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Light Dragons

Light Dragons

Titel: Light Dragons
Autoren: K MacAlister
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Weg durch den dämmerigen Stall. Die Stimme des Mannes war tief, und er sprach Französisch, nicht das Englisch der Leibeigenen, aber er hatte einen Akzent, den ich noch nie gehört hatte.
    »Wo versteckt ihr sie?«
    Seine Stimme klang wütend, und es lag noch etwas anderes darin, das ich nicht definieren konnte. Ich klopfte Abelard, den Wallach meiner Mutter, auf den Hals und schlüpfte neben ihn in die Box, um durch einen Spalt in der Holzwand zu beobachten, wie der Magier-Krieger im Hof herumstampfte. Meine Eltern liefen hinter ihm her.
    »Wir verstecken niemanden, Mylord«, sagte Papa in entschuldigendem Tonfall.
    Mir fiel vor Staunen der Unterkiefer herunter. Papa entschuldigte sich nie bei irgendjemandem! Er war ein berühmter Magier und so angesehen, dass manche seiner Zunft monatelange Reisen auf sich nahmen, nur um ihn zu konsultieren. Und doch rannte er hier hinter diesem Krieger her und blökte wie ein Schaf, das seine Herde verloren hatte.
    »Kostya hat sie gesehen«, knurrte der Krieger und fuhr herum, um Papa finster anzustarren. Die hochgewachsenen Wachen, die ihn begleiteten, bewegten sich in einem Halbkreis hinter ihm. »Willst du uns etwa der Lüge bezichtigen?«
    »Nein, Mylord, niemals!« Papa rang die Hände. Meine Mutter stand blass und verängstigt neben ihm. »Wenn Ihr in die Halle kommen wollt, dann erkläre ich Euch …«
    »Was erklären? Dass Ihr einen Drachen gefangen haltet, einen weiblichen Drachen im zarten Alter?«
    »Sie ist keine Gefangene …«, setzte Papa an, aber meine Gedanken schweiften ab. Ein Drache? Hier? Ich hatte Geschichten von solchen Wesen gehört, aber nie eins gesehen. Margaret hatte mir erzählt, dass es in Wirklichkeit gar keine Drachen gäbe, dass sie von Männern erfunden worden seien, die zu viel Wein getrunken hätten, aber einmal hatte ich zufällig mitbekommen, wie meine Mutter ihrer Zofe von einem weiblichen Drachen erzählt hatte, mit dem sie in ihrer Jugend befreundet gewesen war. Vielleicht hatte Mama sie ja tatsächlich all die Jahre hier versteckt. Wer mochte es wohl sein? Leah, die Amme, die Margaret und mich gestillt hatte? Eines der Dienstmädchen meiner Mutter? Die flatulierende Lady Susan?
    »Ich könnte wetten, sie ist es«, sagte ich zu Abelard. »Sie hat was von einem Drachen.«
    »Bringt sie zu mir!«, verlangte der Krieger. Ich schob Abelards Kopf beiseite, um besser in den Burghof blicken zu können. Mit angehaltenem Atem wartete ich auf das Erscheinen des Drachen.
    »Mylord, Ihr kennt die Umstände nicht. Ysolde weiß nichts von ihrer Herkunft. Wir haben sie wohl behütet, sie wie unsere eigene Tochter …«
    Meine Haut prickelte. Mein Blut rauschte. Ich starrte Papa an, meinen Papa, den einzigen Papa, den ich in meinem Leben kannte, und traute meinen Ohren nicht.
    »… sie ist vor denen beschützt worden, die ihr etwas antun könnten, so wie meine Gemahlin es dem Drachen, der sie hier zur Welt gebracht hat, geschworen hat.«
    »Ich?«, sagte ich und griff mir an den Hals. Meine Stimme war nur ein schwaches Krächzen. »Ich bin ein Drache?«
    »Das interessiert mich nicht«, sagte der Krieger mit drohender Stimme. »Sie ist ein Drache und offensichtlich schon alt genug. Sie gehört zu ihrer eigenen Art, nicht zu Menschen.«
    Meine eigene Art? Schuppige, langschwänzige, Feuer speiende Ungeheuer? Ein Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Der Laut war beinahe unhörbar, und doch fuhr der Krieger sofort herum und blickte mit seinen schwarzen, durchdringenden Augen in meine Richtung. Ich hätte schwören können, dass sein Blick durch die Holzwand des Stalls drang.
    Lauf weg , sagte mir mein Verstand, als der Mann auf die Stalltüren zukam. In diesem Moment wusste ich, dass er einer von ihnen war. Er war ein solches Ungeheuer. Mein Gehirn wartete erst gar nicht ab, bis ich diese Erkenntnis verarbeitet hatte. Flieh, drängte es mich, flieh!
    Ich hielt mich nicht lange damit auf, die Weisheit dieses Befehls zu hinterfragen, sondern drehte mich auf dem Absatz um und rannte den schmalen Stallgang entlang bis zur hintersten Ecke, wo ein kleines Fenster dazu diente, das Heu von den Wiesen hereinzureichen. Dem Wutgebrüll hinter mir nach zu urteilen, war ich jedoch nicht schnell genug.
    »Bleib stehen!«, brüllte der Krieger, als ich durch das Fenster sprang und gleich weiterrannte, obwohl ich hart auf den Boden aufgeschlagen war. Ich lief um die Gatter, hinter denen das Schlachtvieh stand, herum und an den kleinen Hütten der Handwerker und ihrer
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