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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Autoren: Justina Robson
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noch schlimmer kommen … Hier, nimm …«
    Doch dann mussten sie sich weggedreht haben. Die Laute wurden zu schwach, als dass Lila noch irgendetwas verstehen konnte. Sie wartete und hörte dann schnelle Schritte auf sich zukommen, nur ein Paar Füße. Als Zal wieder auftauchte, war sie froher, als sie sich eingestehen wollte. Er war vollständig bekleidet und trug in jeder Hand ein leichtes Bündel.
    »Kleider«, sagte er und warf ihr das eine zu. »Essen«, ergänzte er, als er sich neben sie setzte und in dem anderen Bündel herumzukramen begann. Er reichte ihr etwas, das in Birkenrinde verpackt war.
    Lila riss das Päckchen auf und fand den Inhalt durchweicht, aber essbar. Ein paar Minuten aßen sie einfach nur stumm.
    »Danke«, sagte sie, als ihr Magen ihr erlaubte, einen Moment innezuhalten.
    Zal schluckte. »Wir müssen so schnell wie möglich nach Otopia zurück. Arië hat eine Menge Freunde, die sich wieder erholt haben und uns suchen, und dass sie uns noch nicht gefunden haben, liegt nur daran, dass du einen Großteil des Wegs hierher geflogen bist. Die Widerständler versuchen, sie aufzuhalten, aber sie müssen sich weiter tarnen, also können wir nicht allzu viel erwarten.«
    Lila öffnete das Kleiderbündel und zog nasse Elfenkleider heraus: Hosen und Wams. Sie fragte nicht, wo die Sachen herkamen, schüttelte sie einfach nur aus und zog sie an. Zal beobachtete sie, während er weiteraß. Erst als er merkte, dass sie es bemerkt hatte, senkte er den Blick.
    »Jetzt müsste doch alles anders sein«, sagte sie und spielte damit dunkel auf die letzte Nacht an, schloss aber auch den gesamten Vortag ein, weil es ihr sicherer schien.
    »Nein«, erwiderte Zal. »Es fühlt sich nur so an, weil du genau wie ich ein Schwellenwesen bist, weder das eine noch das andere, weder hier noch dort, ein Wesen, das überall hingehen und alles sein kann, ohne zu wissen, wo sein Weg hinführt. Und dann verblasst es wieder, und du bist wieder du, ziemlich genauso wie vorher.«
    »Ziemlich, aber nicht ganz.«
    »Nicht ganz.«
    Von jenseits des Hügels, hinter dem es zum Aparastilsee hinabging, hörten sie schwache Stimmen. Einige klangen panisch und verzweifelt. Diese Elfen waren nicht auf der Jagd nach ihr und Zal. Sie suchten im üppigen Unterholz von Sathanor nach Heilpflanzen. Lila hörte laute Rufe, als sie auf die benötigte Pflanze gestoßen waren.
    »Wir sollten zurückgehen und ihnen helfen«, sagte sie, weil es ihr ein Gebot des Anstands schien.
    Zal schüttelte den Kopf. »Wir können ihnen nicht helfen. Sie würden uns nur töten wollen. Die Einzigen dort unten, um die wir uns Sorgen machen müssen, sind Poppy und ’Dia, aber mit etwas Glück haben sie längst genug davon, Ariës Großmagier ertränken zu wollen, und sind schon wieder in Otopia und waschen sich die Haare«, erklärte er. Er hatte jetzt aufgehört zu essen, und das halbleere Vorratsbündel lag neben ihm. Er drehte sich auf den Bauch, stemmte sich auf die Ellbogen hoch, rupfte einige feine Halme ab und verzehrte mit wenig begeistertem Mienenspiel jeweils das unterste Stück. »Gras?«
    »Ich hab meine Pferdephase hinter mir.« Lila fühlte die Spannung zwischen ihnen, wie ein seltsames Polymer, das sich immer weiter und weiter dehnte. Ihr Geständnis ließ ihr keine Ruhe. Um ihres Jobs willen – um ihrer Seele willen – wollte sie wissen, warum er jemanden getötet hatte, und einen Grund finden, warum sie selbst es getan hatte, damit sie sich nicht so schlecht fühlen musste.
    Zal hob eine Augenbraue und zwirbelte einen langen Grashalm zwischen Zunge und Oberlippe.
    »Also, wen hast du getötet?«, fragte sie, enttäuscht von seinem mangelnden Heroismus und ihrem eigenen.
    Zal sagte achselzuckend: »Einen Feenmann und eine Menschenfrau. Beides dienstliche Morde, in Zeiten, als ich zu so was noch fähig war.«
    Lila wartete, dass er die Frage zurückgab, aber er tat es nicht. Er sah sie einfach nur schweigend an. Sie sagte die Worte zuerst innerlich, um auszuprobieren, ob sie es überhaupt konnte. Dann sagte sie laut: »Ich habe Dar getötet.«
    »Oh, Shit!«, sagte Zal leise und ließ den Kopf fast bis auf den Boden sinken, sodass ihm das Haar ins Gesicht fiel. Sein Körper hing an der knochigen Achse seiner Schultern wie nasses Papier. Er griff sich an den Kopf, und sie sah, wie die Finger sich in sein Haar krallten und schmerzhaft fest daran zogen.
    Lila zitterte vor Reue und Selbstekel. »Was war er für dich?«, flüsterte sie und fürchtete die
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