versuche, ihr Wesen zu erkennen. Ihren Ursprung. Alles hat einen Ursprung, einen Kern.«
    »Und? Irgendein Resultat? Eine Zahl? Eine Formel? Ein Chromosom? Spiegelneuronen? Etwas, das man entfernen kann? Wenn man es entfernen kann, sagen Sie es mir, ich schneide es diesen Typen eigenhändig aus ihren Köpfen.«
    Lilli sprach laut, lauter, als das ihre Art war. Sie dachte an die Bilder, die sie gesehen hatte. An Menschen ohne Gesichter.
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Kallimachos. Das war keine bloße Phrase. Das wurde Lilli jetzt klar. Niemand verstand sie so gut wie dieser dicke Mann, der alles gesehen hatte, was man sehen konnte. Er sagte: »Wenn ich meine, es gibt einen Ursprung, meine ich nicht, es gibt auch eine Chance auf Heilung. Da ist auch nichts, was man herausschneiden könnte. Es gibt nur den Widerstand der Opfer. Aber das wissen Sie ja selbst ganz gut. Das Leben ist eine Frage der Waffen, von mir aus auch der psychologischen, von mir aus sogar der Magie.«
    »Dafür sind Sie ja selbst der beste Beweis, für die Magie«, meinte Lilli.
    »Man nimmt, was man bekommt«, erklärte Kallimachos. »Wenn man kämpft, braucht man ein Schwert. Wenn das Schwert unsichtbar ist, ist es halt unsichtbar.«
    Lilli aber verstand noch immer nicht, weshalb diese Bilder anstatt in Schränke gesperrt in Goldrahmen präsentiert seien. Wie in einer Galerie.
    »Es ist eine Galerie«, sagte Kallimachos.
    »Soll ich das als Antwort nehmen?« fragte Lilli.
    »Das müssen Sie. – Aber noch etwas: Als ich diese Bilder zu sammeln begann, habe ich sie tatsächlich verborgen gehalten. Wie man ein Gift verbirgt oder einen tödlichen Virus. Aber das war ganz der falsche Weg. Solche Bilder kann man nicht wegsperren. Wenn ich schlief, fielen sie in meinen Kopf ein. Eine Hölle. Ich wollte nicht mehr schlafen. Aber der Schlaf kommt natürlich, wann es ihm paßt. Ich mußte etwas unternehmen. Und habe begonnen, die Bilder in Rahmen zu bannen. Sie in Ornamente einzuschließen. Erst seitdem diese Fotografien so hängen, wie sie hängen, geschmückt gleich alten Gemälden, lassen sie mich in meinen Träumen in Frieden. Es ist ein komisches kleines Geschäft, das ich da abgeschlossen habe. Mit dem Teufel, mit Gott, ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht mit Herrn Suez«, sagte Lilli.
    »Ja, ein wunderlicher Mann«, meinte Kallimachos. »Aber ein guter Fotograf. Und ein
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