Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
Katze helfen könnte. Als sie dabei den Kopf nach oben wandte, erstarrte sie. Direkt über ihr, keine zwei Meter von ihr entfernt, blickten sie zwei große braune Augen an. Lillis Herz setzte einen Schlag lang aus. Da saß ein Affe im Baum! Ein Schimpanse! Er war zum Greifen nahe. Lilli starrte fassungslos in sein Gesicht. Irgendetwas an seinem Anblick rührte sie zutiefst. Es waren seine Augen. In seinen Augen erkannte sie tiefe Traurigkeit. Lilli bekam eine Gänsehaut. Dieser Schimpanse hatte viel Schlimmes erlebt, das war für sie deutlich zu sehen.
    Noch bevor sie etwas sagen konnte, hangelte er sich mit seinen starken Armen von einem Ast zum anderen und entfernte sich zusehends von ihr.
    »Was …«, begann Jesahja, aber er sprach den Satz nicht zu Ende. Er hatte den Schimpansen offenbar auch entdeckt.
    Mit gewandten Bewegungen flog der Affe geradezu durch das Laubwerk. Da erkannte Lilli, worauf er zusteuerte: Frau von Schmidt!
    »Ach, wie unangenehm«, klagte die Katze. »Ausgerechnet jetzt möchte sich der Baumherr vorstellen! Bitte, Madame, teilen Sie ihm mit, dass ich im Augenblick unpässlich bin.«
    Der Schimpanse verstand natürlich kein Wort. Bevor Lilli etwas sagen konnte, griff er nach der Katze, steckte sie sich unter den Arm, als sei sie ein Stofftier, und hangelte mit dem anderen Arm den Baum hinab.
    »Das ist absolut unangemessen, Sir!«, gellte Frau von Schmidt. »Sir Baumherr! Hören Sie! Ich bin eine Katze! Katzen müssen nicht gerettet werden!«
    Unten angelangt setzte der Schimpanse sie vorsichtig ab, kletterte gleich darauf am Stamm eines anderen Baumes hoch und verschwand in dem dichten Laub. Lilli hörte es rascheln und knacken, und kurz darauf war alles still.
    Verdattert drehte sie sich zu Jesahja um, dem die Überraschung ebenfalls ins Gesicht geschrieben stand. »Ich glaube, ich träume!«, stieß er hervor. Nach einem sprachlosen Moment fragte er: »Ist der Affe aus dem Zoo ausgerissen?«
    »Nein, ich kenne alle Tiere dort und habe ihn noch nie gesehen.« Lilli schüttelte den Kopf. »Es geht ihm sehr schlecht.« Sie blickte Jesahja besorgt an. »Er braucht dringend unsere Hilfe.«

Im Eiscafe’
    Lilli, Jesahja, Frau von Schmidt und Bonsai suchten überall im Park nach dem Schimpansen. In alle Baumwipfel sahen sie hinauf und zwischen zahllose Büsche krabbelten sie, doch der Affe war wie vom Erdboden verschluckt. Lilli war enttäuscht. Wie gern hätte sie mit ihm gesprochen, ihn gefragt, wo er herkam und wie er es schaffte, im Park zu überleben. Aber es schien, als sei er überaus ängstlich und verstört. Anders konnte Lilli es sich nicht erklären, dass er nicht auf ihre Rufe reagierte. Es musste ihn doch neugierig machen, dass sie seine Sprache sprach!
    Schließlich gaben sie die Suche auf und machten sich auf den Weg zum Eiscafé, wo Lillis Vater bereits auf sie wartete. Lilli hatte ein schlechtes Gewissen. Sie waren viel zu spät dran! Doch zum Glück war ihr Vater nicht allein und schien sich keineswegs zu langweilen. Er saß neben Jesahjas Onkel Kornelius an einem Tisch im Freien. Die beiden tranken Eistee und unterhielten sich angeregt. Jesahjas Onkel wohnte zurzeit im Haus der Sturmwagners, dem Nachbarhaus der Susewinds. Er kümmerte sich um seinen Neffen, solange sich Jesahjas Eltern noch auf Geschäftsreise in China befanden. Schon seit Wochen waren sie dort und halfen dabei, ein neues Unternehmen aufzubauen. Zwar vermisste Jesahja seine Eltern sehr, aber er freute sich auch darüber, dass sein Onkel bei ihm wohnte, denn mit Kornelius konnte man viel Spaß haben.
    »Hallo Kinder«, rief Onkel Kornelius fröhlich. Er hatte schwarze, lockige Haare, so wie Jesahja, und viele kleine Lachfältchen um die Augen. »Läuft die Katze schon wieder mit euch rum?«
    Jesahja zuckte mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht. Kornelius wusste nichts von Lillis Fähigkeiten und hatte sich schon öfter über Frau von Schmidts merkwürdige Verbundenheit mit Lilli und vor allem mit Bonsai gewundert. »Vielleicht sollte ich nochmal nachsehen, ob ich die Katze nicht versehentlich mit Hundefutter füttere«, raunte er seinem Neffen verschwörerisch zu, und Jesahja lachte.
    »Setzt euch«, sagte Lillis Vater, und sie nahmen Platz. »Warum seid ihr so spät dran?«
    »Wir …« Lilli hätte ihrem Vater gern von dem Schimpansen und Frau von Schmidts »Rettung« erzählt, aber das ging vor Onkel Kornelius natürlich nicht.
    »Wir sind auf einen Baum geklettert«, kam Jesahja ihr zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher