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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Schulleiter: »Der Wettbewerb ist insofern außergewöhnlich, als dass nicht nur Schüler und Schülerinnen aus der Oberstufe daran teilnehmen, sondern auch ein Fünftklässler.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Die Menschen sahen sich erstaunt an und fragten sich, ob sie sich verhört hatten.
    »Er hat sich erst gestern angemeldet und heute den Vortest gemacht«, fuhr Herr Hoppenstedt fort. »Er hat dabei so hervorragend abgeschnitten, dass wir für ihn eine Ausnahme machen.«
    »Wer soll das denn sein?«, hörte Lilli einen Jungen aus Jesahjas Klasse fragen, der nur wenige Meter entfernt stand.
    »Das wirst du gleich sehen«, murmelte Lilli mehr zu sich selbst, doch ihr Vater hörte es.
    »Weißt du irgendetwas darüber?«, fragte er seine Tochter, aber Lilli zog nur ausweichend die Achseln hoch.
    Der Schulleiter verlas die Liste der Teilnehmer, und als Letztes nannte er Jesahjas Namen. Im selben Moment betrat Jesahja die Bühne, und ein erstauntes Raunen ging durchs Publikum. Alle starrten ihn ungläubig an, während er sich langsam auf den für ihn vorgesehenen Stuhl in den Halbkreis der anderen Teilnehmer setzte und dabei unsicher zu den Zuschauern hinunterblickte. Sobald die Schüler vor der Bühne begriffen, dass das kein Scherz sein sollte, schwoll der Lärm schlagartig an.
    »Was macht Jesahja denn da oben bei den Strebern?«, fragte der Junge aus Jesahjas Klasse, und Lilli, die aus Freude über Jesahjas Erscheinen gerade beinahe gejauchzt hätte, sah besorgt zu ihm hinüber. Es war Torben, einer von Jesahjas Freunden.
    »Warte doch erst mal ab«, erwiderte ein anderer Junge neben ihm und schaute gespannt zur Bühne. Doch Torben verschränkte die Arme vor der Brust und schien das Ganze überhaupt nicht witzig zu finden.
    Lillis Vater fragte verwundert: »Ist das nicht unser Nachbarsjunge?«
    Lilli nickte stolz.
    Der Schulleiter bemühte sich derweil, die Menge zur Ruhe zu bringen. Es dauerte eine Weile, bis die überraschten Ausrufe verstummt waren und die Leute im Publikum ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Wettbewerb richteten, der nun begann.
    Herr Hoppenstedt erklärte die Regeln: Er würde einem Schüler nach dem anderen Wissensfragen stellen. Wer zweimal hintereinander keine Antwort wusste, schied aus. Der Schulleiter begann, die Schüler zu befragen. Einige Fragen waren so schwer, dass nicht einmal die Erwachsenen im Publikum sie hätten beantworten können. Auch manche der Schüler auf der Bühne wussten die richtigen Antworten nicht.
    Dann war Jesahja an der Reihe. Der Schulleiter zückte ein neues Fragekärtchen. Die Zuschauer hielten den Atem an. Lilli hielt außerdem die Daumen, und zwar so fest, dass ihre Fingerspitzen weiß wurden. Herr Hoppenstedt wandte sich Jesahja zu und sagte: »Nenne alle Hauptstädte Europas.«
    Jesahja nahm das Mikrofon, das unter den Teilnehmern weitergereicht wurde, und begann, ohne zu zögern: »Deutschland – Berlin, Frankreich – Paris, Italien – Rom, England – London, Schweden – Stockholm …« Und so zählte er nacheinander alle europäischen Länder mit ihren jeweiligen Hauptstädten auf. Er sprach ruhig und langsam und schien nicht ein einziges Mal unsicher zu werden. Als er fertig war, ertönte spontaner Applaus unter den Zuschauern. Jesahja hob überrascht den Kopf. Die Susewinds hatten angefangen zu klatschen, doch einige seiner Klassenkameraden waren sofort eingefallen und applaudierten mit. Jesahja lächelte scheu ins Publikum und erntete dafür noch mehr Beifall.
    Was er allerdings nicht hören konnte, war, wie sein Freund Torben den anderen zuzischte: »Bildet der sich etwa ein, dass uns dieses Rumgeschleime vor dem Direx beeindruckt?« Die Jungs neben Torben zuckten unentschlossen die Achseln – schließlich hatten sie gerade noch geklatscht. Torben erkannte, dass er seine Freunde verunsichert hatte, und fügte gehässig hinzu: »Anscheinend wird Jesahja wirklich langsam größenwahnsinnig. Er will uns wohl zeigen, wie viel besser er ist als wir.«
    O nein, dachte Lilli beklommen. Genau das hatte Jesahja befürchtet.
    In der nächsten Runde schieden die ersten Teilnehmer aus. Sie verließen die Bühne unter wohlwollendem Applaus. Dann richtete der Schulleiter wieder das Wort an Jesahja. Erneut wurde es totenstill im Publikum.
    »Wie heißen die Planeten unseres Sonnensystems, und in welchem Größenverhältnis stehen sie zueinander?«, wollte Herr Hoppenstedt wissen.
    Lillis Vater sog scharf die Luft ein und flüsterte: »Uh, das ist
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