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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Garten.«
    »Quatsch! Das ist unser Garten!«
    Lilli bückte sich, da ihr einige Zweige im Weg waren, und trat verwundert an den Jungen heran. Staunend musterte sie ihn. »Aber wir haben das Haus doch gekauft, und auch den Garten«, erklärte sie ein klein wenig verwirrt.
    »Echt? Ach so. Dann seid ihr wahrscheinlich unsere neuen Nachbarn.«
    »Wohnst du da?«, fragte Lilli und wies durch die Blätter auf ein schönes großes Haus auf der anderen Seite der Büsche. Der Junge nickte und erschien nun schon weniger abweisend. Lilli setzte sich ihm gegenüber auf die Erde.
    »Ich bin Jesahja«, stellte er sich vor.
    »Ich bin Lilli«, antwortete Lilli und lächelte ihn vorsichtig an. Das schien ihm zu gefallen. Er betrachtete sie nun etwas genauer.
    »Du gehst auf meine Schule, oder?«, fragte er. »Ich hab dich heute auf dem Schulhof gesehen.«
    »Oh«, stieß Lilli hervor und senkte den Blick. Es war ihr peinlich, dass er sie so allein und abseits auf der Bank sitzen gesehen hatte. Jetzt wusste er gleich, dass sie eine Außenseiterin war.
    »Ich geh in die 5 b«, fuhr er fort. »Bist du in der vierten?«
    Lilli zog bei dem Gedanken an ihre Klasse eine Grimasse und erwiderte leise: »Ja, 4 b.«
    »Und der Hund da … ist das deiner?«, fragte Jesahja weiter und streckte Bonsai seine Hand zum Beschnüffeln entgegen. Dabei fiel das Buch, das er unter seinem Pulli versteckt hatte, auf die Erde. Lilli erhaschte einen kurzen Blick auf das Titelbild. Oben, wo immer der Name des Schriftstellers steht, las sie flüchtig von Goethe , bevor Jesahja das Buch mit einer hektischen Bewegung wieder unter seinem Pulli verschwinden ließ. Er verschränkte hastig die Arme vor der Brust und sah Lilli entsetzt an. »Bitte …«, stammelte er. »Bitte erzähl das niemandem!«

    Lilli hatte keine Ahnung, was sie nicht erzählen sollte. Sie kannte weder diesen Schriftsteller, noch wusste sie, warum Jesahja deswegen so aufgeregt war.
    »Versprich es mir!«, flehte er eindringlich. »Das darf niemand wissen.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Versprich es einfach!« Sein Blick verriet, wie ernst es ihm war. Lilli verstand nicht, wovor er Angst hatte, aber sie sah keinen Grund, ihm diesen Gefallen nicht zu tun. »Okay«, sagte sie. »Ich verspreche es.« Jesahja lehnte sich erleichtert zurück. Doch dann schien er sich zu fragen, ob er ihr auch trauen konnte. »Du sagst das nicht nur so?«
    »Ich verspreche nie etwas, das ich nicht ernst meine!«, protestierte Lilli. Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass ihn das beeindruckte. Er nickte anerkennend. Lilli aber war verwirrt. Sie war es nicht gewöhnt, dass jemand anderes als sie ein Geheimnis hatte. Und Jesahja hatte offensichtlich eins.
    Jesahja wandte sich wieder Bonsai zu und streichelte ihm über das weiße, puschelige Fell. Der Hund machte es sich bei Jesahja gemütlich und schloss genießerisch die Augen.
    »Sein Fell ist lustig«, sagte Jesahja und wuschelte Bonsai durch die lockigen Zotteln. »Er sieht aus, als ob er eine zu starke Dauerwelle bekommen hätte!«
    Lilli gab einen kleinen Gluckslaut von sich und hätte am liebsten laut losgelacht, aber sie riss sich zusammen – sie durfte hier auf keinen Fall einen Lachkrampf bekommen!
    »Wir haben eine Katze«, erzählte Jesahja nun. »Sie heißt Frau von Schmidt.«
    In Lillis Bauch kitzelte es. »Frau von Schmidt?«, wiederholte sie. Ihre Mundwinkel bogen sich unaufhaltsam nach oben. Lilli begann zu grinsen. Als Jesahja zurückgrinste, konnte sie schließlich nicht mehr anders und lachte laut heraus. Plötzlich stockte Jesahjas Grinsen jedoch, und er sah wie gebannt an Lilli vorbei. Lilli drehte sich schnell um und hoffte fast, ihr Vater würde hinter ihr stehen und der Grund sein, warum Jesahja mit einem Mal so gefesselt in diese Richtung starrte. Aber da war niemand. Sie blickte zurück zu Jesahja. Dem stand inzwischen der Mund offen, und er gaffte noch immer auf irgendetwas hinter Lilli.
    »Was ist denn?«, fragte sie so unbeschwert wie möglich, folgte seinem Blick und wandte sich noch einmal um – obwohl sie bereits ahnte, was Jesahja dermaßen in den Bann schlug. Dann sah sie es, und ihre Befürchtungen bestätigten sich: In dem Busch hinter ihr war gerade eine Blüte dabei, im Rekordtempo zu erblühen. Man konnte dabei zusehen, wie sich ein leuchtend rotes Blatt nach dem anderen auseinanderfaltete. Innerhalb von einer halben Minute war aus einer grünen Knospe eine knallrote Schönheit geworden. Jesahja schüttelte
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