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Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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sie von Jesahja nicht besonders viel hielt. »Die Behaarung des Mannes im Baum war lobenswert üppig und hörte nicht an gänzlich unpassenden Stellen wieder auf wie bei meinem Hausmännchen.« Wieder ein Blick zu Jesahja.
    »Des Mannes?«, fragte Lilli. »Es war ein Mensch?«
    Frau von Schmidt zögerte. »Nun, es war … ein Baumherr. Also … eine besondere Version von Mensch, würde ich sagen. Schöner. Geschickter. Armstärker.«
    »Das kann kein Mensch gewesen sein«, murmelte Jesahja, der natürlich nur verstand, was Lilli sagte.
    Bonsai mischte sich ein. »Der Haarmann saß da oben und hat runtergeguckt. Jetzt ist er weg.« Für den Hund war die Sache damit erledigt. Ungeduldig machte er sich daran, die Sträucher in der Nähe zu beschnuppern.
    Lilli übersetzte Jesahja, was die Tiere gesagt hatten, und sah ihn fragend an. »Was könnte das gewesen sein? Oder … wer?«
    Jesahja kratzte sich am Hinterkopf. Das tat er immer, wenn er angestrengt nachdachte. Er liebte Rätsel und ungewöhnliche Situationen, in denen er seinen scharfen Verstand einsetzen konnte. Doch zu dem »Baumherrn« fiel offenbar auch ihm keine Erklärung ein. »Das ist eine gute Frage«, murmelte er.
    Lilli zuckte die Achseln. »Wir sollten gehen. Mein Vater wartet auf uns.« Sie zog Jesahja am Ärmel und beide machten sich im Eiltempo auf den Weg zum Eiscafé. Bonsai streunte neben ihnen her und Frau von Schmidt trabte mit hochgereckter Nase an seiner Seite.
    Da hörten sie plötzlich ein lautes Knacken über sich. Lilli fuhr zusammen und blickte nach oben. Da bewegte sich etwas! Sie konnte gerade noch einen dunklen, behaarten Rücken erkennen, bevor er zwischen den Blättern verschwand.
    »Was war das?«, fragte sie atemlos.
    Jesahja sah erstaunt nach oben. »Ein Tier?«
    »Der Haarmann!«, kläffte Bonsai und wedelte mit dem Schwanz. »Haarmann, komm runter!«
    Lilli kam die Sache langsam merkwürdig vor. Ein Tier dieser Größe hatte sie hier im Stadtpark noch nie gesehen. »Lass uns auf den Baum klettern!«
    Jesahja hob verwundert die Augenbrauen. Lilli war eigentlich eher schüchtern und manchmal sogar ein wenig ängstlich. Aber durch die turbulenten Erlebnisse der vergangenen Monate war sie viel mutiger geworden.
    Frau von Schmidts Katzenstimme ertönte. »Hinaufklettern? Nun gut, ich tue Ihnen diesen Gefallen, Madame von Susewind. Wenn Ihnen so viel daran liegt, mit dem Baumherrn ins Gespräch zu kommen, bin ich Ihnen gern behilflich, ihn aufzuspüren.« Sie reckte den Kopf. »Hier sind Gewandtheit und Intelligenz gefragt! Ganz meine Kragenweite!« Damit jagte sie am Stamm des nächstgelegenen Baumes hoch und verschwand im dichten Blätterwald.
    »Schmidti!«, bellte Bonsai. »Warte! Ich will auch mit dem Haarmann spielen!«
    »Du kannst doch nicht klettern, Bonsai«, erinnerte Lilli ihn. »Aber wir gehen rauf, oder?«, fragte sie Jesahja.
    Der grinste. »Klar, klettern wir hoch!« Er schob seine Hände zu einer Räuberleiter zusammen. Lilli trat darauf und Jesahja hievte sie hoch, damit sie den ersten dicken Ast des Baumes erreichen und hinaufklettern konnte. Oben streckte Lilli Jesahja ihre Hand entgegen und half ihm so dabei, ihr zu folgen.
    »Das ist nicht fair!«, beschwerte sich Bonsai, der unten zurückblieb.
    »Du musst aufpassen, dass niemand kommt und uns sieht!«, rief Lilli. »Schlag sofort Alarm, wenn du etwas hörst!«
    »Gebongt!« Bonsai war besänftigt, denn diese Aufgabe war ganz nach seinem Geschmack. Er setzte sich neben den Baum und hielt mit gewichtiger Miene und gespitzten Ohren Wache.
    Lilli und Jesahja kletterten noch einige Äste höher und befanden sich schließlich mitten in der Baumkrone.
    »Ach herrje, das ist mir aber peinlich«, drang die Stimme von Frau von Schmidt zu ihnen. Lilli sah sich suchend um. Die Katze balancierte auf zwei dünnen Zweigen einige Meter neben ihnen und wusste anscheinend nicht mehr, wie sie von dort herunterkommen sollte. Mit gespreizten Pfoten versuchte sie, das Gleichgewicht zu halten, und machte keine besonders damenhafte Figur dabei.
    »Was ist los?«, fragte Jesahja, der ein Stück unter Lilli bäuchlings auf einem Ast lag.
    »Frau von Schmidt sitzt fest!«
    »Bitte posaunen Sie meine Misere nicht derartig herum!«, zeterte die Katze. »Wenn Herr von Bonsai das hört …«
    Doch Bonsai hatte es gehört. Er bellte von unten: »Lilli, hol mich rauf! Ich muss Schmidti retten!«
    Lilli antwortete ihm nicht. Stattdessen schaute sie angestrengt umher und überlegte, wie man der
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