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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Autoren: Justina Robson
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sagte er so nah an ihrem Ohr, dass sie seinen warmen Atem auf ihren Locken spürte. »Ich dachte, Sie wollten mich da haben, wo Sie mich sehen können.«
    »Ich kann von hier aus alles sehen, was ich sehen will«, sagte sie und nahm das letzte Stück der Zufahrt so schnell, dass beim Einbiegen in die Straße ihre Knie fast den Asphalt berührten. Sie war sich so gut wie sicher, dass er fühlen konnte, wo ihr menschlicher Körper und die intelligenten Metallprothesen miteinander verwuchsen, und das war schrecklich, schlimmer, als sie gedacht hatte, aber was sie am meisten beunruhigte, war, dass es trotz ihres ganzen Trainings nur Sekunden gedauert hatte, bis sie sich in ein Spiel mit ihm hatte verwickeln lassen, wo doch Regel Nummer eins im Umgang mit Elfen – wie mit Drachen – lautete, das auf gar keinen Fall zu tun. Die flippigen Sprüche waren ein todsicheres Zeichen. Dieser Zitrusgeruch – hatte er das Ganze absichtlich angezettelt? Kein Zweifel … aber sie wurde jäh aus ihrer Grübelei gerissen.
    Als sie die Maschine wieder aufrichtete, sah sie rechts, wo sich die Bäume an eine steile Böschung krallten, eine diffuse Bewegung. Sie schaute genauer hin und erkannte die vage, hirschartige Gestalt – das Skelett aus Ästen, das Fleisch aus Blättern – eines großen Waldelementargeistes, der sie aus dem Schatten heraus beobachtete. Solche Wesen waren in Otopia sehr selten.
    Mehr bekam sie nicht mit. Die Maschine war zu schnell.
    Zal sagte und tat nichts mehr, rückte aber auch nicht von ihr ab. Auf der ganzen Strecke bis in die Stadt spürte sie seinen Körper an ihrem Rücken und den warmen Beinahe-Hautkontakt mit seinem Andalun. Sie ließ den Moment, als sie den Raum mit dem Meerblick betreten hatte, noch einmal in Einzelbildern Revue passieren. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet, lange bevor sie ihn gesehen hatte. Als sie prüfte, was ihre KI jetzt anhand der Bilder analysieren konnte, stellte sie fest, dass er sie beunruhigend intensiv ansah.
    Ich werde seinem Zauber nicht verfallen, es ist nur ein alberner magischer Trick, dieses Spiel, ermahnte sie sich streng. Das Ganze ist nichts weiter als eine billige Waffe, die sie einsetzen, um von Menschen zu kriegen, was sie wollen. Die meisten können nichts dagegen machen, merken es nicht mal, wenn sie darin verwickelt werden, aber ich werde auf diesen alten Trick nicht hereinfallen. Magische Bande und Verpflichtungen gelten nicht als real und haben vor Gericht keinen Bestand. Außerdem haben alle Elfen diesen intensiven Blick. Das ist ein Merkmal ihrer Spezies, genau wie die Ohren und die Überspannung des Nervensystems. Mein Job ist es, alles über ihn in Erfahrung zu bringen, ihn zu bewachen und herauszufinden, wer es auf ihn abgesehen hat, weiter nichts.
    Das stimmte alles. Aber es fühlte sich doch um einiges wahrer an, als sie auf dem Parkplatz des Studios ankamen und er sich ohne ein Wort von der Maschine schwang. Diesmal musste sie noch schneller gehen, um ihm auf den Fersen zu bleiben, als er in dem schummrigen, klimatisierten Gebäude verschwand.

 
3
     
     
    Lila schob die Fahrt und alles, was sie daran beunruhigt hatte, in den temporären Speicher ihrer KI und konzentrierte sich ganz auf die Begegnung mit den restlichen Bandmitgliedern, der Crew, den Studiomanagern, den Tontechnikern und den diversen Leuten, die sich eingefunden hatten, um bei den Aufnahmen zuzuhören. Beim Händeschütteln las sie Daten ab und verglich sie mit den Dateien, die sie bereits über die Einzelnen besaß. Datenströme flossen durch ihren Kopf, lieferten ihr Namen und alle erdenklichen Informationen.
    Die drei Backing-Sänger waren Feenländer, zwei Frauen des Smaragdvolks mit wunderschön grüner Haut und ein Chalcedonit, der in Dunkel- und Goldtönen gestreift war wie ein Tiger. »Er ist ein Blauer Mojave«, erklärte eins der Smaragdmädels, die ultradunkle Viridia, stolz, denn der Typ war ihr Freund. Er stellte sich als Sand – Sandy unter Freunden – vor.
    Die andere Fee war noch hübscher als Viridia, mit naturlimonengrüner Punk-Frisur und gertenschlanker Figur. Ihr fein geschnittenes Gesicht war mit ungewöhnlichem silbernem und türkisfarbenem Make-up auf das feenländische Äquivalent von Goth gestylt. »Ich bin Poppy«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Hey, toll, wenn wir endlich mehr Mädels sind. Hier ist ganz schön viel Testosteron am Werk, wenn du verstehst, was ich meine. Hast du die Briefe an Zal gesehen? Die sind echt zum Fürchten.
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