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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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natürlich nicht.
    Der Lehrer fragte: »Wo würdest du denn gern sitzen?«
    Lilli sah sich um und entdeckte einen freien Tisch auf der anderen Seite des Raums, weit weg vom Fenster. »Da«, sagte sie leise und wies auf den Tisch.
    »Da sitzt du dann aber ganz allein«, stellte Herr Gümnich fest, und Lilli wurde klar, dass das unklug war. Aber das Risiko, am Fenster zu sitzen, konnte sie nicht eingehen. Sie nahm an dem freien Tisch Platz und ertrug die Blicke der anderen Schüler. Nachdem sie sich gesetzt hatte, bemerkte sie jedoch, dass ihr Tisch direkt neben einem Hamsterkäfig stand. »O nein!«, entfuhr es ihr. Sofort fragte der Lehrer, ob alles in Ordnung sei. Lilli nickte stumm. Jetzt war es zu spät. Sie konnte sich nicht mehr anders entscheiden und sich neben das Mädchen setzen.
    Der Unterricht wurde fortgesetzt, und Lilli stand nicht länger im Mittelpunkt des Interesses. Langsam sah sie sich im Raum um, und schließlich blieb ihr Blick wieder an dem Hamsterkäfig hängen. Sie hatte schon öfter Aquarien mit Fischen in Klassenzimmern gesehen – und es war jedes Mal die Hölle für sie gewesen, solch einen Raum betreten zu müssen! –, aber ein Hamster?
    Das kleine Tier schlief offensichtlich. Lilli erinnerte sich daran, dass Hamster nachtaktive Tiere waren und tagsüber nur selten aus ihrer Schlafecke herauskamen. Sie hatte noch einmal Glück gehabt. Der kleine Kerl durfte nur nicht aufwachen. Vorsichtig spähte Lilli zum Fenster. Insgesamt drei Topfpflanzen standen auf der Fensterbank. Zwei sahen gut gepflegt und gesund aus. Eine war etwas verkümmert und ließ die Blätter hängen. Aber zwischen Lilli und den Pflanzen lag der ganze Klassenraum. Vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden. Da fiel Lillis Blick auf das Mädchen, neben das sie sich nicht hatte setzen wollen. Sie starrte mit finsterer Miene zu Lilli herüber und schien ihr die ganze Sache äußerst übelzunehmen. Unsicher versuchte Lilli ein Lächeln, aber der böse Gesichtsausdruck des Mädchens verdunkelte sich nur noch. Lilli blieb nichts anderes übrig, als wegzusehen und dem Unterricht zu folgen.
    In der Frühstückspause blieb Lilli allein an ihrem Tisch sitzen und bemühte sich, ihr Pausenbrot herunterzubekommen. Währenddessen beobachtete sie ihre Klassenkameraden aus den Augenwinkeln. Das Mädchen mit der Stupsnase und den Segelohren gehörte offenbar zu einer Clique, die sich jetzt um einen Tisch zusammengerottet hatte und augenscheinlich etwas Wichtiges besprach. Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten ausgiebig. Hin und wieder warf eins der Mädchen Lilli einen abschätzigen Blick zu, der klarmachte, dass es bei der Besprechung um sie ging.
    Dann gingen alle auf den Schulhof hinaus. Lilli setzte sich auf eine abseitsstehende Bank und sah ihren neuen Schulkameraden aus der Ferne zu. Niemand sprach mit ihr. Wahrscheinlich wollte sich niemand mit der Mädchenclique anlegen, die Lilli auf die Liste der uncoolen Leute gesetzt hatte. Na toll, dachte Lilli, ich bin schon nach zwei Stunden bei allen unbeliebt, das ist wirklich Rekord!
    Zuerst bemerkte sie den kleinen Vogel gar nicht, der sich auf der Rücklehne ihrer Bank niedergelassen hatte. Aber dann hüpfte er mit einem Satz auf ihre Schulter. Lilli fuhr zusammen. Rasch verscheuchte sie die Meise und sah sich ängstlich um. Hatte jemand sie beobachtet? Nein, niemand schien es gesehen zu haben. Da kam die Meise schon wieder zurück und setzte sich abwartend auf die Lehne der Bank. Im nächsten Augenblick landete eine zweite Meise neben ihr und sah Lilli mit schief gelegtem Kopf neugierig an.
    »Bitte«, zischte Lilli den beiden zu. »Ihr bringt mich in mordsmäßige Schwierigkeiten!«
    Die Vögel zögerten kurz, schienen zu überlegen, was sie tun sollten, und flogen dann davon.
    »Mit wem redest du da, Susewind?«, fragte plötzlich eine laute Stimme neben ihr. Erschrocken drehte Lilli sich um. Vor ihr standen die Mädchen der Clique, die sich jetzt offenbar entschieden hatten, doch mit ihr zu sprechen. Mit verschränkten Armen und abweisenden Gesichtern hatten sie sich im Halbkreis um die Bank aufgebaut und blickten auf Lilli herab. Die Anführerin war eine große Blonde mit Sommersprossen, die aussah, als würde sie jeden verprügeln, der es wagte, ihr zu widersprechen.
    »Also, mit wem hast du da eben geredet, Susewind?« Bei der erneuten Erwähnung von Lillis Nachnamen fingen einige der Mädchen wieder an zu kichern. »Führst du Selbstgespräche, weil
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