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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Autoren: Justina Robson
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zerdrückten Grases zwischen ihnen stieg ihr in die Nase. Für das, was sie jetzt empfand, wusste Lila das Wort. Traurigkeit. Wie hatte sie all die Jahre so dumm sein können? Wie hatte sie die ganze Zeit mitmachen können wie eine Idiotin, zulassen können, dass ihre Vorgesetzten sie formten und sie Schritt für Schritt von ihrem naiven, unschuldigen Leben fortführten? Wie hatte sie dem allem zustimmen können – bis sie jetzt hier bei ihm lag, unfassbar entstellt, eine lebende Tote, und er so lebendig vor ihr, Zal, der sich selbst nie verloren hatte.
    »Das Spiel«, rief sie. Es war ein dummer Einwand, aber sie wollte das Ganze irgendwie stoppen. Heiße Tränen machten sie blind, rannen über ihre Nasenwurzel und ihre Schläfe in ihr nasses Haar. Ihr Brustkorb war ganz starr. Ihr Atem musste sich zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen durchkämpfen.
    »Sei still und lass mich machen oder schlag mich k.o. und lass mich hier liegen«, sagte Zal mit einem nachsichtigen Stirnrunzeln, ohne den Strom auch nur für einen Moment zu unterbrechen.
    »Bitte«, sagte sie, »lass mich.«
    Er streichelte ihre Stirn. »Ist doch alles gut. Schau, Elf stark. Dämon stark. Machen, dass es hübschem Robot-Girl besser geht.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Was verstehe ich nicht? Dass es wehtut, nirgends hinzugehören, zu niemandem?« Er drückte sanft auf ihre Stirn, über der Nasenwurzel, lächelte dann leise und fuhr mit dem Zeigefinger ihre Nase hinunter, ließ ihn da ruhen, wo ihre Lippen sich trafen.
    Es war, als hätte er einen Schalter umgelegt. Lila fühlte sich älter, aber der Sturm der Gefühle hatte sich gelegt, war vorbei und erledigt. Er war nicht einfach nur weg, sondern gelöst. Zal gähnte und sah sie an, in sich ruhend wie eine Katze.
    Lila versuchte zu lächeln, aber es ging nicht. »Ich habe jemanden getötet.« Der ganze Zauber des Augenblicks erstarb, auch den hatte sie nun getötet. Sie bereute es bitterlich. Ihr ganzer Körper bebte vor Liebe zu Zal.
    Zal zog seine Hand weg. Seine dunkelbraunen Augen, schwarz in dem indigoblauen Licht, blickten nach links unten, in die Unendlichkeit der Erinnerungen, ehe sie wieder in ihre sahen. »Ich auch.«
    In diesem Moment hatte er gar nichts von dem witzelnden, spöttischen Dämon. Lila sah nur den Elfen, älter, als sie gedacht hatte, ganze Welten der Erfahrung hinter den Augen, die sie ansahen und dann durch sie hindurchstarrten – dieser in weite Ferne gerichtete Blick, den sie inzwischen so gut kannte. Seine Haut schimmerte weiß im Mondlicht, die Schatten in seinem Gesicht und seinem Haar waren allesamt von weichen Blautönen, Tümpel von flüssigem Schatten. Er kehrte aus der Ferne zurück und sah jetzt wieder sie an. »And don’t it make my brown eyes blue?«, zitierte er den berühmten Country-Song.
    Lila wollte ihn, wie sie in ihrem ganzen Leben noch nichts gewollt hatte. Sie stemmte sich auf Hände und Knie empor und drehte ihn auf den Rücken. Über ihm kauernd, musterte sie die Stellen, wo sie die Kanülen eingestochen hatte. Es waren jetzt nur noch kleine, blutunterlaufene Punkte, Schattenfleckchen in einer Welt aus Baumschatten und kaltem Mondlicht. Er lag entspannt im tiefen Gras, die Arme an den Seiten, und sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an. Sie wusste nicht, was er tun würde, aber zum ersten Mal war es ihr egal, selbst wenn er sie zurückwies, und sie berührte eine der Einstichstellen sanft mit den Lippen.
    Sein Kreuz wölbte sich, und er gab einen leisen, unartikulierten Lustlaut von sich. Sie fühlte die federzarte Berührung seines Andalun an der Innenseite ihrer Unterarme, fühlte es leicht über Metall streichen, das so antithetisch zu ihm war, fühlte, wie es von der reaktionslosen, undurchdringlichen Oberfläche abglitt. Sie bedeckte Zals Hals mit Küssen, leckte seine warme Haut, biss ihn sanft. Er breitete die Arme aus, reckte das Kinn, bog den Hals auf eine wollüstige Art zurück, die Hitze durch ihren Körper jagte. Sie ließ ihre Lippen abwärtswandern, über seine kräftigen, flachen Brustmuskeln. Während das Wasser des Aparastilsees nach nichts geschmeckt hatte, war seine Haut salzig, süß und würzig zugleich. Als sie ihre Zunge über seine Brustwarze gleiten ließ und plötzlich seine Hände in ihrem Haar fühlte, während er sie an sich zog, da vergaß sie, wer und was sie war, und verlor sich ganz im Empfinden ihrer Sinne, in Aktion und Reaktion, im beseligenden Gefühl, ihm nahe zu sein, in seiner willigen Hingabe an
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