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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Autoren: Justina Robson
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Hey, Zal!« Sie packte ihn am Arm, als er an ihr vorbeiging, und hauchte einen Kuss in Richtung seiner Lippen – was er mit einem eleganten Mwa beantwortete, ebenfalls ohne wirkliche Berührung. »Bis nachher.«
    Poppy glitt auf diese schwebende Feenart knapp über dem Boden dahin, als wäre sie so leicht wie Distelwolle. Viridia und Sand gaben sich etwas mehr Mühe, auf dem Boden zu bleiben, aber der Erfolg hielt sich in Grenzen. Ihre Flügel waren in Otopia nicht sichtbar, aber Lila stellte fest, dass sie ein leichtes Interferenzbrummen in ihren inneren Kommunikationssystemen erzeugten, wie es bei bestimmten Feenarten so oft der Fall war. Sie würde in ihrer Nähe vorsichtig sein müssen, weil sie ihre Reaktionen verlangsamten.
    Zal begrüßte die übrigen Bandmitglieder mit einem komplizierten Abklatschritual. Nachdem er den ersten Kontakt mit den umgänglichen Feen Lila selbst überlassen hatte, langte er jetzt hinter sich und zog sie in das eigentliche Aufnahmestudio, um sie den Menschen vorzustellen.
    »Jungs, das ist mein neuer Schatten, Lila. Lila steht nicht auf Rock, und sie steht nicht auf Elfen.«
    »Hey«, sagte der Bassist, der dunkle, milchgesichtige Luke, der, wie Lila befand, die Pubertät noch nicht weit hinter sich gelassen haben konnte. Sein Vorstrafenregister wies unter anderem zwei Einträge wegen Besitzes alchemistischer Drogen auf. Er grinste sie an und quetschte ihre Hand. »Geht sie jetzt überall mit uns hin?«
    »Worauf steht sie denn?«, fragte die DJane. Unter ihrem abgewetzten Zylinder starrte sie Lila warnend an.
    »Auf Gewalt«, sagte Lila in ihrem sanftesten Pensionatstonfall. Sie entzog Luke ihre Hand. Er zwinkerte ihr zu.
    Zal lachte.
    Die DJane entspannte sich und nickte. Ihre starre Miene löste sich zu einem Lächeln. »Na dann.«
    Luke sagte: »Du stehst nicht auf Elfen? Was bist du? So eine Art Rassistin?«
    »Ich liebe Elfen«, sagte Lila im selben Ton wie eben und mit einem Fotolächeln. »Und ich liebe Rock.«
    Jellys Stimme kam über die Sprechanlage. »Können wir vielleicht zur Sache kommen, ehe die Kosten für diese zusätzlichen Studiomusiker meine Chancen auf ein drittes Haus in New Malibu endgültig zunichtemachen? Bitte jetzt alles auf die Plätze. Leute. Instrumente. Technik.«
    Lila zog sich auf Jellys Seite der Glaswand zurück und setzte sich neben ihn ans Mischpult. Sie konnte keine untergründigen Aggressionen bei der Band feststellen. Im Gegenteil, alle schienen sich miteinander wohl zu fühlen. Auch unter den übrigen Leuten waren auf die Schnelle keine Anzeichen für irgendwelche internen Rivalitäten auszumachen. Es gab nichts weiter zu tun, als ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Sie wollten eine Mode-X-Coverversion von The Ace of Spades aufnehmen.
    Wie Jelly damals glaubte auch Lila nicht, dass Zal solche Songs jemals überzeugend singen könnte. Sie hatte noch nie einen Elf etwas anderes singen hören als spirituelle Lieder oder eine besonders preziöse Version von Stille Nacht. Sie wollte auch nicht hier herumsitzen und warten. Da sie jetzt überzeugt war, dass das Aufnahmestudio selbst sicher war, und an der Tür noch zwei weitere Sicherheitsleute standen, gab sie vor, auf die Toilette zu müssen, und schlüpfte hinaus, um den Rest des Gebäudes zu inspizieren.
    Poppy hatte recht gehabt, als sie gesagt hatte, die Drohbriefe, die Zal über Ozo Records erhalten hatte, seien zum Fürchten. Und sie waren aus Incon-Sicht von potenzieller Relevanz für die nationale Sicherheit. Einige kamen zwar eindeutig von Spinnern, die Zal wegen seiner Rasse, seines Musikgeschmacks oder wegen Verrats der alfheimischen Werte verunglimpften. Damit umzugehen war kein Problem: Ob sie nun von Elfen oder von Menschen stammten, sie würden direkt in den Papierkorb wandern. Aber die wirklich bedrohlichen Briefe, die, die zu Lilas Einsatz geführt hatten, waren von anderer Art.
    Diese wenigen Briefe waren auf magischem Pflanzenpergament geschrieben, und ihr Wortlaut variierte, je nachdem, wer sie las. Als sie der Leiter des Fanclubs geöffnet hatte, hatten sie wie normale Fanpost ausgesehen. Einigen waren sogar Schecks beigefügt für die ermäßigte Promo-Aufnahmegebühr, mit der eine Anzeige in Vanity Fair, wo ein langer Artikel über Zal erschienen war, geworben hatte. Doch in Zals Händen hatten sich die Buchstaben und Wörter verwandelt. Lila konnte zwar nicht lesen, was er sah, aber Zal hatte es kurz referiert. Der Text lautete:
     
    Kehre zurück auf dem Verlorenen
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